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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
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aus dem Kühlschrank. Der Bildschirm meldete eine neue E-Mail, und sie schlug mit den Fingern heftig auf die Tastatur, um die Nachricht aufzurufen.

    DU DRECKIGES FLITTCHEN! FÜR WEN
    HÄLTST DU DICH EIGENTLICH? PROSTI-
    TUIERST DICH IM NAMEN EINES GESETZES,
    DAS ZU KORRUPT IST, UM DER LEUTE, DIE
    DU VERACHTEST WÜRDIG ZU SEIN. DU BIST
    NICHT BESSER ALS EIN TIER. EINE STIN-
    KENDE, RÄUDIGE KATZE, DIE ES MIT ALLEN
    UND JEDEM TREIBT. WARTE NUR. DEINE
    ZEIT IST BALD GEKOMMEN. GLAUB NICHT,
    DU SEIST IN SICHERHEIT. DORT OBEN IN
    DEINEM STILLEN KÄMMERLEIN IM FÜNFTEN
    STOCK. DU BIST ES NICHT. VERRIEGLE NUR
    RUHIG DEINE TÜREN UND FENSTER. ICH
    KRIEG DICH TROTZDEM. EINES TAGES, EI-
    NES NACHTS, WENN DU AM WENIGSTEN
    DAMIT RECHNEST, IST DEINE ZEIT GEKOM-
    MEN.

    Nightingale starrte entsetzt auf den irren Text, las die hasser-füllten Worte ein zweites Mal. Der Absender wusste, wo sie wohnte, und dass sie das Schloss ihrer Wohnungstür ausgetauscht hatte, seit Blackie da war. Sie nahm einen Schluck von ihrem Getränk und versuchte trotz zitternder Hände, die Nachricht mit ihrem analytischen kriminalistischen Verstand einzuschätzen. Sie musste sich eingestehen, dass ihr 143

    Stalker sie nicht in Ruhe lassen würde.
    Zum ersten Mal hatte sie das Wort benutzt, um die Situation zu beschreiben, die ihr Angst machte. Ein Stalker wurde in der Regel gewalttätiger, wenn seine Obsession wuchs. Ihr blieb jetzt nichts anderes mehr übrig, als ihre Kollegen zu informieren. Es würde peinlich werden, weil sie schon so lange bedroht wurde, aber die Sache war zu ernst geworden, um sie noch länger herunterzuspielen.

    Mitternacht. Es war drückend warm. Fenwick stützte sich auf einen Ellbogen und blickte auf Claire hinab. Ein Laken bedeckte ihren schlanken Körper. Er versuchte, sich vorsichtig aus dem Bett zu schieben, damit sie nicht wach wurde.
    »Gehst du?«
    Er unterdrückte ein Seufzen und ließ seine Stimme unbeschwert klingen.
    »Ja, ich muss los. Die Kinder fragen sonst beim Frühstück, wo ich bin.«
    Sie setzte sich auf und knipste die Nachttischlampe an, ließ das Laken bis zur Taille herunterrutschen. Das Licht fiel auf ihren Körper, und er verglich sie automatisch mit Monique.
    Er verbannte den Gedanken mit einem schuldbewussten Kopfschütteln.
    »Irgendwann, Liebling, musst du aber mal hier bleiben.
    Ich würde gern morgens mit dir aufwachen. Dir das Frühs-tück machen …«
    Er beugte sich vor und küsste sie rasch auf den Mund, um die Worte aufzuhalten, die das Bild von trauter Zweisamkeit heraufbeschwören wollten.
    »Lass mich dir wenigstens einen Kaffee machen, damit du für die Fahrt nach Hause wach wirst.«
    »Na schön. Ich meine, danke.« Er zog sich schnell an, 144

    während sie ihre Nacktheit mit einem Morgenmantel bedeckte und nach unten ging.
    Der Kaffee war viel zu heiß, aber er trank ihn trotzdem, um sie nicht zu kränken. Sie hatte für sich selbst Tee gekocht.
    »Wenn wir schon nicht morgen früh miteinander reden können, erzähl mir doch jetzt, wie dein Tag war. Wir haben gestern Abend ja kaum ein Wort gewechselt.« Sie kicherte, und Fenwick stöhnte innerlich auf. Ihm stand wirklich nicht der Sinn nach Reden, aber ihr zuliebe rang er sich durch.
    »Kein guter Tag. Zu viel Papierkram, ein deprimierender Besuch bei Richard Rike und anschließend eine Besprechung, bei der Quinlan mich unbedingt dabei haben wollte und die schlecht gelaufen ist.«
    »Worum ging’s denn? Ich dachte, ihr zwei kommt prima miteinander klar.«
    »Tun wir auch, aber an uns lag es nicht.«
    »Harper-Brown? Hat er sich in Harlden mal wieder unters Fußvolk gemischt?«
    Fenwick lachte.
    »Nein, jemand vom anderen Ende der Hierarchie. Eine junge Kollegin, die keine Ratschläge annehmen will und keine Ahnung hat, was gut für sie ist.«
    »Wer?« Claires Neugier auf Klatsch und Tratsch aus dem Präsidium war unbezähmbar und fing an, ihm auf die Nerven zu gehen.
    »Du kennst sie nicht, Louise Nightingale.«
    Claires Augen verengten sich, und sie sah ihn an, während er noch einen Schluck Kaffee wagte.
    »Natürlich kenne ich sie. Groß, ein bisschen dünn und energisch. Gute Polizistin, leider mit einem Hang zu Unfällen.
    Sieh an, sieh an. Was hat sie denn jetzt wieder angestellt?«
    Fenwick spürte stellvertretend für Nightingale einen Anf-145

    lug von Entrüstung.
    »Ach, nichts Schlimmes. Hat einem Mann das Leben gerettet, wurde dabei verletzt, hat sich die Grippe eingefangen und weigert sich, ihre Medizin zu nehmen. Soll

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