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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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nicht der Fall war: Die Pelzlinge beachteten sie
gar nicht, sondern klagten nur lautstark weiter.
    War das für die Fremdenfeindlichkeit verantwortliche Gen etwa
an das Pelzlings-Äquivalent eines Y-Chromosoms gebunden?
    Nein, das konnte nicht sein: Unter den raumfahrenden Pelzlingen
gab es auch weibliche Soldaten; Jake hatte ihr davon erzählt.
Weshalb töteten diese Pelzlinge sie also nicht, aus einem rein
natürlichen Zwang heraus? Alex wusste es nicht.
    Die Tür wurde erneut geöffnet, und zwei große
Schalen wurden hereingeschoben, eine mit Essen und eine mit Wasser.
Alex empfand einen plötzlichen Heißhunger. Sie kroch in
demütigster Haltung auf die Schalen zu, wie Jake es in der
Nähe von Pelzlingen empfohlen hatte, und erwartete schon, im
nächsten Augenblick geschlagen oder sogar verstümmelt zu
werden. Doch die Weibchen ignorierten sowohl sie als auch das Essen.
Alex aß mit den Händen – einfache Getreidekost von
Greentrees, und wie gut sie schmeckte! – und trank das Wasser.
Danach fühlte sie sich schon sehr viel besser.
    Unterwürfig kroch sie zurück in ihre Ecke und musterte
die klagenden Weibchen. Eines hatte schmutziges Fell, das sehr viel
dünner und zerrupfter aussah als bei den Übrigen. Ihr
Schwanz bebte, während sie sich darauf stützte, und sie
lehnte sich gegen die Wand. Ein Tentakelfinger zitterte. Nun gut, dachte Alex, die Pelzlings-Großmutter.
    Drei der anderen wirkten glanzvoller, selbst unter dem ganzen
Schmutz. Ihr Pelz war dichter und die Schwänze kräftiger.
Bei einer sah Alex einen eigenartigen Auswuchs: Eine Art Beutel hing
unter dem Schwanz. Empfängnisbereit? Schwanger? Alex wusste
nichts von der Fortpflanzung der Pelzlinge. Aber diese hier sahen so
aus, als könnten es fruchtbare Weibchen sein. Flora, Dora,
Cora.
    Das kleinste Weibchen hatte feines seidiges Fell und einen
eigenartigen kahlen Fleck auf der Brust. Vielleicht eine Wunde –
oder das Kennzeichen einer Heranwachsenden. Vielleicht auch etwas
vollkommen anderes. Alex nannte sie Miranda – die jugendliche
Unschuld. Miranda war auch das Weibchen gewesen, das Alex gepflegt
hatte, bevor die Terraner offenbar entschieden hatten, dass die ganze
Gruppe nicht gefährlich war.
    »›O schöne neue Welt, die solche Bewohner
hat!‹« Duncan Martins hallende, genetisch aufgewertete
Stimme, und Julian neben ihr im Theater von Mira City…
    Nein, nicht daran denken! Sie musste so viel wie möglich
über die Pelzlinge erfahren. Wenn sie diese überreden
konnte, mit ihr gemeinsam einen Angriff…
    Nein, das war wohl nicht sehr wahrscheinlich. Die fünf
klagten noch lauter und vollführten seltsame Sprünge, ein
Hüpfer auf dem Schwanz und dann einer auf dem linken Fuß.
Großmutter hatte nach einigen Sprüngen Probleme und
stützte sich gegen die Wand. Die anderen vier machten
weiter.
    Alex raffte sich auf. Sie hatte nach dem Essen ein flaues
Gefühl im Magen, aber es war nicht so schlimm, dass sie sich
übergeben musste. Ihre Kraft kehrte allmählich zurück,
wie Karim es versprochen hatte. Er kannte diese von den Ranken
erzeugte Krankheit. Er hatte sie selbst gehabt. Menschen starben
nicht daran.
    Alex versuchte einen Sprung auf dem linken Fuß. Sie hatte
keinen Schwanz, aber sie machte diesen Hüpfer so gut wie
möglich nach, indem sie sich mit einem Arm gegen die Wand
stützte. Sie heulte und versuchte, die gleiche Tonlage zu
treffen wie die Pelzlinge.
    Diese hielten inne und starrten sie an, fletschten die
Zähne.
    Was bedeutete das? Zumindest wurde sie von ihnen beachtet, zum
ersten Mal. Obwohl sie rasch ermüdete, hüpfte und klagte
Alex noch einige Zeit weiter. Die Pelzlingsweibchen sahen ihr zu und
fuhren dann mit ihrem Trauerritual fort, wenn es sich denn um ein
Trauerritual handelte. Alex wusste es nicht, es konnte auch ein
Regentanz sein oder ein Paarungsritual.
    Die sechs Frauen hüpften und heulten, solange Alex und die
Pelzlings-Großmutter es durchhalten konnten.
     
    »Jake war nicht dort, wo du behauptet hast«,
erklärte Julian. »Wo ist er, Alex?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Er stand vor ihr in einem weiteren Raum von der Größe
einer Abstellkammer, leicht breitbeinig und die Arme hinter dem
Rücken verschränkt. Der Blick seiner grünen Augen
ruhte nachdenklich auf ihr. Julian trug die schwarze Uniform von der
Erde, die seinen perfekt geformten Körper eng umschlang. Alex
saß ungefesselt auf einem Stuhl vor ihm, ohne ihre Decke. Sie
waren allein.
    »Ich frage dich noch einmal, Alex. Ich brauche Jake, um

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