Crime Machine: Thriller (German Edition)
tun. Ich bin legal. Ich bilde Boxer aus, und die boxen und stehen manchmal irgendwo an der Tür.«
»Bobby weiß, wie du dein Geld verdienst«, erklärte ich ihm und entschied mich dagegen, Kinane ins Gedächtnis zu rufen, dass Bobby ihm erlaubte, seinen Lebensunterhalt auf diese Weise zu bestreiten, obwohl wir beide wussten, dass es so war. Ich sah keinen Sinn darin, Kinane unnötig zu reizen. Nicht jetzt, wo ich seine Hilfe brauchte. »Er weiß Bescheid über deine Boxer und Türsteher«, sagte ich, »er weiß auch von den Koksdeals und den Es und dass du dem Heroindealer vom Sunnydale Estate Schutz angeboten hast.«
Kinane wirkte ein bisschen angepisst aufgrund der ausführlichen Auflistung, aber es gehörte nun mal zu meinem Job, solche Sachen zu wissen. »Bobby hat mit der Wohnsiedlung nichts zu tun«, sagte er, »und das war noch nie anders.«
»Deshalb macht’s ihm auch nichts aus.« Ich hatte schon oft ausführlich mit Bobby über diese potentielle Goldmine diskutiert, die Sunnydale Estates, die Hochhaussiedlung mit dem unpassendsten Namen von ganz Newcastle, weil er an Felder und Sonnenschein denken ließ und das in krassem Gegensatz zu ausgebrannten Autos, verwahrlosten Wohnungen und Dealern an jeder Straßenecke stand, doch er hielt nichts davon. Er mochte kein Heroin. Er fand es zu riskant und wollte nicht lebenslänglich dafür im Knast landen, was ich verstehe, und außerdem auch den Kids da in der Siedlung keine Drogen verkaufen, was ganz schön nobel ist. Mein Argument war, dass es sowieso immer einen geben wird, der dort dealt, das war immer schon so und wird auch immer so bleiben, also können genauso gut wir das übernehmen. Auf die Art ist es wenigstens gut organisiert und artet nicht in Anarchie aus, man weiß, wie rein das Produkt auf der Straße ist, und die User verrecken nicht dauernd an einer Überdosis, weil der Stoff nicht richtig gestreckt ist. Und es würde auch keine bescheuerten Grabenkämpfe zwischen rivalisierenden Dealern geben, weil sie alle für uns arbeiten und ein regelmäßiges Einkommen beziehen würden. Aber er wollte trotzdem nichts davon wissen.
»Also, warum bist du hier?«
»Cartwright.«
»Oh«, sagte er, »die Leute reden darüber.«
»Davon gehe ich aus.«
»Hab mir schon gedacht, dass das der Grund für deinen Besuch ist.« Dann legte er die Stirn in Falten. »Bobby denkt doch nicht, dass ich …?«
»Nein, nein, natürlich nicht«, log ich. Bobby dachte ganz eindeutig darüber nach, ob nicht vielleicht Kinane hinter seinen Problemen stecken könnte, und das nicht zu Unrecht. Vor inzwischen vier oder vielleicht fünf Jahren hatte es einen Riesenkrach zwischen den beiden gegeben, wobei keiner mehr so genau wusste, worum es eigentlich ging. Um ehrlich zu sein, kann ich mich selbst nach so langer Zeit kaum noch an die Einzelheiten erinnern, aber die Verletzungen und der Hass waren auf beiden Seiten geblieben. Zum Schluss war Kinane aus dem inneren Kreis unserer Firma unehrenhaft entlassen worden, so wie König Artus Lancelot rausgeworfen hat, weil dieser was mit Guinevere hatte. Nur dass Kinane noch hier war, in der Stadt, und sich seinen Lebensunterhalt in Newcastle verdiente. Er hätte es in jeder anderen Stadt des Landes zu etwas bringen können, aber er war einer dieser Typen, die nichts mit sich anzufangen wissen, wenn sie nicht hier leben.
»Ich schau bei allen vorbei«, sagte ich, »deshalb dachte ich, ich könnte herkommen und mit einem Mann sprechen, der sich auskennt. Du hast doch immer alles gewusst, was hier in der Stadt los ist, Joe. Wir haben oft genug zusammengearbeitet, das ist mir längst klargeworden.«
»Du meinst damals, als du noch ein kleiner Rotzlöffel warst?«
»Als ich noch ein kleiner Rotzlöffel war«, pflichtete ich ihm bei und ließ mich nicht provozieren.
»Na schön«, meinte er, »jetzt bist du kein Kind mehr, sondern einer von Bobbys wichtigsten Männern. Zumindest hab ich das gehört.«
»Und was hast du über Cartwright gehört?«
»Nichts, aber es würde mich wundern, wenn er sich aus dem Staub gemacht hat. Ich nehme an, außer ihm fehlt noch mehr, sonst wärt ihr nicht halb so beunruhigt.« Offensichtlich hatte er gehört, dass auch Geld im Spiel war, aber ich wollte es nicht zugeben. Mein Schweigen verriet ihm alles, was er wissen musste. Er runzelte die Stirn: »Cartwright ist kein Mann, der einen wie Mahoney beklaut, wenn du mich fragst. Deshalb möchte ich bezweifeln, dass er freiwillig abgetaucht ist.«
Dann
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