Crash
daran, wie pathetisch das Cockpitsegment jenes japanischen Flugzeugs ausgesehen hatte, dessen Geflecht elektrischer Kabel und der zerrissene Segeltuchbezug der Sitze die ganze Isolation des Krieges zum Ausdruck gebracht hatten. Die milchige Scheibe der Cockpitabdeckung enthielt ein Stück pazifischen Himmel und das Dröhnen der Flugzeugmotoren, die sich vor dreißig Jahren auf dem Deck eines Flugzeugträgers im Zweiten Weltkrieg aufgewärmt hatten.
Ich sah den beiden Polizisten zu, die ihren Hund im Hof Übungen vollführen ließen. Ich öffnete die Handschuhfachtür und drückte die Klappe gewaltsam nach unten. Im Innern fand ich einige Kleinigkeiten, die Catherine nicht zurückerhalten hatte. Alles war mit Staub und Schmutz bedeckt: Straßenkarten, ein pornografischer Roman, den mir Renata scherzhafterweise geliehen hatte, eine Polaroidfotografie, die sie nahe der Wasserreservoirs mit entblößter Imker Brust in meinem Wagen sitzend zeigte.
Ich zog den Aschenbecher heraus. Das Metallbehältnis sprang mir in den Schoß und ergoß etwa ein Dutzend lippenstiftbeschmierter Kippen auf mich. Jede dieser Zigarettenkippen die Renata geraucht hatte, wenn wir vom Büro zu ihrem Bungalow gefahren waren, erinnerte mich an einen Geschlechtsverkehr mit ihr. Als ich mir dieses kleine Museum des Entzückens und ungeahnter Möglichkeiten näher betrachtete, erkannte ich erst, daß die zerschmetterte Kabine meines Wagens, die an ein für einen extremen Krüppel modifiziertes Fahrzeug erinnerte, das perfekte Modul für alle meine lebendig gemachten Zukünfte war.
Jemand ging vor dem Auto vorbei. Die Stimme eines Polizisten rief vom Eingang herüber. Ich sah eine Frau in weißem Regenmantel an der Reihe schrottreifer Autos vorbeigehen. Das Erscheinen einer attraktiven jungen Frau, die sich wie eine intelligente Ausstellungsbesucherin von einem Wrack zum anderen bewegte, riß mich von meiner Betrachtung über die zwölf Kippen los. Die Frau näherte sich dem Wagen neben meinem, einem weißen Kabriolett, das an einer bösen Heckkollision beteiligt gewesen sein mußte. Ihr intelligentes Gesicht, das einer überarbeiteten Ärztin, deren breite Stirn unter einem Pony verborgen war, betrachtete die fast gänzlich weggerissene Fahrerkabine.
Ohne nachzudenken setzte ich an, aus dem Auto auszusteigen, doch dann blieb ich hinter dem Lenkrad sitzen. Helen Remington wandte sich von dem Kabriolett ab und meinem Wagen zu. Sie betrachtete die Motorhaube meines Wagens, erkannte aber das Fahrzeug offensichtlich nicht, das ihren Mann getötet hatte. Als sie den Kopf hob, konnte sie mich hinter der blinden Windschutzscheibe erkennen. Ich saß inmitten des getrockneten Blutes ihres Gatten hinter dem Lenkrad. Ihre kalten Augen veränderten den Blickwinkel praktisch nic ht, doch sie hob unwillkürlich eine Hand an die Wange. Dann besah sie sich den Schaden an meinem Wagen; ihr Blick glitt von dem zerquetschten Kühler bis zu dem hochgedrückten Lenkrad in meinen Händen. Schließlich begann sie mit einer kurzen Untersuchung meiner Person, wobei sie mich mit dem toleranten Blick einer Ärztin betrachtete, die es mit einem schwierigen Patienten zu tun hat, der an einer ganzen Reihe selbstgefälliger Symptome leidet.
Dann ging sie weiter zu dem beschädigten Lastwagen. Ihre ungewöhnliche Beinhaltung erweckte meine Aufmerksamkeit, denn die Innenflächen ihrer Schenkel, die in einem breiten Becken mündeten, waren nach außen gekehrt, als wollte sie sich vor der langen Reihe der Unfallwagen entblößen. Hatte sie darauf gewartet, daß ich dieses Polizeilager besuchte? Ich wußte, daß eine Konfrontation zwischen uns unvermeidlich war, doch meiner Meinung nach war diese hier bereits von zu vielen anderen Gefühlen überlagert Schuld, Erotik, sogar einer seltsamen Form von Eifersucht auf den Toten, den sie gekannt hatte, ich aber nicht.
Sie kam zurück. Ich erwartete sie auf dem ölbefleckten Asphalt vor meinem Wagen.
Sie deutete auf die Unfallwagen. »Ich frage mich, wie die Leute es nach so etwas noch fertigbringen, ein Auto überhaupt nur anzusehen, geschweige denn, eines zu fahren.« Da ich ihr nicht antwortete, sagte sie tonlos: »Ich suche den Wagen von Charles.«
»Der ist nicht hier. Vielleicht hat ihn die Polizei immer noch beschlagnahmt. Ihre Leute von der Spurensicherung. .
»Sie sagten mir, er wäre hier. Heute morgen.« Sie betrachtete meinen Wagen kritisch, als wäre sie von seiner zerstörten Geometrie verwirrt, die sie in meinem eigenen
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