CREEKERS - Thriller (German Edition)
sah zu der Tür hinüber. Creeker-Stripperinnen . Er hatte während seiner ersten Observierung bereits ein paar von ihnen durch das Fernglas erspäht. Er konnte sich nicht vorstellen, wer sich so etwas geben wollte, doch dann dachte er daran, was Eagle eben gesagt hatte. Perverse. Kranke Spinner. Ja, Natter hat hier wirklich eine Goldgrube . Scheiße . Es schien ihm von Grund auf krank zu sein, die ultimative Form von Ausbeutung, doch Phil bezweifelte, dass die Mädchen minderjährig waren. So dumm war Natter auf keinen Fall.
Warum also gab es einen Türsteher?
Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Nachfragen. »Wieso bewacht der Junge die Tür?«
»Ist privat. Cody Natter lässt nich’ jeden da rein, nur Freunde und Stammkunden. Würde sonst zu wild da drin. Der Junge heißt Druck, ist einer von Natters Laufburschen.«
Das Ganze klang zu verdächtig, als dass er widerstehen konnte. Phil trank sein Bier aus. »Komm, schauen wir uns das mal an.«
Eagle verdrehte die Augen. »Ich hab’s dir doch grad gesagt. Nur für Stammkunden.«
Phil beugte sich vor. »Klar, und du bist Stammkunde. Du kriegst uns da rein.«
»Sicher, könnt ich wohl, will ich aber nich’.« Das Thema schien Eagle zu verärgern … und nervös zu machen. »Hör mal, Phil, du wirst kotzen, wenn du nur ’nen Blick hinter die Tür wirfst. Die haben Mädchen da drin mit drei oder vier Titten, drei Bauchnabeln oder drei Nasenlöchern. Bucklige Mädchen, Mädchen ohne Ohren oder mit zehn Fingern an jeder Hand, andere mit zwei Ellbogen. Das eine Mal, wo ich drin war ... « – Eagle schluckte schwer – »da kommt so ’n Creekerweib auf die Bühne, mit ’nem Körper, der Jenna Jameson wie Dr. Ruth aussehen lässt …«
»Klingt doch super! Auf geht’s!«
»… doch anstelle von Armen hat sie nur so dürre Zweige mit Fingern dran.« Eagle unterbrach sich und schluckte wieder. »Und ’nen Kopf so groß wie ein Basketball. Ich sag’s dir, Alter, das is’ ne beschissene Freakshow da hinten.«
Phil hatte natürlich wenig Lust, sich diese Dinge anzusehen … Doch ich muss da rein , ermahnte er sich. Rausfinden, was dort sonst noch abgeht . Er bohrte mit gespieltem Enthusiasmus weiter. »Was ist los, Eagle? Schiss vor ein paar Inzüchtigen? Scheiße, hier drinnen ist es doch stinklangweilig.« Er nickte in Richtung der Bühne, auf der die nächste narkoleptische Tänzerin ihre Runden drehte. »Diese Mädchen stolpern über ihre eigenen Füße, verdammt noch mal. Die sehen aus, als hätten sie sich ’ne Überdosis geschossen. Aber ich wette, da drin fliegen die Funken.«
»Funken, was? Darauf stehst du also?« Eagle schüttelte den Kopf. »Okay, du bezahlst das Bier und ich versuch, uns da reinzukriegen.«
»Geht klar«, sagte Phil und legte einen Zehner auf den Tresen. »Los geht’s.«
Sie standen auf und quetschten sich an der Bar vorbei. Phils Neugier mischte sich mit Ekel. In seinem Magen liefen Schmetterlinge Amok. Doch er musste seine Rolle weiterspielen. Er musste Eagle vorgaukeln, dass ein richtig durchtriebener Kerl aus ihm geworden war.
»Hi, Druck«, begrüßte Eagle den Creeker an der Tür. »Das hier ist mein Kumpel, Phil.«
»Hi, Druck«, sagte Phil.
»Wir würden gern rein«, fuhr Eagle fort. »Phil ist von hier, war nur ’ne Weile weg. Aber der ist in Ordnung.«
Der Gesichtsausdruck des Jungen, wenn er überhaupt einen hatte, blieb unverändert. Seine dicken, muskulösen Arme blieben verschränkt wie bei einer Wächterstatue. Seine roten Augen schienen nicht einmal zu blinzeln. Er musterte Phil eingehend. Sein vergrößerter Kiefer und der geschwollene Kopf glänzten dumpf im Licht der Scheinwerfer.
Dann nickte er.
»Danke, Druck«, sagte Eagle.
»Ja, Mann«, fügte Phil hinzu. »Schönen Abend noch.«
Die Musik dröhnte weiter. Hinter ihnen flackerten die Bühnenlichter.
Dann führte Eagle Phil ins Hinterzimmer hinein.
SECHZEHN
KRANK. PERVERS. KRANK. PERVERS …
Die Wörter kreisten in Phils Verstand wie ein Schwarm von Aasvögeln. Eagle und er hatten weniger ein anderes Zimmer als vielmehr eine andere Welt betreten. Ein Ring aus grobkörniger Dunkelheit schien sich um die einzelne, erhöhte Bühne zu winden. Man konnte keine Gesichter erkennen – lediglich halb ausgeformte Andeutungen in der orangefarbenen Glut brennender Zigaretten. Seltsame elektronische Musik erklang anstelle des aggressiven Heavy Metal. Es war nichts zu hören von den ungehobelten Bargesprächen, dem lauten Gelächter und
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