Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
alles täuschte, kannte ich dieses Fahrzeug, aber das konnte ich nicht mit Sicherheit sagen. Ich musste mich vor Ort selbst davon überzeugen.
»Geht das mit der Zentrale in Ordnung?«
»Martin ist schon unterwegs.«
»Gut«, sagte ich und gab ihr mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass sie mit anpacken sollte.
Mit Mühe und Not, schafften wir die Leiche vom Dach herunter und legten sie in den Schnee, so exakt es eben ging in dieselbe Position, wie sie oben auf dem Dach gelegen hatte. Ich brauchte schließlich den Wagen, und mit einer Leiche auf dem Dach zu fahren, wäre wohl nicht so intelligent gewesen. Besonders in der Nähe der Amish, oder sollte ich besser sagen: bei den Chlysten?
Wir stiegen in meinen Caprice, und dieses Mal lenkte ich den Wagen. Während ich wendete, überkam mich ein starkes Gefühl von Müdigkeit. Vielleicht hatte Elsa recht, wenn sie sagte, dass ich keine zwanzig mehr wäre, doch ich gab eher dem Stress die Schuld. Außer meiner Ohnmacht hatte ich seit zwei Tagen kein Auge mehr zugemacht. Cops brauchen entweder keinen Schlaf oder sie hauen sich wie Sergeant Riggs und Sergeant Murtough im Film »Lethal Weapon« bei einem ihrer verrückten Einsätze aufs Ohr.
»Haben Sie je mit einem der Siedlungsbewohner gesprochen?«, fragte Elsa unsicher, als wollte sie mir keinesfalls wieder eine Frage stellen, die als vorlaut gelten könnte.
»Ja, an meinem ersten Tag als Sheriff. Ich dachte mir, ich fahre einmal Streife, und siehe da, einer der Amish kreuzte meinen Weg.«
»Und welchen Eindruck haben Sie nun?«
Ich schwieg.
»Ihr Schweigen gibt mir Anlass zu denken, es war keine außerordentlich freundliche Begegnung, nicht wahr?«
»Sie haben recht«, antwortete ich überrascht. »Ist jedes Treffen mit einem der Amish standardmäßig unfreundlich?«
»Ja«, antwortete sie überzeugt.
»Woher wissen Sie das?«
»Mein Vater war ein Amish!«
Ich bremste so heftig, dass wir einige Meter im Schnee rutschten und der Wagen sich um ein paar Grad schräg stellte.
Ich schaute Elsa verblüfft an und traute meinen Ohren nicht. Sie steckte voller Überraschungen. Ob das gut oder schlecht war, konnte ich nicht sagen, dennoch beschloss ich, meine Fühler auszufahren. Jetzt durfte ich mich nur nicht vernebeln lassen. Der Ort hier sorgte schon genug dafür!
Ich betrachtete ihre Schönheit, musterte sie von oben bis unten, während sie stur durch die Windschutzscheibe blickte und dabei genau wusste, dass ich sie anstarrte. Doch sie zeigte keine Reaktion.
Ich stieg aus, als wir ungefähr an der Stelle angekommen waren, an der ich den fremden Wagen im Nebel erspäht hatte. Ich kniete nieder und untersuchte den Schnee. Nichts. Weder eine Reifenspur, noch sonstige Hinweise darauf, dass sich in den letzten Stunden jemand hier aufgehalten hatte.
Miss Below gesellte sich zu mir und suchte ebenso den Schnee ab, wortlos, mich dabei keines Blickes würdigend. Sie schien etwas zu verbergen, oder besser gesagt, etwas zu wissen.
Natürlich verstand ich nun ihre aufgebrachte Reaktion, als ich die hier ansässigen Amish verdächtigt hatte. Ihr Vater war ebenfalls einer von diesen seltsamen »Religionisten«. Wenn ich das gewusst hätte, wäre natürlich meine Wortwahl völlig anders ausgefallen.
»Suchen Sie eventuell das hier?«, rief sie plötzlich.
Ich richtete mich auf und sah exakt neben ihr eine Reifenspur. Es reichten ein paar Blicke, um zu erkennen, um was für einen Wagen es sich dabei gehandelt haben musste. Da ich die Wagenspur erkannte und erst vorgestern auf diese Reifenabdrücke gestoßen war, stellte ich die berechtigte Frage: »Was wollten die denn schon wieder hier?«
Endlich schenkte Elsa mir wieder einen ihrer durchdringenden Blicke.
»Wen meinen Sie mit ›die‹?«
Ich atmete tief durch, während ich mir kurz die Nase rieb.
»Nun sagen Sie schon. Auch wenn Sie mein Vorgesetzter sind, sollten wir wie Partner vorgehen und alles voneinander wissen, nicht wahr?«
»Es gibt etwas, von dem nur ganz wenige wissen, Miss Below, und ich bin nicht sicher, ob ich Ihnen das anvertrauen kann.«
»Was soll das heißen?«
»Das soll heißen, dass es Informationen gibt, die ich nicht jedem unter die Nase reiben will.«
»Aus welchem Grund? Ziehen Sie und die restliche Polizei nicht am selben Strang?«
»Mir geht es in erster Linie um Mister Fender!«
»Oh!« Sie wurde hellhörig.
»Sehen Sie? Das ist genau das, was ich meine. Ich glaube, Sie sind ein Spion!«
»Wie bitte?«, fragte sie erbost,
Weitere Kostenlose Bücher