Crashkurs Wein (Allgemeine Einführungen) (German Edition)

Typ.
    Aromen: immer anders – Fruchtkorb, Rosen, Muskat, Petrol, Gras, Anis, Minze
    Essen: als Aperitif oder zu sehr ausgefallenen Gewürzen und Speisen
    Stimmung: experimentell, glücklich, abenteuerlich
    Anlass: Verkostungen, Festtage, verrückte Momente
    Vertreter: Muskateller, Riesling Großes Gewächs, hochwertige Sauvignon blancs, Gewürztraminer, Burgunder
    Haben Sie sich mit ihrem Geschmack wiedergefunden? Die drei Typen knackig-frisch, mild und üppig sind sehr verbreitet und eigentlich in jedem Supermarkt anzutreffen. Der ausdrucksstarke Typ ist im Alltag selten zu finden, konzentriert er sich doch eher auf hochpreisige Weine und Exoten.

    DIE ROTEN GESCHMACKSTYPEN
    Bei Rotweinen lassen sich ebenfalls vier Geschmackstypen unterscheiden. Die prägenden Geschmackskomponenten sind dabei die Säure und die Gerbstoffe, auch Tannine genannt.
    Das Geschmacksbild von Rotweinen ist insgesamt kompakter und komplexer als das von Weißweinen. Die Wirkung der Säure ist daher nicht so offensichtlich wie bei den Weißen, doch im Hintergrund genauso bestimmend. Ob ein Rotwein eher sanft oder belebend wirkt, ob er nach frischen Beeren oder eher nach Konfitüre schmeckt, ob er samtig oder kantig daherkommt, hängt entscheidend von der Säure ab.
    Der zweite Geschmacksträger, die Tannine, unterscheidet die Rotweine von den Weißen. Die Gerbstoffe sitzen, wie wir ja inzwischen wissen, in den Traubenschalen und werden während der Gärung herausgelöst. Das Grundgerüst eines Rotweins, seine Mächtigkeit, seine Alterungsfähigkeit – all das ist abhängig von den Tanninen.
    In Reinform schmecken sie eher bitter. Bemerkbar macht sich das durch ihre adstringierende, also den Mund zusammenziehende Wirkung und eine gewisse Pelzigkeit auf der Zunge. Dies ist aber nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen, der glänzenden Seite haben sie einen wesentlichen Anteil an den Aromen, die Rotweine so genussreich machen: Schwarze Johannisbeere, Brombeere aber auch Schokolade, Leder, Zimt oder Tabak. Der Gerbstoffgehalt von Rotweinen kann sehr unterschiedlich sein. Er ist abhängig von der Traubensorte, der Art der Gärung und dem Alter des Weins.
    Im Geschmack zeigen sich die Tannine bei jungen Weinen oft ›grün‹ und sehr adstringierend.
    Sie können aber auch gereift und ›schmusig‹ daherkommen und sich samtig an den Gaumen schmiegen. Welcher Eindruck dabei vorherrscht, hängt neben dem Alter des Weins von zwei Faktoren ab. Zum einen beeinflussen sich Säure und Tannine: Je ausgeprägter die Säure im Wein ist, desto kräftiger schmecken die Tannine. Zum anderen können die Tannine durch den Ausbau im Barrique besänftigt werden. Die Barrique gibt eigene, sehr weiche Gerbstoffe an den Wein ab, gleichzeitig verliert der Wein während der Barrique-Reifung seine aggressive Säure.
    Tragen wir den Säuregrad eines Rotweins auf der x-Achse und den Tanningehalt auf der y-Achse eines Koordinatenkreuzes ein, erhalten wir das Vierfelderschema der roten Geschmackstypen: weich (säurearm, tanninarm), charmant (saürebetont/tanninarm), samtig (säurearm, tanninreich) und kräftig (säurebetont/tanninreich).

    DIE ROTEN GESCHMACKSTYPEN
    Die vier Geschmackstypen, ihre Merkmale und die wichtigsten Vertreter
    Weich
    Weine wie ein sanfter Kuss nach einem anstrengenden Tag. Mild, flauschig, ohne Ecken und Kanten. Der zartfühlende Typ unter den Weinen
    Aromen: Pflaume, Kirschkompott, Vanille, Kräuter, Toffee
    Essen: Spaghetti bolognese, Omelett, Rippchen mit Sauerkraut
    Stimmung: entspannt, feierabendlich, einfühlsam
    Anlass: Fernsehabend, Nachbarn treffen, Absacker
    Vertreter: Dornfelder, Merlot, Salice Salentino, Grenache
    Charmant
    Weine wie ein kecker Erdbeermund. Übermütig, erfrischend, bisweilen elegant. Das kleine Schwarze unter den Weinen.
    Aromen: Erdbeere, Himbeere, Kirsche, Mandel, Anis
    Essen: Schweinesteak, Coq au vin, Thunfisch
    Stimmung: sympathisch, kreativ, schwebend, sommerlich
    Anlass: Menu, Party, Spieleabend
    Vertreter: Spätburgunder, Pinot Noir, Gamay, Bardolino, Roséweine
    Samtig
    Weine wie ein Sonnenuntergang auf dem Gaumen. Sinnlich, glühend, elektrisierend.
    Der verführerische Typ unter den Weinen.
    Aromen: Beerenkonfitüre, Holunder, Schokolade, Zimt, Pfeffer, Toffee
    Stimmung: feierlich, erotisch, glücklich, kuschelig
    Essen: kurz gebratenes oder gegrilltes dunkles Fleisch, asiatische Ente, Kaninchen
    Anlass: Candle-Light, Grillabend, Selbstbelohnung
    Vertreter: Rioja, Nero d’Avola, Shiraz,