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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Sie irgendwo am Arsch der Welt in Ihrer schicken Ausgehuniform in der Heldengedenktags-Parade mitfahren und ganz plötzlich irgendwelchen Quatsch über Echsen verzapfen, allen einen Heidenschiss einjagen und damit die Kriegsleistungen beinträchtigen.«
    »Sir! Mit allem Respekt -«
    »Redeerlaubnis verweigert«, sagt der Major. »Auf Ihre Zwangsvorstellungen hinsichtlich General MacArthur möchte ich gar nicht näher eingehen.«
    »Sir! Der General ist ein mörderischer -«
    »Klappe halten!«
    »Sir! Jawohl, Sir!«
    »Wir haben einen anderen Job für Sie, Marine.«
    »Sir! Jawohl, Sir!«
    »Sie werden an etwas ganz Besonderem teilnehmen.«
    »Sir! Die Marine Raiders sind bereits ein ganz besonderer Teil eines ganz besonderen Corps, Sir!«
    »Das meine ich nicht. Ich meine, dass dieser Auftrag... ungewöhnlich ist.« Der Major blickt zum Colonel hinüber. Er weiß nicht recht, wie er fortfahren soll.
    Der Colonel steckt die Hand in die Tasche, klimpert mit Münzen, langt dann nach oben und überprüft seine Rasur.
    »Es ist nicht direkt ein Auftrag des Marine Corps«, sagt er schließlich. »Sie werden Teil eines internationalen Sonderkommandos. Ein Zug amerikanische Marine Raiders und ein Zug des British Special Air Service, die gemeinsam unter einem Befehl operieren. Ein Haufen harter Burschen, die gezeigt haben, dass Sie jeden Auftrag ausführen können, egal unter welchen Bedingungen. Trifft diese Beschreibung auf Sie zu, Marine?«
    »Sir! Jawohl, Sir!«
    »Das Ganze ist ein sehr ungewöhnliches Vorhaben«, sinniert der Colonel, »kein Militär würde sich je so etwas ausdenken. Verstehen Sie, was ich meine, Shaftoe?«
    »Sir, nein, Sir! Allerdings nehme ich im Moment einen starken Geruch nach Politik im Zimmer wahr, Sir!«
    Der Colonel wird von einem leichten Augenzwinkern befallen und wirft einen flüchtigen Blick zum Fenster hinaus auf die Kuppel des Kapitols. »Diese Politiker können ganz schön heikel sein, wenn es darum geht, wie etwas zu erledigen ist. Alles muss hundertprozentig klappen. Die mögen keine Ausreden. Können Sie mir folgen, Shaftoe?«
    »Sir! Jawohl, Sir!«
    »Das Corps hat sich ins Zeug legen müssen, um die Sache zu kriegen. Ursprünglich sollte das eine Army-Geschichte werden. Wir haben bei ein paar ehemaligen Navy-Angehörigen an hoher Stelle ein paar Strippen gezogen. Jetzt haben wir den Auftrag gekriegt. Manche würden sagen, wir haben ihn gekriegt, damit wir ihn vermasseln.«
    »Sir! Der Auftrag wird nicht vermasselt werden, Sir!«
    »Dass dieser Schweinehund MacArthur unten im Südpazifik Marines verheizt, liegt daran, dass wir uns im politischen Spiel manchmal nicht so geschickt anstellen. Wenn Sie und Ihre neue Einheit nicht hervorragend abschneiden, wird sich diese Situation noch verschlimmern.«
    »Sir! Sie können sich auf mich verlassen, Sir!«
    »Ihr befehlshabender Offizier wird Lieutenant Ethridge sein. Ein Annapolis-Mann. Nicht viel Kampferfahrung, aber er weiß, wie man sich in den richtigen Kreisen bewegt. Er kann Ihnen auf der politischen Ebene den Rücken freihalten. Die Verantwortung dafür, dass die Dinge am Boden erledigt werden, liegt ganz allein bei Ihnen, Sergeant Shaftoe.«
    »Sir! Jawohl, Sir!«
    »Sie werden eng mit dem British Special Air Service zusammenarbeiten. Sehr gute Leute. Aber ich will, dass Sie und Ihre Leute sie in den Schatten stellen.«
    »Sir! Sie können sich darauf verlassen, Sir!«
    »Schön, dann machen Sie sich marschfertig«, sagt der Major. »Sie sind auf dem Weg nach Nordafrika, Sergeant Shaftoe.«

Londinium
    Die wuchtigen britischen Münzen klirren in seiner Hosentasche wie Zinnteller. Lawrence Pritchard Waterhouse geht in der Uniform eines Commanders der United States Navy eine Straße entlang. Daraus ist nicht unbedingt zu schließen, dass er tatsächlich Commander oder auch nur in der Navy ist, obwohl beides zutrifft. Der Amerikaner ist ihm allerdings sofort anzusehen, weil er jedes Mal, wenn er an einem Bordstein anlangt, entweder beinahe von einem Kombiwagen überfahren wird oder im Gehen innehält, seine Gedanken, zur großen Beunruhigung von Fahrgästen, Fahrer und Beifahrer, auf ein Nebengleis lenkt und einen Großteil seiner geistigen Schaltkreise dafür einsetzt, seine Umgebung durch einen großen Spiegel zu reflektieren. Hier fährt man auf der linken Straßenseite.
    Das hat er schon vorher gewusst. Er hatte Bilder gesehen. Und Alan hatte sich in Princeton darüber beklagt, denn er war jedes Mal um ein Haar überfahren

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