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Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrico Mahler
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Nirrka unter den Erinnerungen zusammenzuckte. „Ich meine, weiß Sator davon?“
    Das Mädchen schüttelte den Kopf und hielt nur noch mühsam die Tränen zurück. „Nein, niemand weiß davon. Er tut es fast jeden Tag, es ist schrecklich, er ist so grob. Ich habe Angst und ... und ich fühle mich benutzt.“
    Bei diesen Erklärungen schlug Mandys Herz heftiger. Das Mädchen war noch etwas jünger als sie selbst, also in einem völlig ungeeigneten Alter. Der Pein würde sie den Rest ihres Lebens begleiten.
    Die Zeltplane wurde beiseite geschlagen und Maxot blinzelte herein. „Ist ja nett, dass ihr Turteltäubchen euer Thema gefunden habt, aber ihr solltet bald zum Schluss kommen. Die Wache schleicht schon in der Nähe herum.“
    „Danke, Maxot.“ Mandy fuhr wieder zu dem Sklavenmädchen herum und hielt ihr die Hand entgegen. „Möchtest du mitkommen?“
    Schweigend nickte Nirrka, wischte sich die Augen trocken und ergriff Mandys angebotene Hand. Die nahm das Mädchen in den Arm und zog sie schließlich hinter sich her aus dem Zelt.
    Maxot hatte nicht gelogen und sie keine Sekunde zu früh gewarnt. Die Schritte des Aufsehers waren bereits zu hören. Es würde nicht mehr lange dauern, bis seine Runde hierher führte.
    Mandy überblickte rasch die Lage und deutete auf eine Reihe von Zelten, die wohl den Abschluss des Lagers bildeten. Nahezu lautlos, wie jahrelang geübte Krieger, huschten sie über den Sand. Die Distanz war am Ende größer, als sie angenommen hatten und erwies sich als weite, offene und gefährliche Fläche, auf der es keinerlei Deckung gab. Ihre Flucht hätte hier ein vorzeitiges Ende haben können, doch wieder einmal war das Glück auf ihrer Seite. Niemand hörte sie, so leise gingen sie vor. Der weiche Sand kam ihnen jetzt zu gute.
    Beruhigt und überglücklich hechteten die drei fast synchron in den schattigen Schutz der letzten Zeltfront. Sie blieben eine Weile liegen und schöpften neuen Atem.
    Mandy wischte sich den Schweiß von der Stirn und lauschte nur in sich hinein. Der schwierigste Teil ihrer Flucht stand ihnen noch bevor. Sie konnten nur hoffen, dass wenigstens Nirrka ein wenig über die Wüste Bescheid wusste.
    Fast im selben Moment musste Mandy – und wenn es noch so unangebracht war – lächeln. Vor knapp einem Monat war es ihre Aufgabe gewesen, lediglich ihre Mutter zum Streit zu provozieren und ein wenig Haushaltsarbeiten zu verrichten. Dabei war sie nahe daran gewesen, ihren Großvater abzustoßen, wenn er von Legenden und Fabelwesen sprach. Und was tat sie heute? Sie sprach mit Trollen, plante eine Flucht durch die Wüste in der Hoffnung, eine ganze Märchenwelt vor dem Untergang zu retten.
    Sie wurde aus den Gedanken gerissen. Mandy erkannte sofort, was der Grund dafür war. Ihr Kristall. Er begann heftig zu glühen, ja regelrecht zu pulsieren.
    Einleuchtend warf Mandy ihren Kopf zurück und starrte das große Zelt in ihrem Rücken an. Als hätte es erst des Signals bedurft, bemerkte sie, wie viel größer dieses Zelt im Gegensatz zu den anderen war. In seinem Inneren herrschte Stille.
    „Mandy, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.“
    Sie starrte Maxot eine Sekunde erschrocken an, dann deutete sie auf das Zelt. „Kommt mit, ich glaube, ich habe den Kristall entdeckt.“
    „Den Kristall?“, fragte Nirrka mit einer Mischung aus Unglauben und Verwirrung.
    „Später“, entgegnete Mandy gehetzt und huschte als erste in das Zelt, wohlbemerkt sorglos. Aber anderenfalls wäre es unbegründet gewesen, dennoch verhielt sich Mandy nicht unbedingt geschickt.
    Hinter ihr krabbelten Nirrka und der Troll herein. Alle drei sahen sie die Metalltruhe zugleich.
    Mandy spürte, wie ihr Kristall immer heftiger bebte. Behutsam und bei voller Vorsicht hob sie eine Hand über die Truhe und öffnete den Deckel. Augenblicklich sah sie den Kristall in der kleinen Metallkiste.
    „Oh Mann, wir haben ihn“, fügte Maxot überflüssigerweise hinzu, so leise er konnte.
    „Wie bezaubernd“, hauchte auch Nirrka.
    Mandy entkam als erste der Starre. Langsam griff sie in die Truhe, um den Kristall hervor zu holen. Doch dann schrie Mandy auf und zog ihre Hand blitzschnell zurück.
    „Was ist?“, fragte der Troll alarmiert.
    „Eine Sicherheitsvorkehrung. Ich komme keinesfalls hindurch, Maxot.“
    Der Troll versuchte es dennoch. Mit dem gleichen Ergebnis. Seine Hand schien ein Netz von Energieladungen zu treffen, bevor er sie hastig zurück zog. „Ah, verdammt!“
    „Wir kommen nicht heran“,

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