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Cowboy - Riskanter Einsatz

Cowboy - Riskanter Einsatz

Titel: Cowboy - Riskanter Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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wollte das Bier gar nicht selbst trinken.“
    In ihren Augen las er den dringenden Wunsch, er möge ihr recht geben. Er hätte das gern getan, damit sie ihm ein Lächeln schenkte, sah sich aber nicht dazu in der Lage.
    „Ich wette, er wollte nicht alles allein trinken“, widersprach er, „aber ein wenig doch ganz sicher. Wahrscheinlich gerade so viel, um einen ordentlichen Schwips davon zu kriegen und das Ganze noch als positive Erfahrung verbuchen zu können. Was dazu geführt hätte, dass er Lust bekommen hätte, es wieder zu tun.“
    Melody nickte. Sie schaute sehr ernst, hing an seinen Lippen, als wäre er der Quell der Weisheit und des Wissens schlechthin.
    „Wir müssen also Folgendes tun“, fuhr Cowboy fort. „Wir müssen dafür sorgen, dass seine erste Erfahrung mit einem Sechserpack Bier zum Albtraum für ihn wird.“
    Sie runzelte die Brauen, beugte sich leicht vor. „Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz.“
    „Erinnerst du dich an Crash?“, fragte Cowboy. „William Hawken, meinen Schwimmkumpel?“
    „Natürlich.“
    „Bis heute rührt er keinen Tropfen Alkohol an – zumindest vermute ich das. Er hat mir mal erzählt, dass er kaum älter war als Andy, als sein Onkel ihn dabei erwischt hat, wie er ein Bier aus dem Kühlschrank im Keller stibitzen wollte.“ Das war eines der wenigen Erlebnisse seiner Kindheit, von denen Crash Cowboy erzählt hatte. Und das hatte er getan, um ihn ein für alle Mal davon zu überzeugen, dass er wirklich kein Bier wollte. „Crashs Onkel hat ihm an dem Tag eine Lehre erteilt, und dasselbe werden wir mit Andy tun.“ Er lächelte bedauernd. „Solche Lehren hätte ich selbst auch gut gebrauchen können, aber der Admiral war nicht oft genug zu Hause, um auch nur zu ahnen, in was für Schwierigkeiten ich mich immer wieder gebracht habe.“
    Sie musterte ihn aufmerksam. „Du hast mir doch erzählt, dein Vater sei sehr streng gewesen.“
    „Das war er auch – wenn er denn mal zu Hause war. Aber nachdem wir nach Texas gezogen waren, war er so gut wie nie da. Es ist sogar mehrfach vorgekommen, dass er nicht mal über Weihnachten heimkam.“
    Jetzt hatte er ihre volle Aufmerksamkeit, und er redete weiter. Sie behauptete, sie würden einander kaum kennen, und obwohl es ihm sehr schwerfiel, über seine alles andere als vollkommene Kindheit zu sprechen, war es wichtig, dass sie verstand, aus welchen Verhältnissen er stammte. Und warum es für ihn nicht infrage kam, sie und ihr gemeinsames Baby sitzen zu lassen.
    „Weißt du, ich war einmal genauso wie Andy“, fuhr er fort. „Ich habe meinen Alten immer in Schutz genommen. Er musste dorthin gehen, wo er gebraucht wurde. Er war sehr wichtig. Er hatte dort zu sein, wo es heiß herging. Obwohl er sich während des Vietnamkriegs das Recht, sich zurückzulehnen und zu entspannen, mehr als verdient hatte, bat er nicht darum, an einen netten Ort wie Hawaii versetzt zu werden. Hawaii wäre zwar nicht ganz das gewesen, was meine Mutter sich gewünscht hätte, aber sie hätte sich damit zufriedengegeben. Der alte Harlan jedoch wollte stets noch höher hinaus.“
    Melody sah ihn mitfühlend an.
    „Ich dachte immer, er hätte einen sehr anstrengenden Job – monatelang auf See, verantwortlich für all seine Männer, wohl wissend, dass er im Falle eines Kriegsausbruchs mitten im dicksten Schlamassel stecken würde. Aber tatsächlich fiel ihm das alles leicht. Wir waren sein anstrengendster Job: seine Frau, die ehrlich nicht verstand, warum er nicht aus der Navy ausschied und für Onkel Harold Autos verkaufte. Ein Kind, das mehr brauchte als die ständige Ermahnung, die Note „Gut“ sei einfach nicht gut genug. Weißt du, ich konnte mir ein Bein ausreißen, mein Zimmer für ihn picobello aufräumen und sauber machen, und er? Er sah nur den winzigen Staubfleck, der mir entgangen war. Ja“, wiederholte Cowboy leise, „wir waren sein anstrengendster Job. Und er lief vor uns davon.“
    Sie sagte nichts, aber er wusste, dass sie seine Botschaft verstanden hatte. Er würde nicht davonlaufen.
    Cowboy schob seinen Stuhl zurück, sorgsam bemüht, sich langsam zu bewegen. „Darf ich dein Telefon benutzen?“
    Sie schüttelte den Kopf, abgelenkt, als ob sie noch an dem kaute, was er ihr gerade erzählt hatte. Aber dann schaute sie auf: „Warte, du hast mir nicht genau erzählt, was Crashs Onkel an jenem Tag getan hat.“
    „Hast du Vince Romanellas Nummer?“ Cowboy überflog die Liste mit den Telefonnummern von Nachbarn und Freunden,

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