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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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herausfordernden Blick. »Kommt«, sagte er mürrisch.
    »Was wirst du mit uns tun?«, verlangte Kilda zu wissen.
    »Ich werde einen Ort für euch finden, wo ihr leben könnt«,
erklärte Saban, während er die beiden aus dem Wäldchen auf die offene
Hügelflanke führte. Auf der anderen Seite des flachen Tals konnte er den
Himmelstempel sehen, wo die Sklaven die harten, unnachgiebigen Steine
behauten. Etwas näher, gleich östlich des geheiligten Pfades, drängte sich
eine Ansammlung von Sklavenhütten, von denen dünne Rauchkräusel aufstiegen.
    »Wirst du uns als Sklaven ausgeben?«, fragte Kilda.
    »Jeder wird wissen, dass ihr nicht meine Verwandten seid«,
brummte Saban, »und ihr gehört auch nicht zum Stamm. Also, was könntet ihr
sonst in Ratharryn sein? Natürlich Sklaven!«
    »Aber wenn wir Sklaven sind«, sagte Kilda, »werden eure
Speerkämpfer uns Gewalt antun.«
    »Unsere Sklaven stehen unter dem Schutz der Priester«,
erklärte Saban. »Wir sind dabei, einen Tempel zu bauen, und wenn er fertig ist,
werden die Sklaven wieder freigelassen. Es gibt keine Peitschen, und es sind
auch keine Speerkämpfer da, die die Arbeiten beaufsichtigen.«
    »Und eure Sklaven laufen nicht weg?«, wollte Kilda wissen.
    »Ein paar schon«, gab Saban zu, »aber die meisten arbeiten
bereitwillig.« Das war Haraggs Verdienst. Er sprach mit den Leuten, begeisterte
sie für den Tempel und seine Verheißungen; und obwohl einige in die Wälder
verschwunden waren, wollten die meisten bei dem heiligen Werk bleiben. Wenn er
fertig war, würden sie wieder frei sein und zu ihren Stämmen zurückkehren
können oder in Ratharryn bleiben und Slaols Wohltaten genießen. Sie sorgten
selbst für sich und trugen keinerlei Kennzeichen der Sklaverei wie Sabans
fehlender Finger.
    »Und nachts?«, fragte Kilda. »In den Sklavenhütten?
Glaubst du, eine Frau und ein Kind werden dort sicher sein?«
    Saban kannte den einzig sicheren Aufenthaltsort für Hanna.
»Ihr werdet beide in meiner Hütte wohnen«, bestimmte er, »und ich werde sagen,
ihr seid meine persönlichen Sklaven. Kommt mit.« Er führte sie in das Tal
hinunter, in dem es stank, weil die Sklaven hier ihre Dunggruben anlegten, und
dann zu dem Kreidering hinauf, wo die Luft von dem Dröhnen der Hämmer auf Stein
erzitterte.
    Kilda und Hanna betraten seine Hütte, und an diesem Abend
hörte er zu, wie Kilda zu Lahanna betete. Sie betete genauso, wie sie es früher
in Cathallo getan hatte: dass Lahanna ihre Anbeter vor der Boshaftigkeit Slaols
beschützen möge und vor der Geißel Ratharryn. Wenn Camaban dieses Gebet zu
Ohren käme, dachte Saban, dann würden Kilda und Hanna das wohl nicht überleben.
Eigentlich sollte er dagegen einschreiten, sollte von Kilda verlangen, dass sie
ihre Gebete änderte - aber er dachte bei sich, die Götter wären mächtig genug,
um auch ohne seine Hilfe ein Gebet vom anderen zu unterscheiden.
    Am nächsten Tag kam Camaban zum Tempel und verlangte zu
wissen, wann Saban die längsten Steine aus Cathallo holen würde. »Bald«,
versprach Saban.
    »Wer ist das?« Camaban hatte Kilda im Eingang von Sabans
Hütte gesehen.
    »Meine Sklavin«, sagte Saban kurz angebunden.
    »Sie sieht aus, als ob du sie im Wald aufgelesen hättest«,
spottete Camaban, denn Kilda war noch immer ziemlich schmutzig und ihr langes
Haar wirr und zerzaust. »Aber wo immer du sie auch ergattert hast, Bruder,
bring sie nach Cathallo und bring mir die großen Steine!«
    Saban wollte Kilda nicht nach Cathallo mitnehmen. Sie
würde dort wahrscheinlich erkannt werden, und Hannas Leben geriete in Gefahr -
aber Kilda wollte nicht allein zurückbleiben. Sie fürchtete Ratharryn und
vertraute nur Saban. »Derrewyn sagt, meine Sicherheit liegt bei dir«, beharrte
sie.
    »Und Hannas Sicherheit?«
    »Liegt in Lahannas Händen«, erklärte Kilda.
    So begaben sich alle drei nach Cathallo.
     
    18. KAPITEL
     
    D u solltest nicht mit ins Dorf
gehen, Kilda«, sagte Saban barsch. Er trug Hanna, die sich an seinen Hals
klammerte und die Welt aus großen, erstaunten Augen betrachtete. »Die Leute
werden dich erkennen, und das Kind muss dann dran glauben.«
    Kilda spuckte verächtlich ins Gestrüpp. Sie hatte unterwegs
das Gesicht gewaschen, ihr Haar mit nassen Fingern gekämmt und es danach im
Nacken zusammengebunden. Ihr markantes Gesicht überraschte mit großen blauen
Augen und einer langen Nase. Sie ist, dachte Saban schuldbewusst, eine gut
aussehende Frau. »Du glaubst, man wird mich wiedererkennen?«,

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