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Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrico Mahler
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Haltung schätzte sie ihn sehr groß, unter der Kleidung verbarg sich ohne Zweifel ein gut trainierter Körper.
    Und sein Gesicht ...
    Mandy schluckte und atmete tief durch. Sie war wie gefesselt, als sie in sein Antlitz sah. Sie hatte mit einem finsteren Typen gerechnet, dessen Blicke töten würden und vor Staub und Dreck standen. Nicht damit, was sie nun sah! Die Augen ihres Gegenübers waren so blau wie das schönste Meer, stachen in einem braungebrannten Gesicht wie Diamanten hervor. Sein halber Drei -Tage-Bart machte ihn irgendwie erfahren und sexy. Mandy erschrak selbst über ihre Gedanken, doch sie konnte es nicht leugnen. Dieser Mann hatte etwas an sich, diese klugen Augen, das warme Lächeln um seine Lippen. Sie schmolz fast dahin.
    Verdammt, sie hatte mit einer herzlosen Bestie gerechnet, der das Wort Lächeln ein Hohn war.
    Mandy versuchte verkrampft, den Mann nicht anzustarren. Wer wusste schon, ob hinter dieser herzzerreißenden Fassade nicht doch ein blutrünstiges Monster steckte.
    Der Mann – allerhöchstens Mitte dreißig – lächelte noch einmal breit, dann ließ er sich vor ihr in den kühlen Sand nieder und beobachtete das Mädchen.
    Mandy fühlte, wie ihr Puls härter schlug. Verdammt, was geschah da nur mit ihr? „Habt ihr Typen eigentlich alle ein Schweigegelöbnis abgelebt oder warum sagt mir keiner, was ihr von mir wollt? Verstehe, ihr könnt meine Sprache nicht, wie auch immer. Aber dann kannst du auch gleich wieder gehen, anstatt jungen Damen den Kopf zu verdrehen.“
    Der Mann lächelte so voller Wärme, dass es Mandy beinahe verrückt machte. „Rede ruhig weiter, junge Dame.“
    „Du...“ Mandy verschluckte sich an ihren eigenen Worten und spürte, wie sie rot anlief. „Ähm, vergiss, was ich sagte, okay? Ich meine, verzeiht, mein Herr ... ich...“
    „Lass gut sein“, winkte der Mann ab. „Ich habe dich in Verlegenheit gebracht, tut mir leid.“
    „Ihr entschuldigt Euch bei mir?“, fragte Mandy ungläubig. „Aber...“
    „Ich bin der hohe Herr und du eine Gefangene, ich weiß“, unterbrach ihn der Fremde. „Vergiss das, wir bleiben beim Du, klar. Mein Name ist Sator.“
    „Sator? Äh, ja, und ich bin Mandy.“
    „Sehr schön, dann sind wir ja schon einen Schritt weiter.“
    Das Mädchen legte überrascht die Stirn in Falten. „Verzeihung, aber ich verstehe nicht ganz, weshalb du mich so freundlich behandelst?“
    „Warum nicht?“
    „Weil...“ Mandy verzog ärgerlich das Gesicht. Sator ließ sie immer wieder auflaufen. Er war wirklich clever.
    „Tut mir leid, Mädchen. Ich kann mir vorstellen, dass du jetzt verwirrt bist.“
    „Das ist untertrieben.“
    „Du wirst es wissen“, sagte Sator nur. „Jedenfalls wirst du verstehen, dass wir euch beide zunächst gefangen nehmen mussten, dieses Land ist alles andere als sicher. Außerdem wolltest du Nirrka entführen.“
    „Entführen?!“, spie Mandy aus. „Ich wollte der Kleinen helfen und...“
    „Wollte sie deine Hilfe?“
    Mandy setzte zu einer Antwort an, verbiss sich dann aber jeden Kommentar, der ihr auf der Zunge lag. Sator brachte sie um den Verstand. Das Schlimmste war ja, dass er irgendwie Recht hatte. Nirrka hatte niemals behauptet, gerettet werden zu wollen. Aber welcher Gefangene wollte das eigentlich nicht? Lächerlich, wahrscheinlich war das junge Mädchen nur eine Falle gewesen.
    „Du wirst nachher noch etwas zu essen und trinken bekommen, ruh dich ein bisschen aus. Vielleicht komme ich später noch einmal vorbei.“
    „Du lässt mich gefangen?“
    Plötzlich lächelte Sator wieder. „Es gibt Regeln, Mandy. Regeln, die auch ein König des Volkes nicht einfach brechen kann. Außerdem“, fügte er geheimnisvoll hinzu. „Wer hat je behauptet, dass ich gute Absichten hege?“ Mit diesen Worten verschwand Sator wieder.
    Mandy blieb verblüfft zurück. Sie verstand überhaupt nichts. Wie hatte Sator nur die letzten Worte gemeint? Etwa ernst? Das konnte sie nicht glauben. Andererseits hatte sie wirklich keinen Beweis dafür, dass er ein guter Mensch war, nur weil er lächelte und nicht aussah wie eine Höllenkreatur. Aber wenigstens hatte sie eines gelernt. Solange bei diesem Volk etwas nicht ausgesprochen war, musste sie immer mit allem rechnen.
    Irgendwann spürte sie mit leichtem Scham, dass sie unentwegt auf die Stelle starrte, an der gerade noch Sator gewesen war. Auch wenn sie es noch so gut verbergen möchte und sich immer wieder selbst einredete, musste sie doch eingestehen, dass ihr Sator

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