Crossfire. Offenbarung: Band 2 Roman (German Edition)
liegst du dann noch hier in der Sonne statt ihm den Kopf zu waschen?«
Eine vage Idee nahm plötzlich in meinem Kopf Gestalt an. »Ich habe einen Plan.«
»Oh?« Sein Grinsen bekam einen teuflischen Zug. »Erzähl.«
Ich nahm mein Smartphone von dem kleinen Mosaiktischchen, das zwischen uns stand, und scrollte durch die Kontakte, bis ich Benjamin Clancy fand – den Bodyguard meines Stiefvaters.
»Hey, Clancy, Eva hier«, begrüßte ich ihn, als er sich nach dem ersten Klingeln meldete.
Carys Augen weiteten sich hinter seinen Brillengläsern. »Ooh …«
Ich erhob mich und formte mit meinen Lippen lautlos die Worte: Ich gehe hoch .
Er nickte. »Alles in Ordnung«, antwortete ich auf Clancys Nachfrage. Ich wartete, bis ich durch die Tür getreten war und wusste, dass Sheila einige Schritte hinter mir und damit noch draußen sein musste. »Hören Sie, ich würde Sie gern um einen Gefallen bitten.«
Ich hatte mein Gespräch mit Clancy eben beendet, da kam ein Anruf. Ich grinste beim Anblick des Namens und meldete mich mit einem überschwänglichen »Hi, Daddy!«.
Er lachte. »Wie geht’s meiner Kleinen?«
»Die macht Unfug und hat Spaß dabei.« Ich breitete meinen Wickelrock über einen Stuhl und setzte mich darauf. »Und wie geht’s dir?«
»Ich verhindere Unfug und hab bisweilen Spaß dabei.«
Victor Reyes arbeitete als Streifenpolizist im kalifornischen Oceanside, weshalb ich mich seinerzeit für die San Diego State University entschieden hatte. Meine Mutter durchlebte damals gerade schwierige Zeiten mit Ehemann Nummer zwei, und ich steckte mitten in einer rebellischen Phase, in der ich mir das Leben selbst zur Hölle machte bei dem Versuch, alles zu vergessen, was Nathan mir angetan hatte.
Der Entschluss, das erdrückende Gravitationsfeld meiner Mutter zu verlassen, zählte zu den besten Entscheidungen, die ich je gefällt hatte. Die ruhige, unerschütterliche Liebe meines Vaters zu mir, seinem einzigen Kind, veränderte mein Leben. Er gewährte mir dringend benötigte Freiräume – innerhalb klar definierter Grenzen – und organisierte meine Besuche bei Dr. Travis, die mich auf den langen Weg der Genesung brachten und zu meiner Freundschaft mit Cary führten.
»Ich vermisse dich«, sagte ich zu ihm. Ich liebte meine Mutter aufrichtig und wusste, dass auch sie mich liebte, aber unser Verhältnis hatte seine Hochs und Tiefs, während es mit meinem Vater einfach wunderbar unkompliziert war.
»Dann wird meine Nachricht dich ja womöglich freuen. Ich könnte Ende übernächster Woche, also in etwa zwei Wochen, zu dir rüberkommen. Sofern du Zeit hast und ich nicht störe.«
»Ach Gott, Dad. Du würdest mich niemals stören. Das wäre wundervoll!«
»Es wäre nur ein Kurzbesuch. Ich würde am Donnerstag den Nachtflieger nehmen und müsste Sonntagabend wieder zurück.«
»Spitze! Das ist ja großartig! Ich bereite alles vor. Das wird ein Riesenspaß.«
Das leise Lachen meines Vaters war voller Zuneigung und Wärme. »Ich komme, um dich zu sehen, nicht New York. Mach dir also bitte keinen Kopf wegen irgendwelcher Sightseeingtrips oder so.«
»Keine Bange. Ich achte darauf, dass wir jede Menge Zeit für uns haben. Und du wirst Gideon kennenlernen.« Schon bei dem Gedanken an ein Zusammentreffen der beiden flatterte mir der Magen.
»Gideon Cross? Du sagtest doch, da läuft nichts.«
»Ja …« Ich zog die Nase kraus. »Zu der Zeit war es gerade etwas schwierig. Ich dachte, es wäre aus.«
Es entstand eine Pause. »Ist es ernst?«
Ich schwieg ebenfalls einen Moment und rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her. Mein Vater war ein erfahrener Beobachter. Ihm würde keine Sekunde verborgen bleiben, dass es zwischen Gideon und mir Spannungen gab – sexuelle und andere. »Ja. Es ist nicht immer einfach. Ein hartes Stück Arbeit – ich binein hartes Stück Arbeit –, aber wir geben beide unser Bestes.«
»Mag er dich wirklich, Eva?« Die Stimme meines Vaters klang jetzt schroff und viel zu ernst. »Es ist mir völlig egal, wie reich er ist, du musst ihm überhaupt nichts beweisen.«
»So ist es doch gar nicht.« Ich starrte auf meine pedikürten Zehen und begriff, dass es bei diesem Treffen nicht bloß darum gehen würde, dem besorgten Vater den neuen Freund vorzustellen. Dank meiner Mutter hegte Dad große Abneigungen gegen reiche Männer, und das machte alles weitaus komplizierter. »Du wirst schon sehen, wenn du hier bist.«
»In Ordnung.« Die Skepsis war unüberhörbar.
»Ehrlich, Dad.«
Weitere Kostenlose Bücher