Cowgirl in Spitzenhöschen
gefragt. Sie war gerade dabei gewesen, ein Frühstück zuzubereiten, von dem Riley geträumt hatte, seit seine Mutter vor fünfzehn Jahren gestorben war.
“Aber sicher. Es ist ja auch seine Ranch.”
In diesem Moment hatten sie die stillschweigende Übereinkunft getroffen, es Jake nicht zu leicht zu machen. Sie wollten nicht Jakes Träume zerstören, aber sie wollten ihm die Wirklichkeit zeigen.
“Einen schönen Tag!”, hatte Dori ihnen hinterhergerufen, und den hatten sie auch.
Obwohl Jake ihn aufhielt, ihm oft im Weg war und andauernd Sachen fallen ließ, gefiel es Riley, den Jungen um sich zu haben.
Und wie neugierig der Junge war! Er wollte tausend Dinge wissen, und seine Fragen hatten Hand und Fuß. Er hörte Rileys Antworten gespannt und aufmerksam zu und redete nur, wenn er eine weitere Frage oder etwas beobachtet hatte.
Riley gefiel, worauf sein Neffe achtete. Die Fragen beantwortete er nach bestem Wissen, und die Beobachtungen gaben ihm einen Einblick in Jakes Gedankenwelt.
“Großvater sagt immer, dass ihm Rinder am besten als Steaks gefallen, aber ich sehe sie lieber draußen auf der Weide”, erzählte er Riley gleich am ersten Tag. “Hier draußen, wo der Wind weht und man frei ist.”
“Geht mir genauso”, hatte Riley zugestimmt. Er hatte Tricias Begeisterung für Städte nie verstehen können. In der Stadt hatte er immer das Gefühl, zu ersticken. Er mochte die Weite des Landes. Er mochte es, dass er den Horizont sehen und stundenlang herumlaufen konnte, ohne einer Menschenseele zu begegnen.
Außer Jake natürlich.
Er konnte Teile von Chris in Jake wiedererkennen – ein Chris, der Chris nie hatte sein wollen. Es schien fast, als ob der Junge seinem Onkel ähnlicher war als seinem eigenen Vater. Was Chris wohl dazu gesagt hätte, dass der Junge die Ranch so liebte? Wahrscheinlich hätte er darüber gelacht.
“Ich schätze, er ist genauso altmodisch wie du”, hätte er hinterhältig grinsend zu Riley gesagt.
Für Chris hatte er immer einer ausgestorbenen Gattung angehört. “Ein Cowboy aus dem 19. Jahrhundert, der versucht, im 20. und 21. Jahrhundert zurechtzukommen.” Die Anschaffung des Computers war sein Versuch, die Brücke zwischen den Jahrhunderten zu schlagen. Aber er konnte seine Freude darüber nicht verhehlen, dass Chris’ Sohn seine Vorlieben teilte.
Und der Junge arbeitete genauso hart wie er selbst.
Riley behielt ihn immer im Auge. Auf der einen Seite wollte er ihm begreiflich machen, wie anstrengend die Arbeit auf einer Ranch war, auf der anderen Seite wollte er aber auch nicht, dass der Junge vor Erschöpfung zusammenbrach.
Doch diese Sorge war unbegründet.
Jake war ein guter Arbeiter, ein Tatmensch. Als er am zweiten Morgen zu Riley kam, war er zerschlagen und sonnenverbrannt. Doch als Riley ihm vorschlug, an diesem Tag zu Hause zu bleiben, schüttelte er energisch den Kopf.
“Wir sind doch Partner!”
Ja, das waren sie.
Die ganze Woche arbeiteten sie zusammen, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Jake veränderte sich. Er schien nun stärker, kräftiger und gewiefter zu sein. Immer weniger musste er Riley um Hilfe bitten. Er konnte sein Pferd selbst satteln, mistete die Ställe aus, und manchmal klappte es auch schon mit dem Lassowerfen. Er konnte sogar den Pick-up fahren, wenn Riley ihm ein Kissen auf den Fahrersitz legte, damit er über das Steuer sehen konnte.
Am Ende der Woche überprüften sie das Vieh in einem Gebiet, in dem Riley und Chris als Kinder immer zum Schwimmen gegangen waren. Schon ihr Vater hatte in diesem Teich gebadet.
Jake bekam große Augen, als Riley ihm vorschlug, schwimmen zu gehen. “Ehrlich?” Sofort sprang er von seinem Pferd, zog seine Stiefel aus und riss sich die Kleidung herunter. Doch dann fiel ihm ein, dass sie überhaupt keine Badesachen dabei hatten.
“Dafür ist die Unterwäsche gut”, wies Riley hin. “Das sind irgendwie Badesachen, die man immer dabeihat.”
“Machst du das auch so?”
“Natürlich.” Er erzählte aber lieber nichts von der Zeit, als er am College mit Tricia immer nackt gebadet hatte. Gewisse Sachen sollten Jungen selbst herausfinden, wenn sie alt genug dazu waren.
“Wer zuletzt drin ist, ist ein Frosch!”, schrie Jake und rannte los. Er sprang hinein und kreischte auf, als er feststellte, dass das Wasser eiskalt war. Aber das machte ihm nichts aus. “Komm rein, Onkel Riley! Worauf wartest du denn?”
Riley zog sich aus und sprang ebenfalls ins Wasser.
Sie spritzten sich nass,
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