CREEKERS - Thriller (German Edition)
Kopf.
»Seh-in. Seh-in rein.«
Phil fühlte sich schwindlig, irgendwie krank. Er hatte sich in den letzten paar Tagen schon nicht gut gefühlt, aber jetzt ging es ihm richtig schlecht. Sein Magen zog sich zusammen und er zitterte trotz der Hitze. Er war sich ganz sicher, dass er eine Grippe ausbrütete, oder er hatte sich den Magen an den schrecklichen gefüllten Paprikaschoten seiner Tante verdorben.
Außerdem hatte er Angst.
»Hey, Dawnie, ich fühl mich nicht so gut. Ich geh besser nach Hause.«
Doch Dawnie wollte davon nichts wissen. Ihre Finger packten seine Schulter noch fester und sie stieß ihn regelrecht gegen die Tür.
»Gucke-hin. Seh-in.«
Das Schlüsselloch loderte.
Kalte Schauer liefen ihm über den Rücken.
Der zehnjährige Phil Straker holte tief Luft, legte sein Auge an das Schlüsselloch –
Jesus und Maria!
– und spähte hindurch.
Eagle wirkte angemessen amüsiert von Phils Geschichte. »Und? Was hast du gesehen?«
»Ich weiß es nicht«, gab Phil zu und kam sich wie ein Idiot vor. Er hatte einen Ellbogen auf den Fensterrahmen gestützt. »Das ist das Letzte, woran ich mich wirklich erinnern kann; wie ich mich hinknie und durch das Schlüsselloch gucke. Manchmal denke ich, dass da noch mehr ist, und manchmal träume ich davon, aber es sind immer nur Bruchstücke, flüchtige Eindrücke wie eine Hand oder ein Fuß oder der Teil eines Gesichts im Dunkeln. Wie auch immer, die nächste bewusste Erinnerung setzt erst ein paar Tage später ein. Da lag ich mit 40 Grad Fieber im Bett.«
Eagle lachte. »Wahrscheinlich haste gar nichts gesehen. Hast vielleicht alles nur geträumt, weil du krank warst.«
»Ja, das könnte schon sein«, sagte Phil, doch er glaubte nicht wirklich daran, obwohl ihm der Arzt damals gesagt hatte, dass solche Fieberschübe oft Halluzinationen oder Albträume auslösten. Phil wusste, er würde es nie beweisen können, aber er wusste auch, dass alles wirklich passiert war und dass das Haus …
Phil blinzelte heftig.
Dass es real war.
Ich wünschte, ich könnte mich erinnern. Ich wünschte, ich wüsste, was ich durch dieses Schlüsselloch gesehen habe. Nicht nur die Fetzen aus meinen Träumen. Alles! Warum kann ich mich nicht an alles erinnern …
»Wird Zeit, deinen verfluchten Creekerpuff zu vergessen«, sagte Eagle. Er lenkte den Truck über einen weiteren furchigen, schmalen Pfad und hielt dann an. »Wir sind da.«
Blackjack bewohnte ein Drecksloch von einer Hütte mit Brettern, die als billiger Ersatz für Schindeln aufs Dach genagelt waren. Sie kauerte zwischen den Bäumen in einem Bett aus hohen Gräsern und kriechenden Ranken.
Nebelfäden vom letzten Regenschauer schwebten über dem Boden.
»War wohl nichts«, kommentierte Eagle. »Sein Truck is’ nich’ da. Ich wusste, ihm is’ was passiert. Ich wette, du und Paul, ihr hattet recht. Jemand hat ihn aus dem Weg geräumt.«
Phil spähte durch den wabernden Nebel. »Bleib ruhig. Kann doch sein, dass an seinem Truck nur ’ne Dichtung im Eimer ist und er die Karre jetzt in die Werkstatt gebracht hat. Sieh mal«, Phil deutete mit dem Finger, »das Fenster da – das Licht ist an.«
Sie stiegen aus. Die Nacht verschluckte das Geräusch der zufallenden Türen von Eagles Truck. Der Nebel teilte sich vor ihnen, als sie auf die Hütte zugingen und dabei nach Moskitos und Bremsen schlugen. Phil schien den dichten Nebel einzuatmen. Die Luftfeuchtigkeit durchnässte ihn binnen weniger Sekunden. Das Tosen der nächtlichen Geräusche pulsierte durch die Bäume hinter der Hütte.
Eagle klopfte, ließ aber sofort die rechte Hand herabsinken, als die offene Vordertür widerstandslos nach innen schwang. »Scheiße. Jetzt bin ich mir sicher, dass er hier ist. Blackjack würd’ nie die Tür auflassen. Der hat Knarren und anderes Zeug da drin.«
»Knarren?« Phil klang besorgt.
»So sieht’s aus, also machen wir uns lieber bemerkbar.« Eagle steckte den Kopf durch die Tür. »Hey, Blackjack, bist du da? Alles klar bei dir, Kumpel? Ich bin’s, Eagle!«
Sie warteten. Die Hütte antwortete mit Schweigen.
»Blackjack! Komm schon, Mann, komm hoch und beweg deinen Arsch! Ich bin’s, Eagle. Ich hab unseren neuen Fahrer dabei.«
Nichts.
»Muss wohl schlafen. Oder er ist dicht«, vermutete Phil.
»Stimmt wohl. Los.«
Sie schoben sich hinein. Die Hütte sah aus wie eine Müllhalde, war aber nicht verwüstet worden. »Das is’ erst mal ’n gutes Zeichen. Is’ nich’ so auseinandergenommen wie Pauls Bude. Warte
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