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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Eigentlich müsste Randy aufpassen, denn das hat auch massive Auswirkungen auf das Philippinen-Projekt. Stattdessen brütet er über seiner von fremder Berührung verseuchten Tastatur, und dann darüber, dass er darüber brütet, was deutlich macht, wie wenig er für das Geschäftsleben geeignet ist.Technisch gesehen gehört die Tastatur Epiphyte – nicht einmal ihm selbst -, und wenn es den Shareholder Value steigert, dass finstere fernöstliche Nerds in seinen Dateien herumstochern, sollte er sie frohen Herzens gewähren lassen.
    Sie schließen die Sitzung. Epiphyte und die Japaner essen zusammen zu Abend, aber Randy ist gelangweilt und abgelenkt. Gegen einundzwanzig Uhr verabschiedet er sich schließlich und geht auf sein Zimmer. Im Kopf verfasst er eine Antwort an [email protected], sinngemäß etwa weil es einen Wahnsinnsmarkt für so etwas zu geben scheint, und es besser ist, ich fülle diese Lücke, als jemand, der durch und durch böse ist. Doch noch bevor er seinen Laptop hochfahren kann, klopft, in einen weißen Morgenmantel gehüllt und nach Wodka und Hotelseife riechend, der Dentist an Randys Tür und kommt unaufgefordert herein. Er dringt in Randys (nein, das Aktionärs-) Badezimmer ein und nimmt sich ein Glas Wasser. Er steht am Aktionärsfenster und blickt, bevor er zu sprechen beginnt, ein paar Minuten düster auf den japanischen Friedhof hinunter.
    »Ist Ihnen klar, wer diese Leute waren?«, fragt er. Unterzöge man seine Stimme einer biometrischen Analyse, würde sie Zweifel, Verwirrung, vielleicht eine Spur Belustigung widerspiegeln.
    Vielleicht täuscht er das aber auch nur vor, um Randy aus der Reserve zu locken. Vielleicht ist er [email protected].
    »Ja«, lügt Randy.
    Als Randy nach dem Meeting von dem Kopfbildprogramm erzählte, lobte Avi ihn für seine Verschlagenheit, druckte die Bilder in seinem Hotelzimmer aus und schickte sie per Federal Express an einen Privatdetektiv in Hongkong.
    Kepler dreht sich um und wirft Randy einen forschenden Blick zu. »Entweder war ich schlecht über euch Typen informiert«, sagt er, »oder ihr habt euch völlig übernommen.«
    Wäre dies Randys erster Vorstoß in die Welt des Business, würde er sich hier und jetzt in die Hose machen. Wäre es der zweite, würde er kündigen und morgen nach Kalifornien zurückfliegen. Da es aber der dritte ist, gelingt es ihm, die Fassung zu bewahren. Das Licht befindet sich hinter ihm, sodass Kepler vielleicht vorübergehend geblendet ist und sein Gesicht nicht richtig sehen kann. Randy nimmt einen Schluck Wasser, atmet tief durch und fragt: »Wie wird sich unsere Beziehung angesichts der Ereignisse des heutigen Tages künftig gestalten?«
    »Mittlerweile geht es nicht mehr darum, den Philippinen billige Fernleitungen zur Verfügung zu stellen – wenn es darum überhaupt jemals gegangen ist!«, sagt Kepler finster. »Der Datenfluss durch das Philippinen-Netz bekommt jetzt eine ganz andere Bedeutung. Es ist eine großartige Gelegenheit. Gleichzeitig konkurrieren wir mit ziemlich großen Nummern: diesen Australiern und der Gruppe aus Singapur. Können wir mit ihnen konkurrieren, Randy?«
    Es ist eine einfache, direkte Frage, eine der gefährlichsten Art. »Wir würden das Geld unserer Aktionäre nicht aufs Spiel setzen, wenn wir nicht davon überzeugt wären.«
    »Die Antwort war vorhersagbar«, schnaubt Kepler. »Sollen wir uns hier vernünftig unterhalten, Randy, oder sollen wir unsere PR-Leute herbitten und Pressemitteilungen austauschen?«
    Während eines früheren Vorstoßes in die Geschäftswelt hätte Randy an diesem Punkt klein beigegeben. Stattdessen sagt er: »Ich bin nicht darauf vorbereitet, hier und jetzt ein vernünftiges Gespräch mit Ihnen zu führen.«
    »Früher oder später werden wir eins führen müssen«, sagt der Dentist. Irgendwann müssen die Weisheitszähne raus .
    »Natürlich.«
    »Ich sage Ihnen, worüber Sie in der Zwischenzeit nachdenken sollten«, sagt Kepler und macht Anstalten zu gehen. »Was haben wir in Sachen Telekommunikationsmöglichkeiten anzubieten, womit wir gegen die Australier und die Singapur-Jungs anstinken können? In punkto Preis können wir sie nämlich nicht schlagen.«
    Da dies Randys dritter Vorstoß in die Welt des Business ist, verkneift er sich die Antwort: Redundanz. »Diese Frage beschäftigt sicher jeden von uns«, sagt er stattdessen.
    »Ein Pressesprecher hätte es nicht besser formulieren können«, sagt Kepler mit hängenden Schultern. Er tritt auf den

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