Cromwell, Bernard
Endkampf austragen würde. So rannte sie ein kurzes
Stück nach Westen; und als sie Cathallos Männer in wildem Durcheinander durch
den Bach zurückstürmen und zu der heiligen Straße fliehen sah, lief sie
stattdessen auf den kleinen Wald zu, an dessen Rand Camabans Linie gestanden
hatte. Es gab sonst keinen Ort, wo sie sich hätte verstecken können. Saban
glaubte, sie würde die Bäume gefahrlos erreichen; aber dann
bemerkten zwei von Ratharryns Bogenschützen, wie Derrewyn in südlicher Richtung
davonjagte, und beschossen sie mit ihren Pfeilen. Eines der Geschosse grub
sich in Derrewyns Bein und ließ sie stolpern; aber ihre beiden Begleiter hoben
sie hastig auf und trugen sie auf die Bäume, während Ratharryns Bogenschützen,
begierig auf die von Camaban versprochene Belohnung in Form von Gold, hinter
ihr herrannten.
Saban folgte den Bogenschützen in den Wald. Er konnte
weder Derrewyn noch ihre Verfolger sehen; aber dann hörte er plötzlich das
Geräusch einer zurückschnellenden Bogensehne und eine Beleidigung, die
Derrewyn hinausschrie. Saban wirbelte in Richtung des Lärms herum und stürmte
durch ein Haselnussdickicht auf eine kleine Lichtung, wo er einen von Cathallos
Speerkämpfern tot auf dem Boden liegen sah, einen schwarzen befiederten Pfeil
in der Kehle. Derrewyn, ihr Gesicht bleich und eingefallen vor Schmerz, lehnte
an dem moosüberwucherten Stamm einer Eiche, während ihr letzter Beschützer den
beiden Bogenschützen aus Ratharryn die Stirn bot. Die beiden grinsten übers
ganze Gesicht, erfreut über die Mühelosigkeit ihres zu erwartenden Sieges,
runzelten jedoch verärgert die Stirn, als Saban auf die Lichtung sprang. »Wir
haben sie gefunden«, rief einer der Bogenschützen nachdrücklich.
»Ihr habt sie gefunden, richtig«, pflichtete Saban ihm
bei, »also gehört die Belohnung nur euch allein. Ich will sie nicht haben.« Er
kannte keinen der beiden jungen Männer, die kaum mehr als Jungen waren. Er
lächelte den ihm zunächst Stehenden freundlich an, dann spannte er einen Pfeil
in seinen Bogen ein. »Habt ihr ein Messer?«, fragte er sie.
»Ein Messer?«, erwiderte einer der beiden fragend.
»Ihr werdet der Zauberin den Kopf abtrennen müssen«,
erklärte Saban, während er die Bogensehne zurückzog und mit der langen
Feuersteinpfeilspitze auf den feindlichen Speerkämpfer zielte. »Erinnert ihr
euch an die Belohnung für ihren Kopf? Es ist ihr Schädel, gefüllt mit Gold,
also müsst ihr meinem Bruder ihren Kopf bringen, wenn ihr reich werden wollt.«
Er blickte Derrewyn an, die ihn mit ausdrucksloser Miene beobachtete. »Aber
wisst ihr auch, wie ihr den Fluch abwehren könnt, den sie im Sterben über euch
aussprechen wird?«
»Ihren Fluch?«, fragte einer der Burschen in besorgtem
Ton.
»Sie ist eine Zauberin«, murmelte Saban mit unheilvoll
klingender Stimme.
»Weißt du, was zu tun ist?«, fragte der Bogenschütze.
Saban lächelte. »Ich werde euch zeigen, wie man den Fluch unwirksam macht«,
sagte er; dann fuhr er blitzschnell herum, sodass seine Pfeilspitze auf den
ihm gegenüber stehenden Burschen zielte. Er schoss den Pfeil ab, sah das Blut
hellrot aus der Kehle des Getroffenen spritzen — dann warf er den Bogen fort,
während er sich auf den Sterbenden stürzte und seinen Körper wie einen Rammbock
benutzte, um den zweiten jungen Krieger zu Boden zu werfen. Er bearbeitete das
Gesicht des Mannes mit den Fäusten, grunzte, als sein Gegner zurückschlug;
dann sah er plötzlich, wie sich die Augen des Mannes in Todesqual weiteten, und
hörte das Knirschen von berstenden Rippenknochen, als Derrewyns Speerkämpfer
dem Bogenschützen seine Bronzeklinge in die Brust stieß.
Saban richtete sich wieder auf. Sein Herz hämmerte, und
Schweiß brannte ihm in den Augen. »Ich hatte gehofft, dass ich diese Schlacht
durchstehen würde, ohne irgendjemanden töten zu müssen.«
Der erste Bogenschütze, in dessen Kehle Sabans Pfeil
steckte, bäumte sich ein letztes Mal stöhnend auf und blieb dann leblos liegen.
»Du wolltest nicht töten?«, fragte Derrewyn verächtlich. »Hat dich deine
fremdländische Frau so beeinflusst, dass du nicht mehr kämpfen magst?«
»Ich habe nichts gegen dich«, erklärte Saban ruhig. »Ich
habe nie etwas gegen dich gehabt.«
Der überlebende Speerkämpfer richtete seinen blutbeschmierten
Speer drohend auf Saban, doch Derrewyn schob die Waffe beiseite. »Er meint es
nicht böse«, erklärte sie ihrem Beschützer. »Saban stolpert durch das Leben,
ohne jemals
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