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Cruzifixus

Cruzifixus

Titel: Cruzifixus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Dinesh Bauer
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Stöckelstiefeln. Ein Outfit, das einen unübersehbaren Kontrapunkt zum konventionellen Kleiderknigge setzte. Ihre Anteilnahme hielt sich folglich auch in Grenzen. Als bekennende Kritikerin der scheinheiligen Provinzpharisäer un der verknöcherten Prälatengilde entlockte ihr das Ableben des „Erzreaktionärs“ keine Krokodilsträne. Simon zwängte sich zwischen die Kollegen und gesellte sich zu Vroni und den auf Schnappschüsse lauernden Sagmeister. Vroni zischelte ihm zu:
                „Du kommst noch zu deiner eigenen Beerdigung zu spät.“
                Sein schuldbewusstes Lächeln ließ ihn aussehen, wie einen beim abschreiben ertappten Schulbuben:
                „Ich hab den Nachruf noch glatt geschliffen.“
                Wie dereinst Brutus dem Cassius an den Iden des März raunte Sie ihrem „Mitverschwörer“ zu:
                „Dein Freund Bruckmeier hat dir ein Fax geschickt. Der Inhalt dürfte dich interessieren: die Staatsanwaltschaft München ermittelt wegen des Verdachts auf Vorteilsannahme, Untreue und Steuerhinterziehung gegen den Direktor der erzbischöflichen Finanzkasse sowie einen der Ordinariatsräte, Domkapitular Quirin Moosrainer, übrigens ein enger Vertrauter des Erzbischofs und ein alter Spezi Niederstrassers.“
                Simon dachte laut nach:
                „Moosrainer? Wenn mich nicht alles täuscht, ist das doch einer der Ordensritter vom goldenen Kreuz, oder?“
                Simon und Vroni ignorierten die indignierten Seitenblicke der Umstehenden:
                „Bingo! Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden honorigen Ehrenmännern vor, die Konten des Osteuropa-Fonds geplündert, einige Milliönchen beiseite geschafft und nachträglich die Bilanzen geschönt zu haben. Wenn du mich fragst hat Dirrigl Wind von der Sache bekommen und versucht Kapital daraus zu schlagen!“
                Simon nestelte am Hemdkragen herum. Er würde sich nie an das Tragen von Krawatten gewöhnen können:
                „Und als er damit drohte die ganze Bande auffliegen zu lassen, haben ihn die Ritter von der Tafelrunde eiskalt abserviert!“
                Auf Vronis Lippen gefror ein zynisches Lächeln:
                „Erraten! Aber ohne Beweis, kein Pulitzer-Preis!“
                Simon strich sich über den straff gezogenen Krawatenknoten. Wurden Sie hier Zeugen wie ein gewissenloser Pate mit Prunk und Pomp zu Grabe getragen wurde? Die Laudatio des Landrats, der „die herausragenden Verdienste des zu Gott befohlenen“ herausstrich, „die Charakterfestigkeit, patriotische Gesinnung und Glaubensstärke“ des Verblichenen würdigte, klang wie Hohn in seinen Ohren. Der verlogene Vetternwirtschaftler attestierte ihm „sein Leben in den Dienst der Barmherzigkeit und der Mildtätigkeit gestellt und sich aufopferungsvoll um die Kranken, Beladenen und Trostsuchenden gekümmert zu haben.“ Vroni runzelte die Stirn und flüsterte ihm ins Ohr:
                „Die machen mächtig viel Wind wegen dem alten Abzocker. Wenn du mich fragst, hat er sich die Kugel gegeben, als er erfahren hat, dass ihm die Staatsanwaltschaft auf die Pelle rückt.“
                Nach der Lobrede schlug die Stunde der Schützenkompanie Himmelham. Die Landesdefensoren in Paradeuniform präsentierten ihre blank gewienerten Stutzen. Niederstrasser hatte stets ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Trachten- und Brauchtumsverbände gehabt und sich insbesondere für die Belange der Schützen- und Wehrsportverbände ins Zeug gelegt. Zeit seines Lebens war er ein passionierter Jägersmann und treffsicherer Schütze gewesen, der ein feines Händchen für Großkalibriges hatte. Überdies war seine Eminenz trotz seiner hochfahrenden Herrenreiterart mit einer leutseligen Ader gesegnet gewesen. Trotz oder gerade wegen seiner aristokratischen Gesinnung hatte er sich bei Kirchweihfesten, Marienwallfahrten aber auch bei Maifeiern und Gauabenden unters Volk gemischt. Der „Herr Diakon“ hatte keine Berührungsängste mit dem niedern Volk gekannt. Das er sich bei solchen Gelegenheiten von seiner jovialen, selbstlosen Seite zeigte und für die Armen, Notleidenden und Bedürftigen etwas springen ließ hatte seiner Popularität durchaus nicht geschadet. Kurzum, Niederstrasser hatte die Stammtischbrüder, Bauernschädel und Sprüchebeutel zu nehmen gewusst Die

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