CREEKERS - Thriller (German Edition)
zurückgekehrt bist?«
»Ich …«, begann Phil. Wenn es eines gab, dass er nicht tun konnte, dann war es, sie jetzt anzulügen. Wenn er das tat, wäre er der größte Heuchler der Welt.
»Gut«, gab er zu. »Einmal. Aber nicht heute. Das war schon letzte Woche – bevor wir überhaupt miteinander ausgegangen sind.«
Ein dumpfer Schatten schien sich auf sie zu legen, hervorgerufen von ihrer eigenen Wut und Enttäuschung. Er ließ ihre blauen Augen zu glanzlosen Steinen verkommen, ihre hellblonden Haare matt wirken. Ihre Stimme klang ebenso matt. »Ich müsste schon den Verstand verloren haben, um dir so einen Haufen Mist abzukaufen.«
»Susan, du verstehst das völlig falsch …«
Sie sah spöttisch auf die Uhr und dann zu ihm. »Oh, du bist noch da?«
Phil drehte sich um und ging durch Mullins’ Büro zur Hintertür hinaus. Warum darauf herumreiten? Sie wird mir nie wieder vertrauen, nicht in einer Million Jahren , erkannte er. Ich hab’s total versaut – saubere Arbeit, Phil. Ich frag mich, was du heute noch alles kaputt kriegst . Er konnte sich so lange selbst verachten, wie er wollte, aber das würde nichts an der simplen Tatsache ändern, dass es nichts mehr gab, was er noch tun konnte.
Klonk!
Draußen auf dem Hinterhof sah sich Phil nach links um. Die Tür zu dem alten Gefängnis, das Mullins zu einem Lagerraum umfunktioniert hatte, stand offen. Er muss gerade da drin sein , schloss Phil, als er sowohl den Streifenwagen als auch Mullins’ eigenen Wagen auf dem Grundstück parken sah. Holt sich wahrscheinlich neuen Kaffee und Red Man . Phil machte sich zu seinem eigenen Wagen auf. Es ging zurück ins Sallee’s, noch mal alles auf Anfang. Der tief stehende Mond lugte in einem käsigen Gelb über das Dach des Reviers. Das stetige Zirpen der Grillen erfüllte die Luft.
Phil drehte sich wieder um, schneller diesmal, als ein weiteres Geräusch aus dem alten Gefängnis ertönte.
Der Klang von zerbrechendem Glas.
Es hatte vermutlich nichts zu bedeuten – der Chief hat wahrscheinlich bloß eine Kaffeekanne fallen lassen – doch Phil hielt es für angebracht, trotzdem nachzusehen. Was, wenn es nicht Mullins war? Was, wenn tatsächlich jemand einbrach? Klar, die Rednecks hier sind bescheuert genug, sogar in eine Polizeistation einzubrechen , zog Phil in Erwägung.
Das Gebäude war nichts weiter als ein graubraunes Backsteinhäuschen mit den Abmessungen eines typischen Wohnwagens. Phil trat vorsichtig ins Innere. Eine einzelne, schwache Glühbirne erleuchtete den staubigen Flur. Am anderen Ende stand eine weitere Tür offen. Phil entschied sich gegen ein Rufen. Sollte wirklich jemand eingebrochen sein, würde die Überraschung auf seiner Seite sein.
Er schlich leise zum nächsten Durchgang, spähte hinein, und –
Was zur Hölle ist das?
– sah sofort, dass er keinen Lagerraum vor sich hatte. Sondern genau das, was es schon immer gewesen war. Ein Gefängnis.
Drei vergitterte Zellen reihten sich an der Rückwand aneinander. Die ersten beiden waren leer. Mullins bückte sich gerade vor der dritten und sammelte Glasscherben vom Boden auf.
»Du blödes, verdammtes Arschloch. Du hast ein Glas zerdeppert, das noch völlig in Ordnung war«, schimpfte Mullins.
Aber mit wem schimpfte er?
»Hey Chief!«, rief Phil. »Was ist los?«
Mullins schoss in die Höhe, das dicke, runde Gesicht puterrot. »Was zum Teufel machst du hier?«, blaffte er.
Dann sah Phil, warum sein Chief so schuldbewusst tat. In der dritten Zelle, die laut Mullins seit Jahren leer stand, saß ein unrasierter, übergewichtiger junger Mann.
Ein Gefangener , dachte Phil. Mullins hatte die ganze Zeit einen Gefangenen hier drin, ohne mir was zu sagen …
»Verdammt noch mal! Ich hätte es dir schon irgendwann erzählt!«, beteuerte Mullins.
»Klar, genauso, wie Sie mir sagen wollten, dass Sie die letzten sechs Monate überall in der verdammten Stadt verstümmelte Leichen gefunden haben!« Phil war so wütend, dass er zitterte. »Ja, Chief, Sie wollten es mir erzählen, nur haben Sie es nicht getan! Herrgott, Sie hätten es mir nie verraten, wenn ich es nicht durch einen blöden Zufall selbst herausgefunden hätte!«
»Phil, zieh keine voreiligen Schlüsse. Lass mich …«
»Gottverdammt, Chief! Alles, was Sie mir erzählen, ist ein Haufen Scheiße! Und jetzt das hier …« Phil deutete mit der Hand auf die dritte Zelle. »Sie sagten, Sie würden den Bunker hier nur noch als Lager benutzen, und jetzt komm ich rein und sehe, dass Sie die
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