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Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrico Mahler
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nicht ganz gleichgültig war. Der Gedanke allein war ihr unangenehm, trotzdem blieb er vorhanden und ließ sich durch nichts leugnen. Sie hatte in seiner Gegenwart etwas gespürt, das sie unendlich verwirrte. Selbstverständlich war Mandy ihr eigenes Verhalten nicht entgangen und das war eindeutig nicht ihr wirkliches Benehmen gewesen. Sicher, sie war in einem sehr jungen Alter und immer noch für Späße und Kindereien zu haben, aber wie sie sich in Gegenwart Sators benommen hatte, das war nicht normal. Mehr als nur einmal hatte sie ihre Gedanken zur Ordnung gerufen, hätte sich Mandy am liebsten geohrfeigt, obwohl Sator alles andere als fies zu ihr gewesen war. Doch irgendetwas haftete an dem Kerl, etwas, das Mandy das logische Denken vergessen ließ. Sie hatte sich eindeutig störrisch und naiv benommen, geradeso, als wäre sie eine bockige Dreizehnjährige. Eigentlich nicht ihre Art. Und jetzt, im Nachhinein, fühlte sie ein Kribbeln, ein leises Verlangen, ihn wieder zusehen.
    Mandy ballte in einer hilflosen Geste die Fäuste und knurrte ärgerlich. Sie war gerade dabei, sich Gefühle für den Wüstenkönig einzureden.
    Die sie auch verleugnen konnte?
    Nun, nichts war gewiss, schließlich kannte sie Sator gerade gute zehn Minuten. Andererseits war sie in einem perfekten Alter für Mädchen, in dem man reihenweise Schwärmereien unterliegt, vorzugsweise älteren Männern gegenüber. Ja, so musste es sein. Sator würde bald vergessen sein – dieser verdammte, mörderische und be...
    Mandy seufzte und schüttelte über sich selbst den Kopf. So, wie sie sich jetzt aufführte, bestätigte sie lediglich ihre Vermutungen. Bei der nächsten Gelegenheit, in der sie Sator wieder sah, würde sie sich abermals stur und launisch benehmen.
    Zur Hölle mit den Gefühlen!
    Der Tag ging dem Abend zu und Mandy tat nichts anderes, als unbequem herumzusitzen und sich mit allen möglichen Gedanken zu plagen. Draußen war der Lärm so gedämpft, dass es gar keinen Sinn machte, irgendwelchen Gesprächen die Aufmerksamkeit zu widmen. Mandy kam sich einsam und verlassen vor, sie hatte einen Bärenhunger, war todmüde und gelangweilt. Einfach nichts geschah, niemand schien sie besuchen zu wollen. Sie ertappte sich sogar heimlich bei dem Gedanken, dass sie Sator einmal aufsuchen könne.
    Nichts von alledem geschah. Und schlafen wollte sie nicht, auch wenn die angenehme Müdigkeit immer heftiger nach ihr zu greifen drohte. Irgendein Gefühl hielt sie davon ab. Wahrscheinlich, dachte sie, könne sie wichtige Details verpassen.
    Der Gedanke war noch nicht einmal ganz verklungen, da begann die Zeltplane zu wackeln. Mandy sah neugierig hinüber und beobachtete stillschweigend das weitere Geschehen. Es zog sich in die Länge, denn es hatte bald den Anschein, als mühte sich da jemand ab, die Plane überhaupt aufzuschlagen. Schatten huschten vor dem Zelt auf und ab, bis schließlich eine kleine Hand in ihrer Behausung auftauchte. Kurz darauf gab die Plane einen winzigen Spalt frei und wurde hastig wieder geschlossen.
    Mandy starrte entsetzt auf. „Maxot, wie kommst du denn hierher?“
    Der Troll antwortete noch nicht, sondern huschte auf lautlosen Sohlen an ihre Seite. Sein Gesicht wirkte angespannt. Immer wieder sah er zurück, in der Vermutung, jemand könne sie überraschen. „Ganz recht, ich bin es“, antwortete Maxot mit einiger Verspätung. „Ich konnte aus dem Zelt entkommen. Diese Dummköpfe haben mich wohl unterschätzt. Die Fesseln waren so locker und groß, jedes Kleinkind wäre geflohen.“
    „Aha“, machte Mandy nur, die diese Meinung so gar nicht teilen konnte. „Und du hast mich gleich gefunden?“
    Der Troll wiegte den Kopf hin und her. „Naja, nicht wirklich. Ich glaube, ich habe fast alle Zelte abgesucht. Außerdem rennen da draußen drei oder vier von den Schleiermönchen herum und machen Gefangenen die Flucht schwer. Aber klein und flink wie ich bin, kein Problem.“
    Ein flüchtiges Lächeln huschte über Mandys Züge. „Du bist großartig. Aber wie hast du dir jetzt das weitere Vorgehen gedacht?“
    „Menschen“, seufzte Maxot in gespieltem Ärger. „Immer muss man euch alles auf die Nase binden. Selbstverständlich werden wir fliehen, was denn sonst.“
    „Fliehen?“ Mandy betonte das Wort, als hätte sie nie im Mindesten daran gedacht.
    Der Troll sah ein wenig erschrocken aus. „Ja, was glaubst du denn, dass ich hier bleibe und zu einem trolligen Sklaven werde, oder gleich zu Hundefutter?“
    „Nun sieh

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