CRAZY LOVE - verrückt verliebt (Einführungspreis bis 15.08.12) (German Edition)
dieses Schild von ihrer Stirn abnehmen könnte, auf dem stand: Bin nicht frei , dann würde sie bestimmt mal jemanden kennenlernen.
Ihre Stimme riss mich aus meinen trüben Gedanken: „Erde an Alexa! Huhu, jemand Zuhaus?“
„Was? Mama, ähm … was hast du gesagt?“
„Ich sagte, ich habe heute mit einem Kollegen das erste Mal in meiner Karriere einen Verbandswechsel bei einem ziemlich übel aussehenden Diabetes Bein vorgenommen. Da war soviel nekrotisches Gewebe, und wir mussten es ganz vorsichtig abtragen und dann die Wunde desinfizieren. Die arme Frau, der das Bein gehörte, musste ordentlich mit Morphium vollgepumpt werden, damit sie den Schmerz ertragen konnte.“
Ich verzog das Gesicht. „Uhh, igittigitt …“
„Ja, also, ich hätte es ohne Mund- und Nasenschutz, glaub ich, nicht hingekriegt, weil das Bein so widerlich gestunken hat, das kannst du dir nicht vorstellen.“
„Ich stelle mir einfach den Gestank von Toten vor!“ Als Tochter einer Vollblutkrankenschwester wusste ich natürlich längst, dass ‚nekrotisch’ abgestorben hieß …
„Ja, das kommt gut hin. Jedenfalls der Kollege, Derek Bender, konnte erstaunlicherweise auf seinen Mund- und Nasenschutz verzichten, und außerdem will er mit mir ausgehen …“ Sie sprang plötzlich auf und ging zum Kühlschrank. Ich musste kurz in mich gehen und rekapitulieren. Als mir endlich klar wurde, was sie da im letzten Satz gerade gesagt hatte, kippte ich fast vom Stuhl. „Mama! Das … das … ist toll. Ein Date? Du hattest seit der Trennung von Papa noch kein einziges Date mit einem anderen Mann.“
„Do-och hatte ich sehr wohl …“, sagte sie in einem kindlich trotzigen Ton, „… mit Ralf Männing vom Sozialdienst.“
Ich schüttelte energisch den Kopf. „Der zählt nicht, Mama, das weißt du.“
Ralf Männing war eine versteckte Tunte gewesen und von einer Nachtschwester beim Anziehen von Seidenstrümpfen erwischt worden. Meine Mutter war nur deshalb mit ihm ausgegangen, weil er sie darum gebeten hatte, damit das Gerücht, er trage gerne Frauenkleider, nicht wild um sich schlug.
Sie lachte und setzte sich wieder hin, ohne aus dem Kühlschrank etwas entnommen zu haben.
Jetzt blickte sie wieder ernster und fuhr nachdenklich mit dem Finger am Tischrand entlang. „Außerdem habe ich nicht gesagt, dass ich zugesagt hätte. So betrachtet habe ich also noch kein Date.“
„Aber du wirst doch zusagen, oder?“
„Mal sehen“
„Mama!?“
„Lexi, hör auf.“
„Okay, `tschuldige.“ Ich wusste, es war falsch, sie noch weiter zu drängen. Plötzlich fand ich, dass dies der richtige Zeitpunkt war, um zu fragen, ob ich bei Adriana übernachten durfte. Sie hatte sie ja bereits kennengelernt und einen guten ersten Eindruck von ihr gewonnen, und vielleicht würde es sie motivieren, das Date Angebot anzunehmen, wenn ich mal nicht um sie herum war.
„Mama“, begann ich, „… kann ich Freitagabend bei Adriana schlafen?“ Ich sah meine Mutter gespannt an und rechnete mit einer kritischen Nachfrage.
„Wenn du das gerne möchtest …“, sagte sie prompt.
Ich wusste erstmal gar nicht, was ich darauf erwidern sollte. „Ähm, hast du denn gar keine Bedenken oder so?“ Doch die hellblauen Augen meiner Mutter lächelten warm, und sie schüttelte entschieden den Kopf. „Warum sollte ich?“, sagte sie. „Lexi, du bist in ein paar Wochen siebzehn. Ich denke, du bist alt genug, um zu wissen, was du tust! Und außerdem … also, ich fand deine neue Freundin sehr sympathisch. Bestimmt werdet ihr noch viel Spaß miteinander haben.“
„Na ja, Adriana hat da so eine fixe Idee mit Kleidern“, lachte ich, und meine Mutter sah mich neugierig an. „Was denn für eine Idee?“
„Ach, nicht wichtig, Mama. Aber da ist noch etwas, was ich dich fragen wollte.“
„Ich bin ganz Ohr …?“
„Die Ruderriege der Schule veranstaltet am Samstag eine Party am Strandbad Wannsee, um ihre Saisonsiege zu feiern. Adriana und ich sind auch eingeladen.“
Die Augenbrauen meiner Mutter gingen hoch und sie biss sich bei dieser Neuigkeit unsicher auf die Unterlippe. „Jetzt stell ich mir einen Haufen Teenager vor, die sicher nicht nur vernünftig sind … oje… Sonne, Strand … Jungs … und … Alkohol?“ Sie machte ein besorgtes Gesicht, während sie die flache Hand gegen ihre Stirn presste.
„Mama! Sollten wir tatsächlich zu dieser Strandparty gehen, ist die größte Gefahr, die mir droht, allerhöchstens ein gemeiner Sonnenbrand trotz
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