Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
Vom Netzwerk:
Ranken die Biomasse dort unten
zurückgelassen haben, dann hat sie keine Ahnung, dass es uns
gibt!«
    Grimmig entgegnete Karim: »Das wird sich ändern, sobald
wir ihr von uns erzählen.«
    »Dann habe ich noch eine weitere Frage an dich.« Jon
setzte sich auf und sah aus wie ein Not leidender Zwerg. »Warum
haben die Ranken bei der ersten Begegnung mit Menschen vor
fünfzig Jahren niemandem von der Biomasse
erzählt?«
    »Ich glaube, sie haben uns nicht genug vertraut.« Nach
kurzem Nachdenken fügte Karim noch hinzu: »Und damit hatten
sie Recht.«
    »Und was glaubst du…«
    Eine andere Stimme fuhr ihm ins Wort.
    Karim und Jon zuckten beide zusammen. Einen Herzschlag später
erkannte Karim, dass die Stimme aus dem Funkgerät drang und nur
deshalb so laut war, weil er die Lautstärke so hoch gedreht
hatte, dass sie den plätschernden Fluss übertönte.
    »… die Umlaufbahn verlassen, um noch weitere Teile von
Greentrees zu verwüsten. Wir wissen nicht, wie weit die
Zerstörung reichen wird. Aber Sie müssen Deckung suchen.
Der Strahl…«
    »Das ist Alex Cutler!«, platzte Jon heraus.
    »…endet an der Erdoberfläche. Verstecken Sie sich
unter Stein oder Erde, so gut Sie können – und tun Sie das sofort!
    Suchen Sie sich eine Höhle oder eine überhängende
Böschung. Wenn Sie nichts anderes finden, bedecken Sie sich mit
Steinen. Bäume und Unterholz bieten keinen Schutz und ebenso
wenig… ebenso wenig Formschaum. Der Strahl dringt nicht durch
Stein, Erde und Wasser, aber sonst hält ihn nichts auf. Suchen
Sie Deckung und bleiben Sie dort, bis ich mich wieder melde. Benutzen
Sie nicht Ihre Sprechverbindungen, denn das würde Ihren
Aufenthaltsort verraten. Stellen Sie alle Funkgeräte auf
Empfang. Mitbürger, wir können das überleben, und wir
können und werden unseren Planeten zurückfordern. Aber
jetzt gehen Sie in Deckung!«
    Die Nachricht wiederholte sich. Jon und Karim kauerten sich nach
einem letzten Blick hoch zum Himmel noch tiefer unter den
Überhang. Nach einem langen Schweigen sagte Jon: »Mira City
existiert nicht mehr.« Karim wurde sich bewusst, dass Jon
möglicherweise Familie dort gehabt hatte. Nicht jeder war
neununddreißig Jahre lang im Weltraum gewesen.
    Jon sagte nichts mehr. Er wandte sich ab, und Karim ließ ihn
in Ruhe. Dort, wo Karims Familie herkam, in der alten Stadt Isfahan
auf der Erde, weinten Männer nicht in Gegenwart von Fremden.
    Das Schiff mit seinen überlappenden Todesstreifen erreichte
sie erst am Abend. Obwohl es sich auf einer sehr tiefen Umlaufbahn
befinden musste, sah Karim das Schiff selbst nicht. Er spürte
nicht einmal, dass etwas über sie hinwegflog. Aber der
Pflanzenbewuchs am gegenüberliegenden Ufer löste sich
auf.
    Es war ein unwirklicher und beängstigender Anblick. In dem
einen Moment waren Büsche, Bäume und Bodenbewuchs noch da
– und im nächsten nicht mehr. Fast war es so, als
würde mit einer raschen, fließenden Bewegung eine Tafel
abgewischt. Irgendein kleines Tier kam aus dem Unterholz, blickte
über den Fluss direkt in Karims Augen und war auf einmal weg,
hatte sich aufgelöst.
    So weit er sehen konnte, blieb nichts zurück außer
Steinen und nacktem Erdboden. All die menschlichen Bauten und Saaten
und Mühen des ersten glücklichen Jahres auf Greentrees und
der fünfzig Jahre danach – alles zunichte gemacht. Hatte
Lucy rechtzeitig Jake erreicht, um von dem Angriff der Pelzlinge zu
erfahren? Hatte sie rechtzeitig in Jakes Höhle Deckung
gesucht?
    Hatten Kent und Kueilan, die nach Mira City unterwegs waren,
irgendwo Schutz gefunden?
    Als Jon schließlich etwas sagte, klang seine Stimme ruhiger,
als Karim zu hoffen gewagt hätte. »Sie wollen
tatsächlich Greentrees, Karim. Du hast Recht. Sie löschen
uns aus, um den Planeten für sich zu haben.«
    »Und um eine Ansteckung zu vermeiden. Sie wissen nicht, dass
niemand auf Greentrees ein Überträger der Seuche
ist.«
    »Aber sie können nicht darauf hoffen, all die weit
verstreuten Cheyenne zu erwischen, sämtliche entlegenen
Forschungseinrichtungen und… Meine Güte, wir haben sogar
Forschungsstationen auf dem anderen Kontinent.«
    »Sie müssen gar nicht jeden erwischen. Nur die meisten
Menschen. Sie nehmen vermutlich an, dass sich die
Übriggebliebenen zurückentwickeln oder aussterben werden,
dass sie zumindest keine wirkliche Bedrohung mehr darstellen. Die
Cheyenne mit ihren Speeren sind jedenfalls gewiss keine
Bedrohung.«
    »Nun, sie täuschen sich!«, wandte Jon mit
plötzlicher

Weitere Kostenlose Bücher