Crossfire. Versuchung: Band 1 Roman (German Edition)
auf. Willenlos hing ich in seinen Armen, als er mich mit kaum bezähmter Leidenschaft heftig auf den Mund küsste und erkennen ließ, wie kurz davor er selbst war, jeden Moment zu kommen.
Dann schloss er meinen Morgenmantel, stand auf und sah zu mir herunter.
»Gideon …«
»Bis um sieben, Eva.« Er beugte sich herab, berührte meinen Knöchel und streichelte über das Diamantenfußkettchen, das ich für die Spendengala angelegt hatte. »Und lass das da an. Ich will dich nachher ficken, wenn du nur noch das anhast.«
6
»Hey, Dad, hab ich dich endlich erwischt.« Mit dem Telefonhörer zwischen Ohr und Schulter geklemmt, rückte ich mir einen Hocker an die Frühstücksbar. Ich vermisste meinen Vater. In den letzten Jahren hatten wir nicht weit voneinander entfernt gewohnt und uns mindestens einmal pro Woche getroffen. Jetzt war sein Haus an der Westküste unendlich weit entfernt. »Wie geht’s dir?«
Er schaltete den Fernseher leiser. »Besser, seit ich mit dir rede. Wie war deine erste Arbeitswoche?«
In groben Zügen schilderte ich, was von Montag bis Freitag passiert war, ließ die Begegnungen mit Gideon aber aus. »Meinen Chef Mark mag ich wirklich sehr gerne. Und die Atmosphäre in der Agentur ist richtig energiegeladen – und irgendwie ist es absolut skurril. Ich freue mich jeden Morgen total auf die Arbeit, und abends will ich überhaupt nicht nach Hause.«
»Na, hoffentlich bleibt es so. Aber du musst dich auch entspannen. Geh aus, du bist noch jung, amüsiere dich. Aber nicht zu sehr.«
»Ja, gestern habe ich es tatsächlich etwas übertrieben. Cary und ich waren aus, und heute Morgen bin ich mit einem sehr hässlichen Kater aufgewacht.«
»Kind, erzähl mir doch nicht so was!«, stöhnte er. »Ich wache nachts oft genug schweißgebadet auf, weil ich mir Sorgen um dich in New York mache. Aber dann sage ich mir immer, du bist viel zu klug für Dummheiten – dank deiner Eltern, die dir die wichtigsten Sicherheitsregeln schon mit der DNA mitgegeben haben.«
»Stimmt«, bestätigte ich und lachte. »Da fällt mir ein – nächste Woche fange ich mit Krav Maga an.«
»Tatsächlich?« Nachdenkliches Schweigen. »Einer der Jungs in unserem Revier fährt total darauf ab. Vielleicht probiere ich das auch mal aus, und dann vergleichen wir, was wir gelernt haben, wenn ich dich besuchen komme.«
»Was, du kommst nach New York?«, jubelte ich. »O Dad, das ist toll! Auch wenn mir Südkalifornien wirklich fehlt – Manhattan ist einfach unglaublich. Es wird dir bestimmt gefallen.«
»Mir würde es überall gefallen, solange du dort bist.« Nach einer kurzen Pause fragte er: »Wie geht’s deiner Mom?«
»Nun – sie ist eben Mom. Schön, charmant und zwangsgestört.«
Ich rieb über meine Brust, um den dumpfen Schmerz, der sich dort eingenistet hatte, zu vertreiben. Wahrscheinlich liebte mein Dad meine Mom immer noch. Er hatte nie geheiratet. Das war einer der Gründe, warum ich ihm nicht erzählte, was mir zugestoßen war. Als Polizist hätte er auf einer Anzeige bestanden. Und der Skandal hätte meine Mutter vernichtet. Außerdem hatte ich Angst, dass er den Respekt vor ihr verloren und ihr sogar Vorwürfe gemacht hätte. Dabei war es überhaupt nicht ihre Schuld gewesen. Sobald sie herausgefunden hatte, was ihr Stiefsohn mir antat, hatte sie den Ehemann, mit dem sie eigentlich glücklich war, verlassen und die Scheidung eingereicht.
Ich winkte Cary zu, der mit einer kleinen blauen Tiffany-Tasche ins Apartment kam, und erzählte weiter. »Heute waren wir im Spa, eine sehr angenehme Art, die Woche abzuschließen.«
Ich konnte ihn lächeln hören, als mein Dad antwortete: »Freut mich, dass ihr zwei Zeit füreinander findet. Und was hast du für das restliche Wochenende geplant?«
Ich entschied, die Benefizgala nicht zu erwähnen, denn ich wusste, dass der Gedanke an rote Teppiche und astronomische Preise für Dinnerplätze meinem Vater nur wieder einmal vor Augen führen würde, welch eine tiefe Kluft ihn vom Leben meiner Mutter trennte.
»Heute Abend gehe ich mit Cary essen, und morgen bleibe ich zu Hause. Ich will mal wieder ausschlafen und den ganzen Tag im Pyjama rumhängen, vielleicht ein paar Filme sehen und etwas zu essen bestellen. Einfach ein bisschen entspannen, bevor die neue Arbeitswoche anfängt.«
»Klingt himmlisch in meinen Ohren. Vielleicht folge ich deinem Beispiel, wenn ich nächstes Mal frei habe.«
Ich schaute auf die Uhr. Es war schon nach sechs. »Ich muss mich langsam für
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