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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
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heißen, sie weigert sich, unseren Rat anzunehmen.«
    »Worum geht’s denn genau?« Claire setzte sich auf einen Küchenstuhl, die Augen gebannt auf sein Gesicht gerichtet.
    Er fand ihren forschenden Blick unangenehm, doch um des lieben Friedens willen erzählte er ihr von der Besprechung.
    Sie fragte geschickt nach – nicht umsonst war sie Psychologin
    – und entlockte ihm Einzelheiten über Nightingales schlimmes Jahr und ihre Zukunftsängste. Als er auf seine Begegnung mit ihr im Wald zu sprechen kam, stockte er, weil es ihm zu persönlich erschien.
    »Erzähl doch weiter. Nicht aufhören, wo es gerade interessant wird.«
    Er fuhr fort, beschränkte sich aber auf das Wesentliche.
    »Eins würde mich interessieren«, Claire lächelte, und er kannte den Ausdruck, die Analyseübung machte ihr Spaß,
    »war der Pullover gewaschen, als sie ihn zurückgegeben hat, oder nicht?«
    »Was spielt das für eine Rolle?«
    »Na, sag schon.«
    »Weder noch. Sie hat ihn noch nicht zurückgegeben. Ich hatte bis jetzt auch nicht mehr dran gedacht.«
    Claire hob tadelnd eine Augenbraue. Sie wirkte verärgert und spülte ihre Tasse schweigend unter fließendem Wasser ab. Ihre funktionale, moderne Küche war makellos. Die Tasse wurde abgetrocknet und weggeräumt.
    »Was ist?«
    »Was soll denn sein?«
    »Hab ich irgendwas Falsches gesagt?« Fenwick spülte seine 146

    Tasse ab und kippte die Hälfte seines Kaffees heimlich unter dem laufenden Wasser weg. Als er sich nach dem Geschirrtuch umdrehte, wurde ihm die Tasse aus der Hand gezogen.
    »Nein, hast du nicht. Wenn du gehen musst, beeil dich.
    Ich muss schlafen. Ich hab morgen einen anstrengenden Tag.«
    »Claire …«, Fenwick stockte ratlos. »Ich versteh nicht.«
    »Da gibt es auch nichts zu verstehen, aber du solltest den Pullover zurückverlangen. Sonst wird es dir noch zur Gewohnheit, deine Sachen an Bedürftige zu verschenken.«
    Verwirrt gab er ihr einen Kuss auf die Wange und wünschte ihr eine gute Nacht. Claire ging wieder ins Bett, konnte aber lange nicht einschlafen.

    147

    Kapitel zehn
    Zum zweiten Mal wurde er in den Besucherraum gerufen, aber diesmal ging er mit einer gewissen Ungeduld hin.
    »Du hast dir ganz schön Zeit gelassen.«
    Der aggressive Unterton in Griffiths’ Stimme war neu und gefiel seinem Besucher gar nicht. Er tat so, als wollte er wieder gehen, eine kleine Geste, die die gewünschte Wirkung erzielte.
    »Nein, tut mir Leid. Geh nicht. Du kannst dir nicht vorstellen, wie es hier drin ist. Bitte bleib hier.«
    Griffiths’ flehender Tonfall stimmte seinen Besucher versöhnlich, und er nahm wieder Platz.
    »Aber ohne Saunders ist es erträglicher, nicht?«
    »Ja, er war der Schlimmste. Woher weißt du, dass er tot ist
    …« Der Mund des Gefangenen klappte auf, als sein durch die Haft träge gewordener Verstand begriff, was die Bemerkung seines Besuchers bedeutete. »Das hast du für mich getan?«
    »Ich tue alles für einen alten Freund, das weißt du doch.«
    »Und kannst du noch was für deinen alten Freund tun?«
    »Oh, ich bin noch nicht fertig, ich muss mich noch um deine Nemesis kümmern.«
    »Meine was?«
    »Artemesia. Reiß dich zusammen. Du könntest wenigstens lesen und deine grauen Zellen trainieren, solange du hier bist.
    Ich glaube, das kleine Szenario, das ich mit ihr laufen habe, würde dir gefallen. Natürlich kann ich nicht ins Detail gehen, 148

    aber sagen wir einfach, ich habe sie in ein Spiel hineinge-zogen, und sie ist schon jetzt dabei, es zu verlieren. Ich möchte noch einen letzten Streich mit ihr spielen, und dann mach ich dem Ganzen ein Ende. Allmählich wird es nämlich langweilig.«
    »Sonst bist du doch nicht so zögerlich. Normalerweise hast du keine Bedenken zu tö-« Griffiths bremste sich rechtzeitig.
    »So ist es besser, glaub mir. Meine übliche Methode hätte nicht funktioniert, weil sie viel zu misstrauisch ist, aber lange musst du nicht mehr ausharren. Hab Geduld.«
    »Du hast gut reden, du hockst schließlich nicht hier drin.«
    Er senkte den Kopf und zischte: »Ich muss hier raus, bitte, du musst mir helfen.«
    »Ein Weilchen musst du schon noch durchhalten, aber ich habe einen Plan. Die Sache geht vielleicht nicht so schnell über die Bühne, wie du es gern hättest, aber der Plan funktioniert.«
    »Was hast du vor?«
    Sein Besucher rutschte unruhig hin und her. Bei jemand anderem hätte Griffiths das als Zeichen von Verlegenheit auf-gefasst. Aber er wusste, dass der Mann, der ihm gegenüber saß,

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