Crystall (German Edition)
ja nicht erschrecken“, entschuldigte sich R´Ryah mit einem verzeihenden Lächeln.
Es mussten Sekunden, ja fast Minuten vergehen, in denen die Freunde wie verwachsen dastanden und sich gegenseitig aus ungläubigen Augen anstarrten. Die Grotte, die sonst nur so von Geräuschen und Schalleffekten lebte, verwandelte sich in eine Zitadelle der Stille und Einsamkeit.
Erst nach jener Frist traten zumindest Sator und Nawarhon zwischen Ry und die anderen. Der Prinz spielte dabei unsicher an seinem Schwertgriff.
Sator verzog das Gesicht zu einer steinernen Maske. Mandy konnte sehen, wie sich unter seinen Gewändern sämtliche Muskeln spannten. „Mag sein, dass ich dich nicht so gut kenne wie der Rest hier, aber was ich gehört und mir logisch zusammengereimt habe, genügt, um dich mit Vorsicht zu genießen. Also, R´Ryah oder wer immer du sein magst ... was willst du hier?“
Ry stand völlig unbewegt da und hatte den Worten geduldig gelauscht. Sie machte jedoch auch jetzt keine Anstalten von Nervosität, gerade so, als sei sie sich vollkommen bewusst, den Zwist klären zu können. „Ich habe mit diesen Vorwürfen gerechnet und wahrscheinlich habt ihr auch allen Grund dazu.“
Sator blieb steinhart. „Erst einmal sind das keine Vorwürfe, sondern Tatsachen und du hast noch immer nicht erklärt, weshalb du hier bist. Einen Versuch hast du.“
Mandy trat aus den Reihen ihrer Truppe und stellte sich neben Sator auf. Sie musterte Ry mit überaus gemischten Gefühlen und sie wusste nicht, welcher Eindruck davon der wahre blieb. Sie erwartete mit Neugier Rys Worte und war zugleich traurig und wütend auf die Frau.
R´Ryah blickte dem Mädchen fast ebenso traurig entgegen und rang sich ein Lächeln auf die Lippen. „Ich muss sagen, dass mir das alles sehr leid tut, ich weiß, ich muss euch sehr verwirren ... aber ... aber ich hatte einfach Angst, versteht ihr. Auf die schwarze Höllenbrut zu treffen ... da hat es bei mir ausgesetzt. Doch später wurde mir bewusst, wie feige und schäbig ich mich verhalten habe. Ich war in Panik, trotzdem hätte ich nicht ohne ein Wort gehen dürfen.“
„Die meisten von uns sind gegangen“, erwiderte Nawarhon mit neutraler Miene. „Das ist keine Schande, denn jeder wusste, welche Gefahr auf uns wartet. Selbst tapfere Krieger haben uns verlassen, meinst du denn, da hätten wir dich ausgelacht? Es wäre in Ordnung gewesen, aber dein Verhalten musste uns ja misstrauisch stimmen.“
„Das verstehe ich auch“, beteuerte Ry mit bracher Stimme. „Vor allem, weil ich die einzige Heilpraktikerin war, ich durfte euch nicht im Stich lassen. Ich fühle mich einfach nur widerwärtig bei dem Gedanken daran.“
„Jetzt übertreibst du aber“, unterbrach sie Mandy und lächelte aufmunternd. „Dein Verhalten hat uns einfach alle nachdenken lassen, denn in Zeiten wie diesen muss man immer mit Verrätern rechnen. Deswegen brauchst du dich aber nicht beschmutzt fühlen, ich glaube, wir alle haben Angst vor dem, was uns erwartet. Dass du wieder hier bist, beweist deine Aufrichtigkeit. Wir sollten ihre eine Chance geben.“
Lyhma trat nun ebenfalls an die Seite ihres Bruders. „Mandy hat natürlich Recht, wir können dir keinen Vorwurf machen. Aber dennoch würde mich interessieren, was du hier machst und wie du hergefunden hast?“
Ry lächelte noch wärmer. „Euch zu folgen, war gar nicht so leicht. Aber als mein Gewissen anschlug, musste ich einfach eure Spur suchen und aufnehmen. Gefolgt bin ich euch auf selbem Wege, habe mich aber versteckt gehalten, weil ich genau diese Situation hier erwartet hatte. Doch nun bin ich da und möchte meinen Fehler wieder gut machen.“
„Was hast du vor?“, rief Nirrka aus den hinteren Reihen mit fraglicher Miene.
Die Frau sah Mandy durchdringend an. „In dem ich dir eine Bürde abnehme, kleine Dame. Du hast einfach ein gutes Herz, so voller Güte und Mut und Warmherzigkeit. Es ist nicht gerecht, dass gerade du dafür ein Risiko eingehen sollst. Lass mich die Kristalle vereinen.“
Mandy zuckte heftig zusammen und suchte verzweifelt den Blick von Sator.
„Das wird nicht funktionieren, nur Mandy ist dafür bestimmt“, erinnerte Nawarhon betont.
„Auch ich kenne die Legenden, wisst ihr. Natürlich besitzt von uns niemand so viel Qualifikationen wie Mandy, das heißt aber nicht, dass die Wiedervereinigung nicht den selben Sinn hätte. Vermutlich werde ich dabei sterben und die Zukunft unserer Welt liegt in einer anderen Hand ... aber das Risiko
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