Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition)

Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition)

Titel: Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
Vom Netzwerk:
Blondine.
    »Du machst Witze.«
    »Ich glaub’s nicht.«
    »Und zwar …« fuhr DeeAnna triumphierend fort und lächelte wie die Moderatorin einer Spielshow, die gerade den ersten Preis vergeben will, »… wohnt er jetzt bei Julie Wheeler. Hinten im Kutscherhaus.«
    »Das ist ja Wahnsinn«, rief Melissa oder Melinda.
    »Jetzt steht es also offiziell fest, dass sie es tun«, lachte Annabelle. »Meredith kann nicht länger einen auf Rührmichnichtan machen. Camille«, sie wandte sich zu mir, »John Keene ist der große Bruder von Natalie, und als die Familie herzog, waren alle verrückt nach ihm. Ich meine, er ist hinreißend. WIRKLICH HINREISSEND . Julie Wheeler ist eine Freundin von uns und deiner Momma. Bekam erst mit dreißig ein Kind und wurde danach unerträglich. Eine der Frauen, deren Kinder nichts falsch machen können. Und als ihre Tochter Meredith sich John schnappte – mein Gott, sie kriegte sich nicht mehr ein. Meredith, die jungfräuliche Musterschülerin, bekommt den tollsten Jungen der Schule. Natürlich lässt sich ein Junge in seinem Alter nicht ewig hinhalten. Also ist es ganz praktisch, dass er jetzt bei ihnen wohnt. Wir sollten Fotos machen und sie Julie unter den Scheibenwischer klemmen.«
    »Na ja, du weißt, wie sie es darstellen wird«, sagte Jackie. »Sie meint es doch nur gut und will John ein bisschen Raum zum Atmen geben, während er trauert.«
    »Warum zieht er deswegen aus?«, fragte Melissa/Melinda, die ich allmählich als Stimme der Vernunft betrachtete. »Sollte er in solchen Zeiten nicht bei seiner Familie bleiben? Wieso braucht er auf einmal Raum zum Atmen?«
    »Weil er der Mörder ist«, platzte DeeAnna heraus, und die ganze Runde brach in Gelächter aus.
    »Ach, wäre das nicht herrlich, Meredith Wheeler steigt mit einem Serienmörder ins Bett«, rief Jackie. Plötzlich verstummten alle. Annabelle bekam Schluckauf und sah auf die Uhr. Jackie stützte das Kinn in die Hand und atmete so heftig, dass die Krümel auf ihrem Teller tanzten.
    »Ich kann es nicht glauben, dass so etwas wirklich bei uns passiert ist«, sagte DeeAnna und betrachtete dabei ihre Fingernägel. »In unserer Stadt, in der wir aufgewachsen sind. Kleine Mädchen. Mir wird ganz übel, wenn ich daran denke. Kotzübel.«
    »Ich bin so froh, dass meine groß sind«, sagte Annabelle. »Das könnten wir nicht ertragen. Die arme Adora muss sich furchtbar um Amma sorgen.«
    Ich schnappte mir ein Stück Brot und lenkte das Gespräch von Adora weg. »Glauben die Leute wirklich, John Keene hätte etwas damit zu tun? Oder ist das nur übler Klatsch?« Ich spürte, dass ich den letzten Satz förmlich ausspie. Ich hatte ganz vergessen, dass solche Frauen denen, die sie nicht mochten, das Leben in Wind Gap zur Hölle machen konnten. »Ich frage nur, weil gestern ein paar Mädchen etwas Ähnliches gesagt haben.« Ich erwähnte lieber nicht, dass Amma eine von ihnen gewesen war.
    »Lass mich raten, es waren vier großmäulige blonde Dinger, die sich hübscher finden, als sie in Wirklichkeit sind«, warf Jackie ein.
    »Jackie, Liebes, hast du ganz vergessen, mit wem du sprichst?«, fragte Melissa/Melinda und gab ihr einen Klaps auf die Schulter.
    »Ach, Scheiße, ich vergesse immer, dass Amma und Camille verwandt sind – zwei verschiedene Generationen.« Sie lächelte. Hinter ihr erklang ein herzhaftes Ploppen, und sie hob das Weinglas, ohne den Kellner auch nur eines Blickes zu würdigen. »Camille, du kannst es ebenso gut auch jetzt erfahren: Deine kleine Amma macht nur Ärger.«
    »Ich habe gehört, dass sie auf alle Highschool-Partys gehen«, erklärte DeeAnna. »Und sich sämtliche Jungs schnappen. Und sie machen Sachen, die wir erst als alte verheiratete Frauen gemacht haben – und auch dann nur nach ein paar netten glitzernden Geschenken.« Sie ließ ihr brillantenbesetztes Tennisarmband kreisen.
    Alle lachten, Jackie hämmerte sogar mit den Fäusten auf den Tisch.
    »Aber …«
    »Keine Ahnung, ob die Leute tatsächlich John für den Schuldigen halten. Ich weiß aber, dass die Polizei bei ihm war«, sagte Annabelle. »Die Familie ist zweifellos seltsam.«
    »Ach, ich dachte, Sie stehen sich nahe«, sagte ich. »Ich habe Sie nach dem Begräbnis bei den Keenes zu Hause gesehen.«
Ihr blöden Fotzen
, fügte ich in Gedanken hinzu.
    »Alle wichtigen Leute aus Wind Gap waren nach dem Begräbnis dort«, meinte DeeAnna. »So was lassen wir uns doch nicht entgehen.« Sie wollte das Gespräch wieder ins Komische ziehen,

Weitere Kostenlose Bücher