CREEKERS - Thriller (German Edition)
Haar mit seinem Messer abzuschneiden, direkt an der Kopfhaut, und die Büschel kichernd durch den Wagen zu schleudern. Als er fertig war, standen nur noch einzelne Haarfetzen von ihrem großen, schiefäugigen Kopf ab.
Wanst setzte sich auf einen Baumstumpf und wartete. Mach schon, Scotty-Boy , dachte er. Wir haben noch ’ne Fahrt zu erledigen . Die Dealer, für die sie fuhren, würden es nich’ ganz so toll finden, wenn Wanst und Scotty-Boy zu spät kämen, aber natürlich war die Verspätung nur ’ne Ausrede. Er wollte nur hier weg, das war alles. Dieses tiefsitzende, kranke Gefühl im Magen war immer noch da, nich’ nur wegen dem, was Scott dem Mädchen da antat, sondern wegen allem ein bisschen. Die ganze Nacht fühlte sich schlecht an.
»Ah-nein-rette-mich!«, glaubte er das Mädchen aus dem Auto schreien zu hören. »Ona-prei-se!«
Wer weiß, was das Mädchen sagen wollte. Scheiße, möglicherweise wusste sie es nicht mal selbst, kaputt wie sie war von all den verdrehten Kromerzonen. Wanst vermutete, dass wohl irgendso ein Wissenschaftlertyp namens Kromer die Dinger entdeckt haben musste. Diese Kromerzonen, weißt’, sind so empfindlich, wenn Verwandte es dann lang genug miteinander trieben, so über Generationen, dann wurden keine Babys nich’ mehr richtig geboren. Nein, kein einziges. Hatte ihm zumindest sein Alter erzählt.
»Ah-nein! ’lfe! ’evernd! Bitte! Ona!«, heulte das Mädchen.
Scotts johlende Stimme schallte über die Lichtung. »Verdammt, Wanst! Das ist der Brüller! Die Fotze von der Kleinen is’ schon was, sag ich dir!«
Äh, klar , dachte Wanst. Er zappelte, als wenn er voller Ameisen wäre. Das schlechte Gefühl dieser Nacht … wie das kryptische Flüstern der Seher im alten Rom. Er stand wieder auf und begann, in der mondhellen Senke auf und ab zu gehen. Jedes Mal, wenn er zum Truck rüberschaute, tauchte Scotty-Boys teuflisches Grinsen im Fenster auf, während er das Creekermädchen weiter bearbeitete. Dann schrie Scott »Jawoll, Meister, ich werd so heftig abspritzen, dass es dieser nuschelnden Schlampe zu den Ohren rauskommt!«
»Hey, Scotty-Boy«, rief Wanst leise. »Wie wär’s, wenn du dich mal beeilst? Vergiss nich’, wir haben noch ’ne Fahrt zu erledigen.«
Doch Scotty-Boy, beschäftigt wie er war, hörte Wanst nicht einmal.
Die böse Vorahnung verstärkte sich. Wanst schwitzte jetzt, es juckte ihn und er kratzte sich im Gesicht, erfüllt von einem namenlosen Grauen. Der Pick-up schaukelte hin und her, das Creekermädel plapperte immer noch vor sich hin und Scotty-Boy begann ihren verformten Kopf – bumm bumm bumm! – mit einer Meile pro Stunde gegen die Tür zu schlagen. Plötzlich fühlte Wanst eine unerklärliche Furcht, wie er sie noch nie zuvor in seinem Leben verspürt hatte. Er duckte sich hinter einen Baum, ohne wirklich zu wissen, warum, und im selben Moment fing Scotty-Boy an zu schreien …
Binnen Sekundenbruchteilen drängten sich große, schnell huschende Schatten um den Pick-up und Scotty-Boy schrie immer noch – es klang nicht mal menschlich, eher so wie Cage Georges Plymouth Barracuda, als ihm beim Rasen die Ölpumpe abgefallen war – und im nächsten Moment bog ein weiterer Truck auf die Lichtung ein, nicht von der Landstraße, sondern aus einem unbefestigten Weg, der in die Wälder führte. Nur dass dieser Pick-up wirklich alt und verbeult war, mit verdammt trüben Scheinwerfern. Die Schatten zerrten Scotty-Boy aus dem Wagen und er brüllte weiter wie am Spieß. Andere Schatten hoben das Creekermädchen auf und trugen sie zu dem Truck mit den blassen Scheinwerfern, aber so wenig Licht sie auch verbreiteten, konnte Wanst trotzdem sehen, warum Scott so schrie …
Jeeeee-suuus …
Scotty-Boy hatte kein Gerät mehr zwischen den Beinen, nur noch ein blutiges Loch im Schritt, aus dem es wie aus einem Wasserhahn herauslief. Einer der Schatten hatte Scotts Schwanz und Eier glatt abgeschnitten. Scott schrie und zuckte im Staub, während mehrere der Gestalten ihn zu Boden drückten und einer von ihnen – klatsch klatsch klatsch – mit einem Montierhebel oder etwas Ähnlichem hart und schnell auf Scotts Arme und Beine einschlug. Knochen zerbarsten wie Bleistifte. Ein weiterer Schatten zückte das größte Jagdmesser, das Wanst je gesehen hatte, und begann, Scott an Ort und Stelle und bei lebendigem Leib zu skalpieren.
Noch mehr von diesem Creekergeplapper erfüllte die Lichtung, doch diesmal war es nicht das Mädchen. Es klang wie
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