Crossfire 2: Feuerprobe
Greentrees’ Vertrauen missbraucht…
Alex’ Stimme klang fest und verriet keine Schwäche.
»Öffnen Sie alle Kanäle, beidseitig,
einschließlich MiraNet!«
»Kanäle offen«, sagte Natalie.
»Achtung. Ich wende mich an jeden, der diese Botschaft
empfangen kann. Hier ist Alex Cutler. Das Schiff der Pelzlinge hat
Mira City vernichtet und die Umlaufbahn verlassen, um noch weitere
Teile von Greentrees zu verwüsten. Wir wissen nicht, wie weit
die Zerstörung reichen wird. Aber Sie müssen Deckung
suchen. Der Strahl endet an der Erdoberfläche. Verstecken Sie
sich unter Stein oder Erde, so gut Sie können – und tun Sie
das sofort! Suchen Sie sich…«
»Alex!«, hörte sie Julian über den gesicherten
Kanal. »Was, zur Hölle, tust du da?«
»… eine Höhle oder eine überhängende
Böschung. Wenn Sie nichts anderes finden, bedecken Sie sich mit
Steinen. Bäume und Unterholz bieten keinen Schutz und ebenso
wenig…«
»Ich habe diese Übertragung nicht genehmigt!«
»… ebenso wenig Formschaum. Der Strahl dringt nicht
durch Stein, Erde und Wasser, aber sonst hält ihn nichts auf.
Suchen Sie Deckung und bleiben Sie dort, bis ich mich wieder melde.
Benutzen Sie nicht Ihre Sprechverbindungen, denn das würde Ihren
Aufenthaltsort verraten. Stellen Sie alle
Funkgeräte…«
»Alex!«
»… auf Empfang. Mitbürger, wir können das
überleben, und wir können und werden unseren Planeten
zurückfordern. Aber jetzt gehen Sie in Deckung!«
»Alex!« Nun klang Julians Stimme eisig. »Ich kann
Captain Lewis nicht erreichen. Woran liegt das?«
»Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Alex über den
sicheren Kanal, und noch immer zitterte ihre Stimme nicht. »Er
ist nach draußen gegangen.«
»Draußen? Ich sollte ihn trotzdem erreichen
können.«
»Ich habe keine Ahnung, warum du es nicht kannst.«
Jake zupfte an Natalies Overall und machte eine rasche und
überraschend energische Schnittbewegung mit der Hand. Sie
unterbrach die Verbindung. Alex schloss die Augen.
Nüchtern stellte Jake fest: »Er weiß, dass du es
weißt.«
»Ja«, bestätigte Alex, »das tut er.«
Das Schiff der Pelzlinge sank auf fünfzig Kilometer Höhe
hinab. Diese Umlaufbahn war tiefer als jede, die menschliche
Technologie aufrecht erhalten konnte. Es umrundete Greentrees zwei
weitere Male, und dann – lautlos und unsichtbar – schoss
es… irgendetwas ab. Auf Alex’ Bildschirmen mit den
hoch auflösenden Aufnahmen vom Satellit sah man, wie an der
Trefferstelle Pflanzenbewuchs und alles andere verschwand.
Darstellungen in Fehlfarben zeigten unterschiedliche
Reflexionseigenschaften, unterschiedliche Zusammensetzungen und
unterschiedliche Temperaturen an. Nachdem der unsichtbare Strahl
darüber hinweggegangen war, zeigten die Bilder nur noch zwei
Schattierungen: blanker Erdboden und kahler Stein.
»Der Strahl ist von Norden nach Süden fünfzehn
Kilometer breit«, berichtete Natalie Bernstein in erzwungener
Sachlichkeit. »Er fängt hundertfünfzig Kilometer
östlich von Mira an – östlich von dort, wo Mira einmal
lag. Er wandert über Mira City hinweg und… Augenblick, er
hört auf!«
»Beim nächsten Umlauf werden sie weitermachen«, war
Jake überzeugt.
Er behielt Recht. Die nächste fünfzehn Kilometer breite
Schneise lag nördlich von Mira und überlappte sich leicht
mit der ersten. »Die Zerstörung bricht ab, ebenfalls nach
fünfhundert Kilometern Länge«, sagte Natalie.
»Vermutlich…«
Alle Bilder verschwanden von den Schirmen.
»Was…?«
»Julian hat unsere Verbindungen unterbrochen«, stellte
Alex mit ruhiger Stimme fest. »Er hat unsere Anzeigen von den
seinen getrennt. Vermutlich auch die von Ashraf. Jetzt ist Julian der
Einzige, der noch über Satellitendaten verfügt.«
Jake nickte.
Das war der Augenblick, da ihr Schmerz verebbte.
Alex schaute Jake an, Lucy Lasky und Ben Stoller und Natalie
Bernstein, die, wie Alex nun bemerkte, unter Tränen gearbeitet
hatte. Nach kurzer Berechnung kam sie zu dem Schluss, dass der Strahl
Bunker drei in ein paar Stunden erreichen würde –
vorausgesetzt, das Schiff behielt seinen Kurs bei und würde
weiterhin den Zerstörungsradius nach Norden erweitern, ehe es
südlich von Mira weitermachte. Es würde alles oberhalb des
Erdbodens zerstören: den Hain, in dem sie heute Morgen gelegen
hatte, die winzigen blassen Lavendelblüten, das Gehölz vor
dem Bunkereingang, den Leichnam von Captain Lewis, den Julian
abgestellt hatte, nicht um sie zu beschützen, sondern um sie
unter
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