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CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)

CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)

Titel: CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martyn Bedford
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zitterten vor Aufregung. Als Robschließlich den Mund aufmachte, klang seine Stimme sehr bewegt.
    »Was hast du morgen vor, Alex?«
    »Morgen? Nichts.«
    »Ich hol dich um zehn am Bahnhof ab.« Rob starrte den Becher auf dem Boden an, als frage er sich, wie er dorthin gelangt war. »Ich muss dir was zeigen.«
     
    Als Alex am Bahnhof ankam, stand der Camper schon da, regelwidrig in einer Bushaltebucht geparkt. Rob legte die Zeitung weg, in der er gerade las, und stieß die Beifahrertür auf.
    »Falls du heute hier drin wieder Sachen durch die Gegend schmeißen willst, dann bitte nicht, während ich fahre«, sagte er.
    Alex schnallte sich an. »Hör mal, Rob, es tut mir   …«
    »Es tut dir leid, ja, ja.« Rob ließ den Wagen an, legte den ersten Gang ein und fuhr ohne Blinker und ohne auf den Verkehr zu achten aus der Haltestelle heraus. Hinter ihnen hupte jemand. Rob kümmerte sich nicht darum. »Weißt du, was ich gemacht habe, damals in Dunedin, zwei Wochen nach meinem Wechsel?« Er sah Alex kurz von der Seite an und grinste. »Ich habe den Fernseher von Robs Eltern aus dem Fenster geworfen. Durch das geschlossene Fenster.«
    »Echt?«
    »Hab nicht mal vorher den Stecker gezogen.«
    Alex lachte. Dann hielt er sich am Türgriff fest, als Rob ohne Vorwarnung abbog. Rob schlug mit der flachenHand auf die Kühlbox zwischen ihnen und verkündete, darin seien Getränke (alkoholfreie) und haufenweise Sandwiches.
    »Wo bist du denn heute   – offiziell?«, fragte Rob.
    »Mit Jack zum Kricket nach Headingley.«
    Rob nickte. Das war gut. Dann hatten sie viel Zeit. »Was dagegen, wenn ich rauche?«, fragte Rob und zündete sich auch schon eine an. Er öffnete das Fenster auf der Fahrerseite und Alex musste lauter reden, um den Wind und den Verkehr zu übertönen.
    »Wo fahren wir eigentlich hin?«
    Rob grinste ihn wieder an. »Nach Manchester, mein Freund. Wir fahren nach Manchester.«
     
    Sie parkten in einem sehr grünen Viertel im Süden der Stadt. Rob hatte sonst nichts über ihren Ausflug verraten. Bei Musik aus dem voll aufgedrehten Autoradio hatten die beiden unterwegs kaum ein Wort gewechselt. In Manchester hatte Rob als Chris gelebt. Dort war er auch gestorben. So viel wusste Alex. Er hatte keine Ahnung, warum Rob mit ihm dorthin fuhr.
    Rob stellte den Motor ab. Dann saß er einfach da und schaute durch die Windschutzscheibe.
    »Und jetzt?«, fragte Alex.
    »Jetzt warten wir.«
    »Worauf?«
    »Auf das, was passiert.«
    Rob hatte unter einem Baum geparkt, dessen Zweige so tief hingen, dass der Bus fast darunter versteckt war.Er öffnete die Kühlbox und verteilte das Picknick. Sie aßen. Hörten Radio. Rob rauchte. Alex fing mehrfach Unterhaltungen an, die nirgendwohin führten. So verging eine Stunde oder länger.
    Es war eine ruhige Wohnstraße, lauter Doppelhäuser, voneinander durch Vorgärten getrennt, die alle aussahen, als wollten sie sich für eine Gartenschau bewerben. Autos fuhren kaum vorbei, Fußgänger gab es noch weniger. Ein paar Leute mähten in den Gärten den Rasen oder stutzten die Hecken. Das Übliche. Es war einer dieser toten Sommersonntage.
    Plötzlich setzte sich Rob ein wenig auf, beugte sich über das Lenkrad und stellte das Radio aus. Alex folgte seinem Blick.
    Aus einem der Häuser, vielleicht hundert Meter entfernt, kam ein Mann in kurzärmeligem Karohemd, Shorts und Sandalen. In der Einfahrt machte er sich daran, das dort abgestellte Auto zu waschen. Einen silbernen Passat. Rob und Alex sahen ihm schweigend zu. Er machte seine Arbeit sehr gründlich und unterbrach sie nur einmal, als er in dem roten Plastikeimer neues Wasser aus dem Haus holte. Seine weißen Beine sahen in den weiten Shorts sehr dünn aus. Als er einen Schlauch holte, um den Schaum abzuspülen, tauchte eine Frau auf. Sie brachte dem Mann eine Tasse Tee oder Kaffee nach draußen. Sie war klein und mollig. Sie sprach kurz mit dem Mann, dann winkte sie einer Frau im Nachbargarten und rief etwas hinüber. Beide Frauen lachten. Der Mann stellte das Wasser ab und legte den Schlauchauf den Boden. Er stand da und trank in kleinen Schlucken.
    »Das sind deine Eltern, stimmt’s?«, sagte Alex.
    »Nicht meine. Die von Chris.«
    »Mein ich doch.«
    »Tatsächlich?« Rob trug eine Sonnenbrille, obwohl es bewölkt war. Er musste sich dringend rasieren. Um seine Bartstoppeln herum war die Haut so entzündet und schuppig wie an seinem Ellbogen. »Bill und Jane«, sagte er und wandte sich wieder dem Paar vor dem Haus zu. »Er ist

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