Crystall (German Edition)
leicht triumphierendem Lächeln sah sie Sator nach, bis der im schattigen Dunkel eines Zeltes verschwunden war.
Eine Hand packte sie am Oberarm, nicht einmal so sehr darauf bedacht, vorsichtig zu sein. Mandy fuhr fast gelassen herum und blickte in das Gesicht einer Wache. „Keine Sekunde zu spät, was?“
Der Mann überhörte den Spott. „Du gehst jetzt zurück in dein Zelt, kleines Mädchen. Mein Herr muss ja viel Vertrauen haben, wenn er dich alleine zurück lässt.“
„Dafür gibt es seine Wachhunde.“
In seinen Augen sprühte ein kampfeslustiger Funke und Mandy beschloss, den Bogen nicht zu überspannen.
„Los jetzt!“
Widerspruchslos ließ sich Mandy zu ihrem Zelt geleiten, vor dem drei Wachen postiert worden. Sie selbst sah sich im Inneren wieder ihren Freunden gegenüber. Nirrka und Maxot warfen gespannte Blicke auf sie und konnten kaum ruhig sitzen bleiben.
„Was hat er gesagt?“
„Wie ist es ausgegangen?“
„Immer ein Schritt nach dem anderen“, erwiderte Mandy mit einer bewusst dramatischen Pause. Es gab Zeiten, da hatte man sie nervös zappeln lassen. Jetzt führte sie das Zepter in der Hand.
„Nun mach schon“, drängte Maxot ungeduldig, was sonst so gar nicht seine Art gewesen war.
Mandy sah ihn scharf an. „Ich werde euch nicht alles erzählen können, im Moment ist nicht der richtige Zeitpunkt“, sagte sie mysteriös und genoss jede weitere Sekunde in vollen Zügen. Sie musste sich eingestehen, in dieser Rolle fand sie Spaß. „Nur so viel, Nirrka wird nicht zum Tode verurteilt.“
„Nein?“, fragte das Sklavenmädchen überrascht.
Mandy schüttelte den Kopf. „So ist es. Was für eine Strafe du bekommst, sagte er nicht, aber jedenfalls wirst du leben. Ansonsten kann ich euch nicht alles berichten, es ist streng geheim. Zumindest habe ich einiges über die Kristalle in Erfahrung bringen können.“
„So?“, fragte Maxot beinahe misstrauisch.
„Allerdings“, sagte Mandy äußerst betont. „Ich weiß auch, wie wir an den Kristall von Sator heran kommen.“
„Schieß los!“
„Passt auf, es geschieht folgendermaßen.“ ...
Draußen war die Sonne längst aufgegangen, ehe die Freunde ihren Plan in die Tat umsetzen würden. Die Nacht hätte ihnen freilich Deckung gegeben, aber letzten Endes musste Mandy ohnehin knapp den Rest der Nacht erklären und berichten. Außerdem war es wichtig, dass sie vor der geplanten Aktion noch ein wenig Kräfte sammelten. Das hier war vielleicht ihre letzte Chance. Ein drittes Mal würde sich Sator nicht weich kochen lassen.
„Und du bist sicher?“, fragte Nirrka noch einmal.
„Klar. Ich lenke die Wachen ab, ihr schleicht euch in das Zelt mit dem Kristall und wartet, bis die Sperre erlischt.“
„Und wie soll das geschehen?“
Mandy sah Maxot von der Seite an. „Das lass mal meine Sorge sein. Anschließend schnappt ihr euch ein Pferd und holt mich ab. Macht vorsichtig und lasst euch bloß nicht erwischen, eine neue Gelegenheit werden wir nie mehr bekommen.“
Die beiden nickten, wenn auch etwas Unentschlossen.
Mandy erging es ja im Grunde nicht viel anders. Sie war nervös und lange nicht mehr so abgeneigt von ihrer eigenen Idee gewesen. Um es kurz zu fassen, sie war von ihrem Plan alles andere als überzeugt.
Er konnte doch nur schief gehen!
Am helligten Tage und in aller Öffentlichkeit. Was hatte sie sich da nur ausgedacht?
Sie schöpfte noch einmal tief Atem, warf ihren Mitstreitern einen letzten Blick zu und stürmte plötzlich aus dem Zelt. Hastig orientierte sie sich, was gar nicht so einfach war. Schon, als sie die vielen Menschen hier draußen erblickte, dachte sie nur noch, ihr Plan würde scheitern. Dennoch gab sie nicht auf. Blitzschnell rannte sie unmittelbar an den drei Wachen vorbei. „Sator!“
Ihre Rechnung ging auf. Gleich alle drei Männer stürmten ihr nach und holten sie ein. Mit vereinten Kräften hielten sie Mandy zurück.
„Bist du übergeschnappt.“
„Das Miststück sollte man töten.“
Mandy riss und zappelte wie eine Furie, doch sie konnte die Griffe dreier Männer nicht sprengen. „Lasst mich zu Sator, ich muss mit ihm reden.“
Die Wachen begannen schallend zu lachen.
„Was bildest du dir eigentlich ein?“
„Ich will zu ihm“, begehrte sie auf. Mandy hatte keine Ahnung, ob ihren Freund die Flucht gelungen war. Nur ein einziges Mal hatte sie einen Schatten aus den Augenwinkeln bemerkt.
Hoffentlich war es nicht umsonst.
„Du kleine Hu...“
„Was ist hier los?!“
Der
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