Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
halbe Stadt sich versammelte.
Auf einem großen Podest stand ein katholischer Priester – irgendein hohes Tier in der Kirchenhierarchie, der vermutlich jedes Jahr den gleichen Käse von sich gab, den die Leute zu allem Übel auch noch glaubten. Während die Leute immer lauter wurden, bekam der Priester nichts davon mit, dass Teasle sich dem Podest von hinten näherte.
»Was hast du vor, Sam?«, flüstere ich leise, als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Entsetzt fuhr ich herum.
Ich hätte wirklich jeden erwartet – Bileam oder einen seiner Schergen, die kontrollieren wollten, ob ich meinen Auftrag erfüllte, um Elsa vor dem Tod zu bewahren. Dieser Gedanke bedrückte mich, und Misstrauen kam in mir auf. Sie hatten wohl den Eindruck, als sei ich nicht der Richtige für diesen Job, und die Chlysten hätten sich in mir geirrt. Verflucht, Jake, entscheide dich endlich für die richtige Seite!
»Lassen Sie es sein, Mister Dark«, hörte ich eine bekannte Stimme.
»Parker!«, stieß ich leise aus, wobei ich achtgab, nicht die Aufmerksamkeit der Leute auf mich zu lenken. Seine Anwesenheit hatte einen starken Einfluss auf mich, und die Rolle des Sheriffs nahm schließlich wieder überhand.
Ich ließ meine kleine Handaxt auf den Boden fallen, mit der ich den Bischof töten wollte – eine Art von Vertrauensbeweis gegenüber den Chlysten; Bileam hatte sie mir höchstpersönlich überreicht, nachdem ich die Geschlechtsweihe erhalten hatte. Ja, meine Erinnerungen kamen vollständig zurück, und der bizarre Beischlaf mit Katie, den ich schon vor meiner ersten Begegnung mit ihr in Davids Haus hatte, läutete schließlich die endgültige Mitgliedschaft bei den Chlysten ein.
Diese verdammten Morde hatte ich bereits begangen, bevor ich die erste Leiche bei der Tanner-Farm entdeckt hatte. Die zwei Wochen, bevor ich die Spur endlich aufgenommen hatte und mich eine unbekannte Macht zurückhielt, dieser Fährte zu folgen, gingen für meine nächtlichen Morde drauf. Ich fühlte mich wie ein Werwolf, der in Vollmondnächten auf die Jagd ging.
Doch die Tatsache, dass Bileam davon sprach, dass in mir schon immer solch eine Bestie steckte und er lediglich die Grenze zwischen Gut und Böse aufgehoben hatte, trieben mich dazu, nicht mehr unterscheiden zu können, wer ich nun wirklich war. Aber kam dies alles von der Droge, von der sie gesprochen hatten? Oder war es nur ein typischer Placebo Effekt? Die Antwort darauf ließ mich schaudern.
»Kommen Sie mit mir, wenn Sie leben wollen«, erwiderte Parker aufgeregt, wobei er mir seine Hand entgegenstreckte. Während ich auf seine Hand starrte, nahm ich plötzlich ein Geschrei wahr, das von einigen Schüssen untermalt wurde, und die Geräuschkulisse verwandelte sich schlagartig in ein Chaos.
Ich wollte mich eben umdrehen, doch Parker sah mir mit seinem starren Blick tief in die Augen und schüttelte langsam den Kopf, als wollte er damit erreichen, dass ich mich auf gar keinen Fall umdrehen sollte. Es war fürchterlich, dieser Neugier zu widerstehen, und ich kam mir vor wie Lot, der nicht in die Stadt Sodom zurückblicken durfte, als diese von Gott in Schutt und Asche gelegt wurde.
Ich nickte Parker zu, ließ die Axt im Schnee liegen und folgte ihm schnell durch das menschenleere Gebiet im Pioneer Park. Er führte mich zur Außenmauer, und wir kletterten mit einiger Mühe darüber.
Auf der anderen Seite angekommen, wollte ich ihn fragen, was hier eigentlich los sei, als er seinen Kopf schüttelte.
»Keine Fragen, Jake. Ich bin hier, um Ihr Leben zu retten. Eine halbe Meile von hier steht ein Pickup, der Schlüssel steckt. Fahren Sie in nördliche Richtung aus Fairbanks raus, dort errei chen Sie den Dalton Highway, der zur Prudhoe Bay führt. Folgen Sie der Straße bis zu einem alten Goldgräberdorf namens Slate Creek. Verstecken Sie sich in der alten Baracke am Koyukuk River und warten Sie dort auf mich.«
»Aber …«
»Stellen Sie keine Fragen, tun Sie einfach, was ich sage!«
Wenn die Gedanken an Elsa nicht gewesen wären, hätte ich ohne auch nur eine Sekunde zu zögern seinen Anweisungen Folge geleistet, doch meine innere Belastung war verdammt hoch. Es dauerte einige Augenblicke, bis ich schließlich auf seine Worte hören konnte, wenn auch mit einem miesen Gefühl in der Magengegend. Doch mein gesunder Menschenverstand sagte mir, dass ich ihm vertrauen konnte. Ich hoffte, dass ich recht behielt!
»Und wenn ich es nicht finde?«, fragte ich, als ich mich
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