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Cruzifixus

Cruzifixus

Titel: Cruzifixus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Dinesh Bauer
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einer Enthüllungsstory der Vater des Gedanken. Sie müssen lernen unvoreingenommen an die Sache heranzugehen und alle Optionen in Betracht zu ziehen! Ich habe gelernt, meinem Jagdinstinkt zu vertrauen. Der Intellekt verliert sich allzu leicht in vorgefertigten Denkmustern. Vergessen Sie die Schemata, suchen Sie mit offenen Augen nach der Spur, der Signatur des Verbrechers – und die finden Sie am Tatort.“
                Simon schluckte die Kröte. Bruckmeier fuhr ungerührt fort:
                „Ein Mord ist ein Mord. N’est ce pas? Und doch werden Sie mir beipflichten, wenn ich sage, dass ein Auftragskiller anders vorgeht als ein Fanatiker oder jemand der aus Leidenschaft oder Verzweiflung tötet. Die Motive mögen verschieden sein und doch bleibt eine Konstante: die Psyche des Täters. Das Schuldgefühl ist tief in uns verwurzelt. Folglich versucht ein Mörder seine Untat zu vertuschen, ungesehen und damit ungeschehen zu machen. Und hier gilt es den Hebel anzusetzen. Schauen Sie sich um, fällt ihnen nichts auf?“
                Ohne seine Antwort abzuwarten, spann er seine Gedankenfäden:
                „Hier hat jemand offensichtlich Tabula rasa gemacht. Ziehen Sie daraus den Schluss, dass die Bombenbastler Beelzebubs zugeschlagen haben?“
                Simon verteidigte sich halbherzig:
                „Es wäre doch immerhin möglich, dass jemand aus seinen Hass auf die Institution Kirche heraus…“
                Bruckmeier schnaubte unwillig:
                „Annahmen! Spekulationen! Denken Sie nicht wie ein Historiker, sondern wie ein Archäologe. Je weniger Indizien, desto mehr Theorien. Was haben wir in der Hand? Die Überreste eine Explosion, bon! Unsere Aufgabe besteht darin, herauszufinden was die Detonation verursacht hat! Ein Sprengkörper. Gut! Aber woher stammt er, welche Bauweise hat er! Es bedarf der Logik, des deduktiven Denkens, um über Prämissen zur exakten Konklusion zu gelangen.“
                Simon wiegte leise den Kopf. Das mochte alles gut und recht sein. Doch die Gretchenfrage ließen die Syllogismen Bruckmeier unbeantwortet: Weshalb sprengte jemand eine Kirche in die Luft? Dafür musste es einen Grund, ein Motiv geben und er war entschlossen es herauszufinden.
     
    Ein Schuss, ein Schlag, ein Schnitt. Und aus war es. Seit Urzeiten verlangt es die Götter nach Blut. Ohne Schuld kein Opfer. Und irgendwann kam ein Gottgesandter daher, um den Augiasstall auszumisten. Bruckmeier verwies auf die dialektische Natur kultischer Handlungen:
                „Der Verbrecher weiß, dass er Unrecht getan und das Gesetz gebrochen hat. Um sich von der Schuld zu befreien, deutet er den Mord als rituelles Opfer. Hierin wirkt der uralte Gegensatz von nomos und physis, dem Gebot Gottes und dem Gesetz der Natur.“
                In einem Anflug von Eitelkeit strich er sich durchs schüttere Haar:
                „Die Frage nach dem Grund, nach dem Motiv ist daher ephemer. Es geht vielmehr darum das kryptische Muster einer Tat zu durchdringen, um das Psychogramm des Täters nachzuzeichnen.“
                Hinweisen nachgehen, sich immer wieder die gleichen Fragen stellen, in der Hoffnung auf das entscheidende Puzzleteil zu stoßen. Ein guter Kommissar glich einer Kreuzung aus einsamen Wolf und schlauem Fuchs, der unablässig auf der Lauer lag: 
                „Das klingt so, als ob Sie jemand Bestimmten verdächtigen.“
                Bruckmeiers Stimme war von metallischer Härte:
                „Sie sind wie mein Bullterrier, der lässt auch nicht los! In der Tat, etwas macht mich stutzig. Wahnsinn kennt in der Regel keine Methode. Hamlet hin, Hamlet her. Ein Irrer kennt keine Moral, er handelt instinktiv wie ein Tier. Wenn unser Zombie jedoch wieder zu Verstand kommt, erwacht in ihm die Angst davor entdeckt und bestraft zu werden. Ihre Satanisten und Judasjünger sind nichts als Hirngespinste. Wir haben es hier mit einem ganz normalen Verbrecher zu tun, der hofft ungeschoren davon zu kommen.“
                Der von Bruckmeier als Ränkeschmied geschmähte Assistent hob die Hand und gestikulierte heftig. Bruckmeier wandte sich mit einem belustigten Grinsen an Simon:
                „Sieh da, ein blindes Huhn findet auch einmal ein Korn. Kommen Sie, schauen wir ob der gute Hangkofer auf den Stein des Weisen

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