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Cruzifixus

Cruzifixus

Titel: Cruzifixus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Dinesh Bauer
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dafür in den Fels gesprengten Kavernen einzulagern. Auf eine gesonderte Anordnung Bormanns hin, war auch die Garderobe Eva Brauns, die neckischen Trikotleibchen, bunt scheckigen Dirndlkleider, Pelzmäntel und Galaroben von Hitlers blond gelockten Drahtpüppchen dort verstaut worden. Weshalb sollte nun plötzlich ein Teil der im Bunker befindlichen Briefe und Bücher beiseite geschafft werden? Jetzt wo das tausendjährige Reich von einem Feuersturm hinweggefegt wurde? Das ergab keinen Sinn! Hatte dieser Wahnsinn noch Methode? Nein, diese Mission stank zum Himmel. Die Tatsache, dass der Evakuierungsbefehl von Hitler eigenhändig unterzeichnet worden war, hatte ihn stutzig werden lassen. Was lag dem Mann an ein paar alten Kodexen, Folianten, Plänen und Atlanten? Die Bunker waren bombensicher. Die Bücher lagerten hinter Feuerschutztüren sicher wie in Abrahams Schoß. Wieso also ein Risiko eingehen und die geheimen Papiere abtransportieren, um Sie in einem Felsversteck am Untersberg zu deponieren? Und was würde mit ihm und seinen Männern nach Ende ihrer Mission geschehen? Wartete ein Sonderkommando der SS schon auf die „Verräter“?
                Mit finsterer Miene war er durch schier endlose Tunnelgänge gestapft, um in die Herzkammer der Bunkeranlage zu gelangen. Endlich hatten Sie die Lagerräume und Depots erreicht. Als er die Schatzkammern des chthonischen Reichs betrat, wähnte er sich für einen Wimpernschlag im Thronsaal von König Laurin, in den heiligen Katakomben Kaiser Karls. Die Kammern und Kavernen boten genug Platz für eine ganze Geisterschwadron. Auch für die Ausrüstung und Verpflegung der apokalyptischen Streiter war gesorgt. Die Regalböden bogen sich unter dem Gewicht von Konservenbüchsen, Weckgläsern, Mehl- und Zuckersäcken, Wein-, Champagner- und Cognacflaschen. An den Wänden stapelten sich Kisten voller Waffen, Munition und Sprengstoff.
                Altenbrunners erster Gedanke war, Rottenbucher den Befehl zu erteilen, die Männer ausschwärmen zu lassen, um die Schnaps- und Weinvorräte der Nazi-Bonzen zu plündern, ein dionysisches Bacchanal zu veranstalten und sich den Wanst mit Kaviar und Pasteten voll zuzustopfen. Auf dem Speisezettel der Mannschaftsmesse stand seit Wochen wässerige Kohlsuppe mit ein paar Brocken Pökelfleisch. Dazu gab es als „Beilage“ matschige Kartoffeln oder eine undefinierbare Mehlpampe. Angeblich waren die Vorratskammern leer! Altenbrunner spürte wie die blanke Wut in ihm hoch kroch. Welche Gefühle bewegten wohl die ausgehungerten Männer beim Anblick der für den Tag X gehorteten Delikatessen? War es Wunder, dass Disziplin und Moral der Truppe am Nullpunkt angelangt war. Wer wollte es ihnen verübeln, dass Sie auf den Endsieg furzten und den Führer samt seinen Hofschranzen zur Hölle wünschten. Auch er hatte die Schnauze voll von diesem geifernden, bramarbasierenden Bastard und seiner verlogenen Banditenbande.
                Um seiner inneren Anspannung Luft zu machen, hatte er der Bauklötze staunenden Meute Beine gemacht:
                „Was steht ihr hier herum wie die Ölgötzen? An die Arbeit ihr faulen Säcke, oder wollt ihr hier Wurzeln schlagen!“
                „Towarisch“ Rottenbucher hatte im feinsten Oxford-Russisch gebrüllt:
                „Robotny! Robotny cierpliwy kapitan potrzebny!“
                Man musste indes nicht des Russischen mächtig sein, um an seiner grimmigen Grimassen abzulesen, um was es ging. Mit schnarrender Stimme instruierte sein Adlatus die Kommandoführer:
                „Die Bouteillen bleiben da wo sie sind, verstanden! Unsere Befehle sind eindeutig: Wir misten den Saustall hier gründlich aus. Die Bücher und die Bände mit den Briefen kommen in Kisten und werden hier raus gekarrt – und zwar fix, kapiert? Die mit rotem Punkt markierten Archivordner schmeißt ihr dahinten auf ihr einen Haufen. Das Zeug wird mit Benzin übergossen und abgefackelt. Sämtliche Unklarheiten beseitigt?“
                Die Zugführer hatten wie Gliederpuppen genickt. Darauf hatte Sie Rottenbucher mit höflich, zuvorkommender Geste aufgefordert:
                „Also, wenn ich bitten darf, Messieurs!“
                Die Begeisterung der Männer hatte sich in Grenzen gehalten. Aber Sie hatten ganze Arbeit geleistet. Wurmstichige Schwarten, wuchtige Wälzer, vielbändige Enzyklopädiereihen waren in Holzkisten

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