Crash: Thriller (German Edition)
hielt sie am Lauf fest, der nach unten gerichtet war. »Sie sollten auch ein bisschen Übung bekommen. Sie haben schon mal mit einer Glock geschossen, stimmt’s?«
David nickte. Das war noch etwas, das vor zwei Jahren passiert war. »Ja, aber ich habe wild drauflosgeschossen. Ich hab nicht versucht, was zu treffen.«
»Okay, ich bringe Ihnen bei, wie man etwas trifft. Los, nehmen Sie die Waffe.«
Er zögerte. Er war sich nicht sicher, ob er das hier lernen wollte.
Lucille runzelte die Stirn. »Hören Sie, Swift, Sie haben sich für diesen Job beworben. Und Sie stellen für alle eine Gefahr dar, wenn Sie nicht wissen, wie man schießt. Jetzt nehmen Sie die verdammte Waffe.«
David packte die Waffe beim Griff. Der war warm und ein bisschen feucht von Lucilles Schweiß. Sie ließ den Lauf los, und David spürte das Gewicht der Pistole in seiner Hand.
»Sie ist geladen«, sagte Lucille. »Also halten Sie sie nach unten gerichtet. Als Erstes ziehen Sie den Verschluss zurück, um eine Patrone in die Kammer zu befördern. Aber das wissen Sie schon, stimmt’s?«
David spannte die Waffe. »Worauf soll ich zielen?«
Sie zeigte auf eine Fahrwassertonne, die ungefähr fünfundzwanzig Meter von dem Boot entfernt war. »Versuchen Sie, das Ding zu treffen. Und denken Sie daran, das Boot fährt, also müssen Sie mit dem Ziel mitgehen und ein bisschen dahinter zielen. Halten Sie den rechten Arm gerade und in einer Linie mit der Tonne. Legen Sie die linke Hand um die rechte, sodass die Daumen übereinanderliegen. Bringen Sie das Korn in eine Linie mit der Kimme, sodass das Ziel direkt darüber liegt. Und ziehen Sie den Abzug ganz langsam durch.«
Während er versuchte, an all diese Anweisungen zu denken, zielte David auf die Tonne. Es war ein ziemlich großes Ziel, ein auf und ab tanzender Zylinder, der in etwa die Größe eines Ölfasses hatte, und er glaubte, dass er keine Schwierigkeiten haben würde, ihn zu treffen. Aber als er den Abzug durchzog, ging das Geschoss ungefähr fünf Fuß daneben ins Wasser.
»Falsch«, sagte Lucille. »Sie haben den Schuss beim Abdrücken vermasselt. Die Glock hat einen hohen Abzugswiderstand, und wenn Sie den Abzug zu fest durchziehen, verreißen Sie die Waffe. Machen Sie sich keine Gedanken um Ihre Schnelligkeit. Ziehen Sie einfach langsam durch.«
David suchte sich eine andere Tonne als Ziel. Aber er verfehlte auch diese mit ungefähr dem gleichen Abstand. Er schoss noch ein drittes Mal daneben und wollte es gerade noch einmal versuchen, als Lucille sagte: »Moment mal« und hinter ihn trat.
»Sie sind völlig verkrampft, und Sie atmen nicht richtig«, sagte sie. Sie legte ihm die rechte Hand unten in den Rücken und die linke unmittelbar unter dem Schlüsselbein auf die Brust. Dann bog sie ihm das Rückgrat gerade. Sie hatte unglaubliche Kraft in den Händen. »Beugen Sie sich nicht so sehr nach vorn. Und jetzt vergessen Sie die Pistole eine Sekunde lang und machen drei tiefe Atemzüge.«
Er tat, was sie ihm gesagt hatte. Er fürchtete sich, es nicht zu tun. Er atmete die brackige Luft des Kaspischen Meeres ein.
»Jetzt machen Sie ein paar flache Atemzüge«, sagte sie. »Beruhigen Sie sich, dann schießen Sie noch mal. Es ist einfach, wenn Sie sich nicht verkrampfen.«
David zwang sich dazu, ruhig zu sein.
Nach mehreren Sekunden erblickte er noch eine Tonne. Er visierte sie über Kimme und Korn an und ging mit dem Ziel mit. Dann zog er den Abzug schön langsam durch. Das Geschoss schepperte gegen das Metall.
»Na geht doch!«, rief Lucille. »Hören Sie jetzt nicht auf, schießen Sie weiter.«
Er hielt die Pistole ruhig und drückte immer wieder auf den Abzug, während er zugleich die Richtung der Waffe der Geschwindigkeit des Schiffs anpasste, mit der sie die Tonne passierten. Er zählte mit, wie es neun weitere Male schepperte, bevor ihm die Munition ausging. Neun Treffer mit den verbliebenen dreizehn Patronen. Fast siebzig Prozent, überschlug er, als er die Waffe senkte.
Lucille lächelte und klopfte ihm auf die Schulter. »Sehen Sie, ich hab Ihnen doch gesagt, dass es leicht ist. Und wenn Sie den Trick erst mal gelernt haben, vergessen Sie ihn nie mehr. Es ist wie beim Radfahren.«
David erwiderte ihr Lächeln, obwohl ihm nicht ganz so triumphal zumute war. Er hatte gerade gelernt, dass es einen Trick gab, Leute umzubringen, und das war kein erfreulicher Gedanke. »Na ja, Sie sind eine gute Ausbilderin. Vielen Dank.«
»Wenn wir all das hier hinter uns haben, können
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