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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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etwas Böses im Sinn zu haben, und richtet doch so viel Schaden
dabei an. Geh und bewache das Ende des Waldes!« Sie blickte dem Speerkämpfer
einen Moment lang nach, als er davonging; dann winkte sie Saban zu sich,
winkelte ihr verletztes Bein an und stöhnte vor Schmerz. Der Pfeil hatte sich
glatt durch die Muskeln ihres rechten Oberschenkels gebohrt — seine
Feuersteinspitze ragte auf der einen Seite heraus und ein Stück des Schafts mit
den rabenschwarzen Federn von Ratharryn auf der anderen. Sie brach das
befiederte Schaftende ab, schnitt eine gequälte Grimasse, dann brach sie auch
die Pfeilspitze ab. Es floss nicht viel Blut, weil sich das Fleisch um den
Schaft herum zusammengezogen hatte.
    »Ich kann den Rest des Pfeiles herausholen«, erbot Saban
sich.
    »Das kann ich schon selbst«, erwiderte Derrewyn. Sie
schloss einen flüchtigen Moment lang die Augen und horchte auf die gedämpften
Schreie, die von Norden herüberschallten. »Danke, dass du sie getötet hast«,
sagte sie und wies auf die beiden toten Bogenschützen. »Hat dein Bruder seinen
Männern wirklich eine Belohnung für mich versprochen?«
    »Für deine Leiche«, berichtigte Saban.
    »Du würdest also jetzt reich, indem du mich tötest?«,
fragte sie lächelnd.
    Saban erwiderte ihr Lächeln. »Nein«, sagte er, während er
vor ihr in die Hocke ging. »Ich wünschte, nichts von alledem hier wäre jemals
passiert«, murmelte er. »Ich wünschte, alles wäre noch so wie früher.«
    »Armer Saban«, erwiderte Derrewyn. Erschöpft lehnte sie
den Kopf gegen den Baum. »Du solltest Clanführer von Ratharryn sein, dann wäre
all dies hier wirklich nicht geschehen.«
    »Wenn du in den Süden gehst«, meinte Saban, »bist du
vielleicht sicher.«
    »Ich bezweifle, ob ich jemals sicher sein werde«, seufzte
sie, dann begann sie zu lachen. »Voriges Jahr hätte ich Camaban seine Steine
geben sollen ... Er ist im letzten Sommer zu mir gekommen, nachts, in aller
Heimlichkeit, und hat mich inständig um sie angefleht.« Sie schnitt eine
Grimasse. »Weißt du, was er mir im Austausch für die Steine angeboten hat?«
    »Frieden?«, meinte Saban.
    »Frieden!« Derrewyn fauchte das Wort. »Viel mehr als nur
Frieden, Saban — er hat mir sich selbst angeboten! Er wollte mich heiraten. Er
und ich, sagte er, wären die beiden großen Zauberer, die gemeinsam über
Ratharryn und Cathallo herrschen und die Götter wie Hasen im Frühling tanzen
lassen würden.«
    Saban starrte sie an, während er sich fragte, ob sie wohl
die Wahrheit sagte, und kam zu dem Schluss, dass es zweifellos stimmte. Er
lächelte. »Wie sehr die Söhne meines Vaters dich doch lieben«, sagte er.
    »Du hast mich geliebt«, berichtigte ihn Derrewyn, »aber
Lengar hat mich geschändet, und Camaban fürchtet mich.«
    »Ich liebe dich noch immer«, platzte Saban heraus, und er
selbst war mehr über seine Worte überrascht als sie. Er errötete, schämte sich
wegen Aurenna; aber er wusste auch, dass es der Wahrheit entsprach, einer
Wahrheit, die er sich in all den Jahren niemals eingestanden hatte. Er starrte
Derrewyn an und sah nicht das hagere, ausgezehrte Gesicht von Cathallos
Zauberin, sondern das hübsche junge Mädchen, dessen Lachen einst einen ganzen
Stamm bezaubert hatte.
    »Armer Saban«, sagte Derrewyn, dann zuckte sie zusammen,
als Schmerz in einem heißen Strahl durch ihr Bein schoss. »Du und ich hätten es
sein sollen, Saban, nur du und ich! Wir hätten Kinder gehabt, wir hätten gelebt
und wären gestorben, und nichts hätte sich jemals geändert. Aber jetzt?« Sie
zuckte die Achseln. »Slaol siegt, und seine Grausamkeit wird sich entfesseln,
um die Welt in Angst und Schrecken zu versetzen.«
    »Er ist nicht grausam.«
    »Das warten wir am besten ab!«, meinte Derrewyn leise;
dann öffnete sie ihren Umhang, um Saban die drei Goldrauten zu zeigen, die an
einer Lederschnur um ihren Hals hingen. Sie hob eine der kleinen Goldrauten an
den Mund, biss die Sehne durch, dann hielt sie Saban das glänzende Stückchen
Metall hin. »Nimm es!«
    Saban schüttelte den Kopf. »Ich brauche es nicht.«
    »Nimm es!«, beharrte sie und wartete, bis er gehorchte.
»Bewahre es sicher auf!«
    »Ich sollte es den Leuten von Sarmennyn zurückgeben«,
wandte er ein.
    »Sei ausnahmsweise einmal kein Dummkopf«, riet sie müde,
»denn du wirst mit der Zeit meine Hilfe brauchen. Erinnerst du dich noch an
Mais Insel?«
    Er nickte. »Natürlich erinnere ich mich daran.«
    »Damals haben wir unter einer Weide

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