CREEKERS - Thriller (German Edition)
Eines der Mädchen hatte drei Arme (zwei waren normal, doch ein dritter winziger Arm ragte aus ihrer Achselhöhle wie ein toter Zweig), ein anderes gar keine. Die Gliedmaßen einer dritten Tänzerin schienen völlig knochenlos zu sein; schlaffe Röhren aus Fleisch, die mit verwelkten Fingern an den Enden hin und her schwangen. Eine weitere der jungen Frauen wies mehrere Brüste auf, vier auf jeder Seite, übereinanderliegend wie Pfannkuchen, ganz zu schweigen von einem Kopf, der ihm wie gespalten vorkam.
Jedes der Mädchen beendete seinen Auftritt mit einem obligatorischen Masturbationsakt auf dem Boden. Die Dreiarmige liebkoste offen ihre Scham, während ihre dritte Hand – das verkümmerte Ende des kurzen Arms – an ihren Nippeln zog.
Phil fürchtete, sich jeden Moment übergeben zu müssen.
Der Abend schien nur langsam voranzuschreiten. Die Dunkelheit trübte sich weiter, als der Qualm der Zigaretten dichter wurde und sich das Hinterzimmer in eine Sauna verwandelte. Phil fühlte sich wie betäubt, wähnte sich in einer Art Schockstarre, als habe jemand versucht, ihm den Schädel einzuschlagen. Nachdem seinen Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, bemerkte er, dass jeder Platz im Raum besetzt war. Was für eine Show! , dachte er niedergeschlagen. Volles Haus . Eagles Einschätzung war absolut zutreffend. Hier kamen die Eingefleischten hin. Menschen, die sich am tragischen Schicksal anderer aufgeilten. Die Perversen. Die Kranken.
Eine Sache, die ihm sofort auffiel, war, dass jede Tänzerin ein Strumpfband trug, an dem eine kleine weiße Karte mit einer Nummer befestigt war. Was hat es damit auf sich? , rang er sich dazu durch, die Frage in seinem Kopf zu formulieren. Welchem Zweck mochten sie dienen?
Als die Show vorbei war, fühlte Phil sich ausgelaugt. Und ich dachte, ich hätte bei der Metro wirklich alles gesehen . Junge, da lag ich wohl ganz schön falsch . Nach draußen in die frische Nachtluft zu treten, fühlte sich an wie das Ende einer langen Gefängnisstrafe. Doch er durfte sich nicht anmerken lassen, wie sehr ihn das Gesehene abgestoßen hatte. Er musste gegenüber Eagle und jedem anderen Anwesenden die Illusion aufrechterhalten, dass er lediglich ein weiterer abgewrackter Redneck auf der Suche nach dem ultimativen Kick war. Offensichtlich war das Hinterzimmer ein Sammelbecken für die kaputtesten Existenzen in Crick City, was Phil genügend Futter für seine Ermittlung liefern sollte. Um eine Gruppe wie diese zu unterwandern, musste er allerdings vorgaukeln, ein Teil von ihr zu sein.
»Bist jetzt glücklich?«, fragte Eagle.
»Das war ziemlich wild, Mann.«
Eagle schüttelte den Kopf. »Du stehst auf so ’nen Scheiß?«
»Heutzutage steh ich auf alles, solange es nicht lahm ist. Und diese Show war definitiv nicht lahm, gib’s zu.«
»Herrje, Alter, ich konnt’s nicht glauben, als die eine ohne Knochen in den Armen rauskam …«
»Die mit den acht Titten war auch nicht schlecht, oder?«
Eagle sah ihn mit offenem Mund an. »Mann, ich hätt’ echt nie gedacht, dass du auf so was stehst. Wenn ich mir diese Mädchen angucke, könnte ich kotzen.«
Phil zuckte mit gespielter Gleichgültigkeit die Schultern. »Über Geschmack lässt sich nicht streiten, wie man so schön sagt. Eins kapiere ich aber nicht so ganz. Warum hatten die alle Nummern am Strumpfband hängen?«
Eagles Gesicht verzog sich zu einem abfälligen Grinsen. »Was denkst du denn? Die sind nicht nur Tänzerinnen, Phil. Das sind Nutten. Wenn ein Typ eine sieht, die ihm gefällt, dann merkt er sich die Nummer und redet nach der Show mit dem Zuhälter.«
»Wer ist das?«
»Dieser Creekerjunge bei der Tür, Druck. Er regelt das Geschäftliche. Das ganze Geld geht natürlich an Cody Natter. Dieser Wichser hat’s schon raus; das ist ’ne wahre Goldmine hier. Die Mädels auf der ersten Bühne sind auch Nutten, aber ich schätze, darauf bist du schon vorher gekommen. Tun alles für ’n paar Dollar. In Amerika macht man Karriere eben nicht nur vom Tellerwäscher zum Millionär! Natter lässt sogar seine Frau anschaffen. Du weißt, dass Vicki mit ihm verheiratet ist?«
»Ja«, sagte Phil. »Hab davon gehört.« Seine nächste Frage, egal wie morbide sie klang, musste raus. »Was glaubst du, was sie kostet?«
»Vicki? Scheiße, sie ist das beste Fleisch in der Auslage. Mindestens ’n Hunderter. Natter ist ziemlich wählerisch darin, wer sie kaufen darf.«
Kaufen. Das Wort traf ihn wie ein Tritt ins Gesicht. Er benutzt sie
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