Crossfire 2: Feuerprobe
wurde festgenommen, weil
er im Park ein Feuer gemacht hatte. Außerdem fütterte
jemand mit gültiger Retina-Autorisierung, der aber trotzdem gar
nicht in der Stadt hätte sein sollen, die Tiere in den
genetischen Laboratorien.
Auch an den Sammelstellen gab es nur die erwarteten Probleme: Die
Schwangere, von der Siddalee berichtet hatte, brachte unter der
Aufsicht einer Ärztin ihr Kind zur Welt, eine sehr alte Frau in
Jakes Höhle verstarb ganz natürlich, zwei Teenager gerieten
in Streit, wobei sich einer von ihnen den Arm brach, und jemand drang
in den Vorratsraum von Sammelstelle zweiunddreißig ein und nahm
sich mehr als seinen Anteil an den Lebensmittelvorräten.
Die Gruppen, die ständig in Bewegung bleiben sollten,
entfernten sich stetig von Mira City. Sie zerstreuten sich in der
Wildnis, blieben aber über Funk in Verbindung. Jung und
sportlich, kamen die Menschen dieser Grüppchen schneller voran
als erwartet. Sie lebten teilweise von der Fülle, die Greentrees
ihnen bot. Die meiste Zeit bewegten sie sich nördlich auf die
Berge zu und fort von dem Subkontinent, der von Rechts wegen den
Cheyenne gehörte. Ihre Berichte klangen beinahe euphorisch.
Erstaunlicherweise hatte es Julian geschafft, den aufgebrachten
Mob in Hope of Heaven zu zerstreuen, ohne dass dabei jemand ums Leben
gekommen war. Die verbliebenen Dissidenten aus der abtrünnigen
Siedlung waren allerdings wegen der Übergriffe verbittert. Die
meisten von ihnen packten ihr Hab und Gut und verschwanden ebenfalls
in die Wildnis. Julian unternahm keinen Versuch, sie aufzuhalten; sie
waren jung, kräftig und seit Wong Yat-Shings Flucht mit Nan
Fraynes wilden Pelzlingen führerlos. Julian ließ sie von
der Umlaufbahn aus beobachten und setzte Alex und Ashraf Shanti
darüber in Kenntnis, dass er nicht davon ausginge, dass sie in
Zukunft noch irgendeine Gefahr für Mira darstellten.
Kurz gesagt lebten die Menschen weiterhin mit all ihren
Streitereien, Liebschaften, Wesenszügen und Widersprüchen.
Der einzige Unterschied war, dass neunundneunzig Prozent der Greenies
dies nun außerhalb von Mira City taten, während ein
außerirdisches Raumschiff schweigend über ihnen kreiste.
Ein Schiff, das möglicherweise den Pelzlingen gehörte,
möglicherweise aber auch von Ranken gesteuert wurde. Doch wer
auch immer sich an Bord befand, schien nicht das geringste Interesse
zu haben, mit den Einwohnern des Planeten, zu dem das Schiff
vermutlich viele Lichtjahre weit gereist war, in Verbindung zu
treten.
Zwei weitere Tage vergingen. Immer noch geschah nichts. Natalie
organisierte Kartenspiele für drei Personen. Alex spielte ein
paar Mal mit und entschuldigte sich dann; das Kartenspiel konnte ihre
innere Unruhe nicht besänftigen. Der Leibwächter von der
Erde – ein Mann namens Lewis und im Dienstrang eines Captain,
wie sie schließlich herausgefunden hatte – sprach zweimal
täglich im Bunker vor und wirkte dabei so unbeteiligt wie ein
Fels.
Allmählich wanderten entgegen Julians ausdrücklicher
Anweisungen immer mehr Leute zurück nach Mira City. Sie waren es
leid, im Freien zu kampieren und sich in Bächen zu waschen oder
überhaupt nicht, und immerhin war es noch zu keinerlei
kriegerischen Handlungen gekommen.
»Das ist eine gute Taktik der Pelzlinge!«, ließ
Julian Alex grimmig über das Sprechgerät wissen. »Sie
machen uns Glauben, dass keine Gefahr besteht. Menschen können
nicht ständig unter erhöhter Aufmerksamkeit
leben.«
»Vielleicht gibt es gar keine Gefahr«, gab Alex zu
bedenken. »Das dort oben könnten Ranken sein, keine
Pelzlinge. Jake hat gesagt…«
»Ich weiß, was Jake gesagt hat. Aber er hat uns auch
gewarnt; dass die Pelzlinge möglicherweise Waffen der Ranken
erbeutet haben oder dass dieser Glitzerstrahl überhaupt keine
Waffe ist oder dass Dr.. Fox’ Theorie völlig falsch sein
könnte.«
»Ja«, räumte Alex ein. »Julian…«
»Was?«
»Ach, nichts.«
»Ich fehle dir«, stellte er fest, und seine Stimme klang
auf einmal viel sanfter. »Und du fehlst mir auch. Du fehlst mir
sogar sehr, Alex.«
Es sah ihm gar nicht ähnlich, so offen zu sprechen. Ihr wurde
warm ums Herz. Er sagte nichts weiter – das hatte sie auch nicht
erwartet –, aber das angenehme Gefühl in ihr hielt noch
eine ganze Weile an, und in der folgenden Nacht auf ihrer Pritsche im
Bunker träumte sie von seinem muskulösen schönen
Körper, wie er auf dem ihren lag. Der Traum war so lebhaft, dass
sie zu ihrer Verlegenheit beim Aufwachen die Hand
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