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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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eines Gedankenxperiments, bei dem es um den inhärenten (sprich finanziellen) Wert von Informationen ging, (rein zufällig?) ein Thema, das für uns, das Management-Team von Epiphyte (2) Corp., von Interesse ist. Konsultation von Luzon-Karten mit großem Maßstab ergab, dass die betreffenden Längen- und Breitengrade in einer hügeligen (oder sagen wir doch gleich bergigen) Gegend 250 km nördlich von Manila liegen. Für diejenigen unter euch, die nicht mit der Geschichte des 2. WK vertraut sind: Diese Gegend lag innerhalb der äußersten Grenze des Gebiets, das General Yamashita, der Tiger von Malaya und Eroberer von Singapur, am Ende dieses Krieges beherrschte, nachdem General MacArthur ihn und seine ungefähr 105 Soldaten aus dem dicht besiedelten Flachland vertrieben hatte. Und das ist, wie wir sehen werden, beileibe nicht nur eine im Grunde unwesentliche historische Anmerkung. Übermittelte besagte Daten einem gewissen Douglas MacArthur Shaftoe (um mehr Anekdotisches über denselben zu erfahren, vgl. meine ausnahmsweise anschaulichen und lesbaren Zwischenberichte über die Echolotuntersuchungen), der behauptete: »Jemand versucht, Ihnen eine Botschaft zu schicken«, (Anm.: jeder dämliche Gesprächsbeitrag im Folgenden stammt von DMS) und mit einem Nachdruck, der schon gefährlich an Aggressivität grenzte, seine Hilfe anbot. DMS ist in einem Maße energisch und unternehmungslustig, das gewissen Leuten (z.B. solchen, die unter einer kleinkarierten Angst vor Tod oder Folter leiden) Unbehagen bereitet (s. meine frühere Vermutung, dass DMS womöglich mit einem redundanten Y-Chromosom geboren wurde). Hauptaufgabe Meiner Wenigkeit bestand schließlich darin, Quelle wiederholter, offensichtlich lästiger Mahnungen zu Vorsicht und Zurückhaltung sowie anderer Tugenden zu sein, die von DMS als völlig unbedeutend eingestuft werden, während er selbst sein langes Leben (das, da er vor mir geboren wurde, zwangsläufig das Meiner Wenigkeit an Jahren übersteigt), sein Netz enger persönlicher Beziehungen (undurchsichtig, weltumspannend, dem Vernehmen nach mächtig), seinen finanziellen Wohlstand (Vermögensgegenstände, z.B. Edelmetalle, verteilt auf verschiedene Orte, die DMS nicht preisgeben will) und (als Trumpfkarte) die körperliche Vollkommenheit seiner Freundin (sie muss, wenn sie vor die Haustür tritt, einen Schirm aufspannen, damit ihr Gesicht nicht die Piloten der über sie hinwegfliegenden Verkehrsflugzeuge dazu veranlasst, tumb und willenlos auf der Steuerung ihrer Höhenruder zusammenzusinken) als Beweise dafür anführt, dass den von Meiner Wenigkeit geäußerten Gedanken über die mögliche Vermeidung von Tod, Zerstückelung, etc. nicht mehr als nur die allerflüchtigste Beachtung zu schenken sei. Das Einzige, was Meine Wenigkeit in die Waagschale zu werfen hatte, waren ebenso passender- wie ironischerweise Informationen: nämlich die letzten paar Ziffern der Länge und Breite, die DMS vorenthalten wurden, damit er nicht einfach selbst hingeht und nachschaut (Anm.: DMS ist eine durch und durch ehrliche Haut,und es geht nicht darum, dass DMS etwas stehlen oder sich aneignen, sondern dass die Situation außer Kontrolle geraten könnte, vorausgesetzt, sie war überhaupt je unter Kontrolle).
    Es wurden Pläne für eine Reise (»Einsatz« im DMS-Sprachgebrauch) zu besagter Länge und Breite gemacht. Zusätzliche Batterien für den GPS-Empfänger wurden gekauft (s. beiliegende Spesenabrechnung). Vorräte an Trinkwasser usw. angelegt. Ein Jeepney wurde gemietet. Konzept des Jeepney hier unmöglich umfassend darzustellen: ein Minibus, in der Regel benannt nach einem Popstar, einer biblischen Figur oder einem abstrakten theologischen Begriff, dessen Motor und Rahmen von einer amerikanischen oder japanischen Autofirma kommt, dessen Karosserie, Sitze, Polsterung und reiche, grelle Verzierung jedoch von temperamentvollen Kunsthandwerkern an Ort und Stelle gefertigt werden. Jeepneys werden normalerweise außerhalb von Manila in Städten oder Barangays (halbautonomen Gemeinden), die sich auf dieselben spezialisiert haben, gebaut; Design, Materialien, Stil usw. eines Jeepneys spiegeln seine Herkunft ebenso wider wie ein guter Wein angeblich Klima, Bodenbeschaffenheit usw. seiner Lage verrät. Unserer war (ungewöhnlicherweise) ein gänzlich einfarbiger Jeepney aus reinem Edelstahl, hergest. in dem auf die Edelstahlfabrikation spezialisierten Barangay San Pablo, mit (im Gegensatz zu normalen Jeepneys) keinerlei bunten

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