Cowboy - Riskanter Einsatz
das kann ich ihm geben.“
Melody stand auf und nahm ihre Schwester in den Arm. „Geh und kämpf um ihn!“, flüsterte sie und blinzelte, um die Tränen zurückzuhalten.
Und dann war Brittany weg und sie mit Jones allein in der Küche. Mit Jones und seinen seegrünen Augen …
„Ich werde mich lieber duschen und umziehen“, sagte er.
Sie nickte. „Das muss ich auch noch.“
„Bist du sicher, dass ich nicht allein gehen soll?“, fragte er.
Melody war sich überhaupt keiner Sache mehr sicher. „Die Einführung dauert nur neunzig Minuten“, sagte sie. „Die Zeit wird um sein, ehe wir’s uns versehen.“
Hoffte sie.
Jones goss sich gerade eine Tasse Kaffee ein, als Melody von der Damentoilette zurückkam. Abby Cloutier, die Kursleiterin, hatte eine zehnminütige Toilettenpause angesetzt – eine zwingende Notwendigkeit in einem Kurs voller hochschwangerer Frauen.
Bisher hatten sie auf Klappstühlen in einem abgedunkelten Raum gesessen und sich einen Film zum Thema angesehen. Melody war es sehr schwergefallen, sich zu konzentrieren, weil Jones neben ihr saß. Seine Nähe stellte eine starke Ablenkung dar. Er roch gut und sah sogar noch besser aus.
Aber er musste sie nicht anfassen.
Bis jetzt nicht.
Jones hörte lächelnd einem anderen Mann zu. Er stand in einer Gruppe von fünf werdenden Vätern, die sich an den Keksen auf dem Kaffeetisch gütlich taten. In seiner Khakihose und dem Polohemd, die Haare zu einem ordentlichen Pferdeschwanz gebunden und frisch rasiert, sah er unglaublich gut aus. Und obwohl fast alle Männer in etwa gleich gekleidet waren, fiel er sofort ins Auge. Er hätte ebenso gut seine weiße Uniform tragen können.
„Ist das dein Navy SEAL?“, fragte eine Stimme in Melodys Rücken. Sie drehte sich um und entdeckte Janette Dennison, eine ehemalige Schulfreundin von Brittany, die ihr viertes Kind erwartete. Janette spähte durch den Raum zu Jones hinüber. „Mein Gott, er wirkt größer als Hank Forsythe!“
Hank leitete das örtliche Fitnessstudio. Seine Frau, Sandy, war mit ihrem ersten Kind schwanger. „Jones ist größer“, betonte Melody.
„Dein Lieutenant Jones ist nicht nur größer“, gab Janette zurück. „Er ist … unbeschreiblich, Mel. Ist dir gar nicht aufgefallen, dass jede anwesende Frau dich so ansieht, als hättest du im Lotto gewonnen?“
Es war Melody aufgefallen. Aber sie wusste nur zu gut, dass der Neid der anderen sich schnell legen würde, wenn sie wüssten, womit genau ein US Navy SEAL seinen Lebensunterhalt verdiente. Auf der Toilette hatten sich mehrere Frauen darüber beklagt, dass ihre Männer mehrtägige oder gar mehrwöchige Geschäftsreisen nach Boulder, Los Angeles oder Seattle unternehmen mussten.
Sie ahnten nicht, wie viel Glück sie doch hatten. Ihre Männer würden nicht per Fallschirm aus Flugzeugen oder Hubschraubern ins Meer springen und in Feindesland eindringen müssen. Ihre Männer trugen Aktentaschen bei sich, keine halb automatischen Schusswaffen. Ihre Arbeit brachte sie nicht in Gefahr für Leib und Leben. Ihre Männer würden immer gesund und munter nach Hause zurückkehren. Es bestand keine Gefahr, dass man sie auf einer Trage heimtransportieren würde, blutend, mit Schusswunden. Oder gar in einem Leichensack.
„Hat er dich wirklich aus der Botschaft befreit, in der du als Geisel festgehalten wurdest?“, fragte Janette. „Das ist ja so romantisch!“
Melody lächelte. Aber Janette irrte. Ja, Jones hatte ihr das Leben gerettet. Aber er hatte auch Chris Sterling und Kurt Matthews das Leben gerettet. Er würde jedermanns Leben retten. Das war für ihn keine Herzensangelegenheit, sondern sein Job. Und deshalb war an dem Umstand, dass er sie gerettet hatte, nichts sonderlich Romantisches.
Was Melody hingegen wirklich romantisch fand, war die Vorstellung, wie Jones auf der Trittleiter im Kinderzimmer stand und Gardinen aufhängte, die mit kleinen Häschen und Teddybären bedruckt waren.
Romantisch war der verwunderte Ausdruck in seinen Augen, als er sie berührte und die Bewegungen des Babys unter seiner Hand fühlte.
Romantisch war, wie er sich auf der Rückfahrt von New Hampshire, nachdem sie Andy gefunden hatten, heimlich Tränen der Erleichterung aus den Augen wischte, als er glaubte, dass sie nicht hinsah.
Romantisch war die Art, wie nur er sie anschauen konnte. So wie jetzt – als wäre sie die schönste, begehrenswerteste Frau auf dem ganzen Planeten. Seine Lider hatte er leicht gesenkt, ein leichtes Lächeln
Weitere Kostenlose Bücher