abwärts als aufwärts zu führen und so folgen sie ihm. Das ist zunächst neu und aufregend, doch dann wird es genauso brutal eintönig wie jede andere Landschaft, durch die Soldaten je marschiert sind. Während die Stunden verstreichen, wird der Schnee ungleichmäßiger und die Wolken kommen näher. Einer der Männer schläft im Gehen ein, stolpert, stürzt kopfüber den Hang hinunter und geht dabei immer wieder sekundenlang in den freien Fall über. Bis er in der Wolkenschicht verschwindet, ist er schon nicht mehr zu sehen.
Schließlich steigen die achtzehn in klammen Nebel ab. Jeder sieht seinen Vordermann nur, wenn er ganz dicht zu ihm aufschließt, und auch dann nur als grauen, verschwommenen Schemen, wie einen Eisdämon in einem kindlichen Albtraum. Die Landschaft ist zerklüftet und gefährlich geworden und der Führende muss sich praktisch auf allen vieren vorwärts tasten.
Als sie sich um eine vom Nebel schlüpfrige, vorspringende Felsrippe herumarbeiten, schreit der Führende plötzlich: »Feind!«
Einige von den achtzehn lachen sogar, weil sie es für einen Scherz halten.
Goto Dengo hört deutlich jemanden Englisch mit australischem Akzent sprechen. Der Mann sagt: »Schweinehunde.«
Dann bricht ein Lärm los, der stark genug scheint, den Berg mittendurch zu spalten. Goto Dengo hält es zunächst für eine Gerölllawine, bis seine Ohren sich darauf eingestellt haben und ihm aufgeht, dass es eine Waffe ist: etwas Großes,Vollautomatisches. Die Australier schießen auf sie.
Sie versuchen, sich zurückzuziehen, können aber immer nur wenige Schritte machen. Unterdessen sausen überall um sie herum dicke Bleigeschosse durch den Nebel, schlagen gegen den Felsen, schleudern ihnen Steinsplitter gegen Hälse und Gesichter. »Das Nambu!«, brüllt jemand. »Das Nambu nach vorn!« Aber Goto Dengo kann erst mit dem Nambu schießen, wenn er einen anständigen Platz zum Stehen findet.
Schließlich gelangt er zu einem Sims, etwa so groß wie ein großes Buch, und nimmt die Waffe von der Schulter. Doch alles, was er sehen kann, ist Nebel.
Ein paar Minuten lang tritt Stille ein. Goto Dengo ruft die Namen seiner Kameraden. Die drei hinter ihm melden sich. Die anderen scheinen auf seine Rufe nicht zu antworten. Schließlich kommt einer den Pfad hinauf zurückgekraxelt. »Die anderen sind alle tot«, sagt er, »du kannst ruhig schießen.«
Und so beginnt er, mit dem Nambu in den Nebel zu schießen. Der Rückstoß wirft ihn beinahe vom Berg und er lernt, die Waffe gegen eine Felsnase zu stemmen. Dann schwenkt er sie hin und her. Er merkt, wenn er den Felsen trifft, weil das ein anderes Geräusch macht, als wenn er Nebel trifft. Er hält auf den Felsen.
Er verschießt mehrere Magazine, ohne irgendwelche Ergebnisse zu erzielen. Dann marschiert er wieder vorwärts.
Der Wind frischt auf, der Nebel verwirbelt und teilt sich einen Moment lang. Goto Dengo sieht einen blutbeschmierten Pfad, der direkt zu einem hoch gewachsenen Australier mit rötlichem Schnurrbart führt, der eine Maschinenpistole trägt. Ihre Blicke treffen sich. Goto Dengo ist in der günstigeren Position und feuert als Erster. Der Mann mit der Maschinenpistole stürzt ab.
Zwei andere Australier, die hinter der Felsrippe versteckt sind, sehen das und beginnen zu fluchen.
Einer von Goto Dengos Kameraden jagt mit aufgepflanztem Bajonett den Pfad hinunter, brüllt »Banzai!« und verschwindet um die Ecke. Man hört den Knall einer Schrotflinte und zwei Männer schreien gleichzeitig. Dann kommt das mittlerweile vertraute Geräusch abstürzender Körper. »Verdammt!«, brüllt der eine Aussie, der noch übrig ist. »Scheißnips.«
Goto Dengo bleibt nur ein ehrenhafter Ausweg. Er folgt seinem Kameraden um die Ecke und eröffnet mit dem Nambu das Feuer, spritzt Blei in den Nebel, bestreicht die Felswand damit. Er hört erst auf, als das Magazin leer ist. Danach passiert gar nichts. Entweder hat sich der Aussie den Pfad hinunter zurückgezogen oder Goto Dengo hat ihn vom Felsen heruntergeschossen.
Bei Einbruch der Nacht sind Goto Dengo und seine drei überlebenden Kameraden wieder unten im Dschungel.
WRACK
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Dass Sie ein Philosoph auf Einzelhandelsniveau sind, der nebenbei auch noch Kumpel im Überwachungsgeschäft hat, ist in meinen Augen ein zu großer Zufall, als dass ich es akzeptieren könnte.
Deshalb werde ich Ihnen nicht sagen, warum.
Sollten Sie sich aber deswegen Sorgen machen,