Crystall (German Edition)
Bemühungen auf, holte noch einmal tief Luft und kam dann vorsichtig in die Höhe, um keinem überraschenden Schwindel zu erliegen. Wie sie erstmalig feststellte, herrschte längst wieder Morgengrauen und die letzte Etappe der Reise musste jeden Moment anbrechen.
Als könne sie sich nicht mehr genau erinnern, warf das Mädchen einen Blick in die Runde. Von einem Lager konnte eigentlich kaum mehr Rede sein, denn nicht viele waren nach der Schlacht übrig geblieben. Zugegeben, ihre Verluste während des Kampfes waren weit geringer ausgefallen, als jeder Normaldenkende angenommen hätte, trotzdem hatten sie letztlich fast alle Mitstreiter verlassen. Was sie laut Legenden in den Kristallbergen erwarten sollte, war den meisten dann doch zu viel. Aber ehrlich gesagt war es erstaunlich, wie lange die Truppe durchgehalten hatte, niemand konnte ihr Weggehen verübeln.
Und jetzt?
Mandy sah sich seufzend um. Jetzt waren sie keine beachtliche Streitmacht mehr. Aller Situation entsprechend dürfte das auch nicht mehr nötig sein, dennoch hatte die Masse einen kleinen Eindruck von Sicherheit vermittelt. Nun aber zählte ihre Truppe höchstens noch zwanzig Mann. Darunter befanden sich überraschend alle Freunde aus Nectar, zudem einige der Echsenkrieger und ein paar Mutige aus dem Wüstenvolk, einschließlich Sator selbst.
Hoffentlich sollte das genügen ...
Mandy lief zu den Pferden hinüber. Mittlerweile musste sie selbst reiten, denn alle Wagen hatten sie in Mindor zurück gelassen. Doch das war nicht unbedingt problematisch, außerdem konnte es nicht viel weiter sein, als dass es diesen Tag einnehmen würde.
Und dann wartete die Entscheidung!
Das Mädchen verzog leicht das Gesicht, denn ihre Vorraussetzungen wollte sie nicht unbedingt als vorteilhaft bezeichnen. Einen Kristall mussten sie noch finden, den anderen besaß nach wie vor der Herr der schwarzen Armee, einer, der kein Problem mit heimtückischen Fallen hatte und zudem Nawarhons Vater war. Hinzu kam, dass der Wächter bei Vollendung der Zeremonie lauerte und sie töten würde; zweitens machten Sator und der Prinz nicht den Eindruck, als würden sie noch einmal Freunde werden.
Aber der Tag war ja längst nicht zu Ende. Entschlossen schwang sich Mandy auf eines der Pferde und wartete geduldig, bis auch die anderen Aufbruchbereit waren. Letzte Feuer wurden schnell erstickt, Mitbringsel verstaut und die üblichen Befehle erteilt, was Sicherheit und dergleichen betraf.
Zehn Minuten später brachen sie auf. Ihr neues Ziel für diesen Tag waren die Kristallberge. Was danach sein würde, stand sprichwörtlich in den Sternen.
Mandy ritt zentral in dem Zug aus zwanzig Kriegern und hatte erstmals ein Schwert angelegt bekommen. Sie bezweifelte, dass sie damit großartig etwas anfangen konnte, mehr als ein Gefühl der Sicherheit erbot es nicht. Natürlich hatte sie die Erlebnisse im Tempel nie vergessen, trotzdem erkannte sie den Unterschied zwischen Wirklichkeit und dem lehrhaften Training unter Anweisungen, welches sie geführt hatte.
Ehrlich gesagt war Mandy der Überzeugung, dass sie eine Waffe nicht nötig hätte. Ihre Begleitung nahm sie vollkommen in die schützende Mitte und ritt mit teils bereit gelegten Schwertern und Speeren. Überhaupt waren sie enorm auf der Hut. Sie ritten nicht nur langsam und konzentriert, sondern tatsächlich darauf gefasst, etwas Schlimmes zu erleben. Zwei oder drei Krieger waren sogar voraus, um die Gegenden auszuspähen.
Angesichts der nahenden Gefahr fühlte sich Mandy gut und entspannt. Da machte sie selbst Lyhma nervöser, denn die ritt so dicht neben ihr, dass sie sich hätten gegenseitig auf die Schultern hauen können.
„Fühlst du dich gut?“, fragte Lyhma irgendwann in der knappen Stunde, die sie bereits unterwegs waren. Mittlerweile befanden sie sich auf offenem Feld, ohne ein Ziel im Auge zu haben. Die Atmosphäre war trügerisch und dämmrig, die Sonne würde erst in ein paar Stunden aufgehen.
„Wenn ich jetzt mit Ja antworten würde, wäre das wahrscheinlich gelogen“, gestand Mandy zögerlich. Allerdings waren Worte kaum mehr nötig, ihr Anblick genügte, um jedem nur schäbigen Beobachter zu beweisen, dass sie nervös war. Sie alle hier waren das. „Körperlich bin ich fit und ich weiß, welches Ziel wir haben. Ehrlich gesagt war es das dann auch schon mit den guten Voraussetzungen. Es gibt noch jede Menge Ungereimtheiten und wichtige Teile in dem großen Puzzle fehlen.“
„Ich verstehe, was du meinst“,
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