Crossfire 2: Feuerprobe
zu lassen?«
»Ja, ich denke schon.«
Sie lachte. »Was so viel heißt wie: Es ist dir egal.
Aber das ist in Ordnung. Solange du nicht für die alte Ordnung
kämpfen möchtest.« Sie verschränkte die
Hände hinter seinem Nacken und küsste ihn.
Jake saß auf einem Stapel Pelze in einem der Zelte, die die
Cheyenne ihnen zurückgelassen hatten. Er musterte düster
seine neue Umgebung. Das Zelt war überraschend gemütlich
und geräumiger, als es von außen aussah. Trotzdem war es
ein Zelt, eine einfache Konstruktion, mit einfachsten Mitteln
errichtet. Und das Pemmikan, das Lucy für ihn in Wasser
aufgeweicht hatte, war ebenso primitiv.
Einst hatte Jake ein Raumschiff besessen!
Alex regte sich im Schlaf. Sie roch furchtbar, auch wenn das nur
ein vorübergehender Zustand war. Schon seit vierzehn Stunden
schlief sie – tief und hoffentlich traumlos. Karim, Jon McBain
und Natalie Bernstein hatten in der Zwischenzeit Julian Martin
begraben; das zumindest blieb Alex erspart. Jake hatte sie
angewiesen, das Grab nicht kenntlich zu machen und die Lage für
sich zu behalten.
»Du musst etwas essen, Jake«, ermahnte ihn Lucy.
»Es riecht schlecht.«
»Es ist nahrhaft. Du musst deine Kräfte beisammenhalten.
Mira City braucht dich.«
Sie glaubt wirklich, was sie da sagt, erkannte Jake. Lucy glaubt wirklich, dass Mira City – das nicht einmal mehr
existiert – einen sabbernden alten Greis braucht, der immer
wieder unvermittelt einschläft…
»Kein anderer hätte Weiße Wolke zu einer so
umfassenden Hilfe bewegen können. Keiner. Du bist
unglaublich!«
Jake schnaubte. Aber die Schmeichelei war angenehm.
Angenehm genug, um es mit Lucy und Alex zusammen auszuhalten?
Alex, seine Ersatztochter, die Jake schon seit langem wegen seiner
Gesundheit drangsalierte. Und jetzt würde Lucy, für deren
verzwickte Beziehung zu ihm es überhaupt keine Beschreibung gab,
es ihr gleichtun.
»Wenn wir uns gut um dich kümmern«, verkündete
Lucy, »dann kannst du den Wiederaufbau von Mira City
leiten.«
»Kann ich reinkommen?«, fragte Jon McBain und hatte die
Zeltklappe bereits beiseite geschlagen. »Ich möchte Alex
und dir etwas zeigen.«
»Alex schläft noch«, entgegnete Lucy mit tadelnder
Stimme. »Sprich leiser.«
»Dann zeige ich es Ihnen, Mr Holman«, verkündete
McBain aufgeregt. Sein Auftreten ärgerte Jake. Der Mikrobiologe
war stets so überdreht und konnte nie still sein. Ihm schien es
an jeglichem Feingefühl zu fehlen. Wann immer er sich für
etwas interessierte, ging er davon aus, dass sich auch jeder andere
dafür interessierte. Oder sich zumindest dafür
interessieren sollte.
»Das ist natürlich nur ein grober Entwurf«,
erklärte McBain und hielt Jake ein Holzstück hin.
Rinde. Es war ein geglättetes Stück Baumrinde mit einer
Holzkohlenzeichnung darauf. Jon McBain hatte einstmals mit
holografischer Software Energiesysteme entworfen.
»Schauen Sie, es ist aus Keramik, nicht aus Metall.
Baukeramik, wie wir sie meiner Einschätzung nach aus Boriden und
Siliziden gewinnen könnten, wäre stabil genug, um daraus
ein Hydrauliksystem herzustellen. Wenn wir erst mal einen primitiven
Motor zur Verfügung hätten – und das hier ist
natürlich nur der Entwurf eines einfachen Prototyps –, dann
könnten wir ihn benutzen, um Kunststoffe aus pflanzlichen
Rohstoffen zu produzieren. Und mit den Kunststoffen können wir
dann…«
Er redete weiter, während Jake an seinem Pemmikan
herumlutschte. Jake war gegen seinen Willen beeindruckt. Er war kein
Wissenschaftler, aber McBains Vorschlag klang machbar. Und Mira City
verfügte über Physiker wie Karim und über weitere
Wissenschaftler und…
Jake hatte Natalie und Ben, der sich inzwischen wieder so weit
erholt hatte, dass er reisen konnte, zum nächstgelegenen
Sammelpunkt außerhalb des von den Pelzlingen verwüsteten
Gebietes geschickt. Der Wind blies derzeit vorwiegend in
östliche Richtung. Wenn Natalie und Ben ein
funktionsfähiges Funkgerät fanden, bevor die Sporen sich
weiter verbreiteten, dann konnten sie eine Durchsage auf allen
Frequenzen durchgeben. Die zwei Botschaften, die sie übermitteln
sollten, waren einfach: »Kommt nach Hause, der Krieg ist
vorbei!« Und: »Vergrabt alles Metall in versiegelten
Plastikbehältern!«
»… unempfindlich gegen Oxidation, und der
Brüchigkeit können wir entgegenwirken, indem
wir…«
Ja, diese Technologie auf Grundlage von Keramik konnte
funktionieren. »Du kannst den Wiederaufbau von Mira City
leiten«, hatte Lucy
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