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CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)

CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)

Titel: CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martyn Bedford
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nächsten ist man so niedergeschlagen, dass man Schluss machen will.« Rob fuhr sich mit den Fingern durch die blond gefärbten Haare, worauf sie noch mehr als sonst abstanden.
    »Hast du denn schon mal drüber nachgedacht?«, fragte Alex. »Schluss zu machen?«
    Rob hielt seinem Blick stand. »Alex, es gibt keinen psychisch Evakuierten, der noch nicht darüber nachgedacht hätte.«
    Daraufhin sagten beide eine Weile gar nichts mehr. Sie saßen einander gegenüber, tranken Tee und lauschten Beagles Schnaufen. In dem Camper war es erstaunlich sauber und aufgeräumt. Alex hatte bisher nur vorn in der Fahrerkabine gesessen und sich den Wohnraum als chaotische Junggesellenbude vorgestellt. Aber hier war alles tipptopp. Es roch nach Raumspray. Die Vorhänge waren mit Schleifen zurückgebunden. Das Einzige, was nicht ordentlich in einem Regal oder Schrank verstaut war, war die aktuelle Ausgabe des
Independent,
der auf dem Sitz gleich neben Alex lag, sowie ein teuer aussehender Laptop (zugeklappt), der eine Ecke des Tisches beanspruchte. Robs Verbindung zur Welt und zum P E-Forum . Seltsam, dass Alex angenommen hatte, die erste Mail, die er von Corb1959 erhalten hatte, stamme aus Neuseeland, obwohl sie in Wirklichkeit aus einem Campingbus gekommen war oder aus irgendeinem Internetcafé oder wo Rob sonst gerade auf seiner sogenannten
Großen Rundreise durch die Heimat
haltgemacht hatte.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte Alex.
    »Oha. Das ist immer schlecht.«
    Alex ging nicht darauf ein. »Über Flip. Und über diese   … Albträume ständig. Ich glaube, das ist
er.
«
    »Du glaubst, die Albträume sind Flip?«
    »Ja.« Er beobachtete Robs Gesicht. Nahm Rob ihnüberhaupt ernst? Anscheinend ja. »Ich glaube, das ist seine Seele, seine Psyche, die meine Seele verfolgt, ihr immer auf den Fersen ist. Sie will mich schnappen, verstehst du? Sie will mich aus Flips Körper vertreiben.«
    Rob schwieg. Aber er ließ Alex nicht aus den Augen.
    »Und diese Schreie«, fuhr Alex fort, »das ist auch Flips Seele. Sie heult. Vor Schmerz und vor Wut. Vor Entsetzen. Sie schreit, weil sie aus meinem Körper weg- und wieder in ihren eigenen zurückwill.« Jetzt sprudelte es nur so aus ihm heraus. »Ich bin dabei, ihn umzubringen, Rob. Ich bin dabei, Flips Seele zu töten.«
    Rob rieb sich die Hände und schaute weg. »Das kannst du nicht wissen«, sagte er. »Die Albträume   … ja klar, du fühlst dich grässlich   … wegen dem, was mit Flips Psyche passiert ist. Das machen alle PEs durch.« Er blickte Alex wieder an. »Aber du projizierst deine Schuldgefühle in diese Träume, bastelst dir daraus eine Geschichte zusammen.«
    »Diese Vision, als ich umgekippt bin«, sagte Alex. »Was, wenn sie
echt
gewesen ist? Wenn es Flip gelungen war, mich ein, zwei Sekunden lang in meinen eigenen Körper zurückzuholen?«
    »Alex   …«
    »Ich war
dort,
auf dem Bett im Krankenhaus, und ich habe meine Mum gesehen.«
    Rob schüttelte den Kopf. »Das
möchtest
du gern glauben. Das ist reines
Wunschdenken.
«
    »Flip stirbt, aber er wehrt sich dagegen. Es ist seinletzter verzweifelter Versuch, sich zu retten. Indem er in seinen eigenen Körper zurückkehrt.« Alex beugte sich vor und stieß gegen den Tisch. Der Tee schwappte aus den beiden Bechern. »Wir haben wieder
getauscht,
Rob. Nur einen Augenblick. Das kann doch sein, oder? Wieso soll es so was nicht geben?«
    Rob stand auf und holte ein Geschirrtuch. »Es kann schon sein«, sagte er. »Klar kann es so was geben.«
    Aber Alex spürte, dass Rob nicht recht daran glaubte, dass es wirklich passiert war. »Es ist, als hätte ich einen Tunnel gefunden«, sagte Alex, »einen Geheimgang in meinen eigenen Körper. Oder Flip hat ihn gefunden, wie auch immer.«
    Er sah zu, wie Rob erst die eine, dann die andere Tasse anhob und den Tisch abwischte. Plötzlich fegte Alex wütend einen Becher quer durch den Bus. Der Tee schwappte in hohem Bogen durch die Luft, der Becher knallte an die Wand und blieb, wundersamerweise unversehrt, neben der Tür liegen. Beagle sprang auf und bellte; dann besann er sich und leckte die teebespritzte Wand ab.
    »Ich brauche keinen Mentor, Rob! Ich brauche keinen verdammten Schutzengel   … Ich will
zurück.
Ich will, dass du mir hilfst, wieder Alex zu sein!«
    Rob setzte sich wieder hin. Seine Miene war ausdruckslos. In der Stille schwang das Echo von Alex’ Ausbruch nach wie das Nachbeben einer Bombenexplosion. Alex konnte nicht glauben, was er eben getan hatte. Seine Hände

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