CSI: Miami - Der Preis der Freiheit
finden waren, sondierte Horatio die Umgebung. Auf der Straße herrschte reger Verkehr, aber ein paar Büsche schränkten seine Sicht ein. Er sah nur die Rückseite eines großen Lieferwagens, dessen Besitzer die Leiche entdeckt hatten. Sie verkauften an der Straße Obst und Gemüse, und Ruth war deshalb bei ihnen gewesen. Nachdem sie ihre Besorgungen erledigt hatte, war sie zu ihrem Auto zurückgekehrt. Sie hatte es nicht weit entfernt abgestellt. Irgendetwas in dem Waldstück musste ihre Aufmerksamkeit erregt haben. Sie war darauf zugegangen und nicht wieder aus dem Wäldchen herausgekommen. Einer der Verkäufer hatte die Leiche etwa zwanzig Minuten später gefunden, als er sich hinter einem Busch erleichtern wollte. Yelina redete noch mit ihm, aber allem Anschein nach hatte er sonst nichts gesehen oder gehört.
Calleigh arbeitete sich inzwischen mühsam auf allen vieren durchs Unterholz, und Horatio schaute diskret in eine andere Richtung.
»Horatio?«, rief Alexx. »Mir ist noch etwas an der Leiche aufgefallen. Sie gehörte doch zu demselben Verein wie dieser Phillip Mulrooney, nicht wahr?«
»Das ist richtig.«
»Nun, sie hat genau wie er Einstichstellen am Oberschenkel.«
»Das überrascht mich nicht. Die Leute bekommen in der Klinik allabendlich Vitaminspritzen. Mulrooney hatte kurz vor seinem Tod damit aufgehört.«
»Das erklärt natürlich, warum es sich um intramuskuläre Injektionen handelt. So werden die Vitamine langsamer und gleichmäßiger im Körper freigesetzt.«
»Aber bei Ruth sind die Einstiche noch frisch, nicht wahr?«
»Ich denke schon.«
»Gut. Dann wird uns das toxikologische Screening hoffentlich verraten, was genau diese Spritzen enthalten.«
»Hab ihn!«, rief Calleigh unvermittelt und tauchte aus dem Gebüsch auf. Ihr Haar war verstrubbelt, und an ihrer Kleidung hingen Blätter und Zweige. Triumphierend hielt sie einen Pfeil mit einer blutverschmierten Spitze hoch. »Er war ziemlich tief im Gebüsch, aber er traf offenbar auf einen Ast, in dem er stecken blieb.«
»Gute Arbeit«, sagte Horatio. »Schaffen wir ihn ins Labor!«
»Und dich bringen wir auch rein«, sagte Alexx.
Horatio war klar, dass sie nicht mit ihm gesprochen hatte.
»Hallo, Randolph«, rief Horatio.
»Äh, ich heiße Mark …«, entgegnete der gut aussehende Mann mit dem blauen T-Shirt verwirrt.
»Mark, Randolph – für mich sehen Sie irgendwie alle gleich aus«, erklärte Horatio. »Komm mit, Eric!« Er führte Delko auf die Rückseite des Hauptgebäudes, und Mark kam hinter ihnen her.
»Dr. Sinhurma ist leider nicht da«, erklärte er. »Aber er sagte, wenn die Polizei vorbeikommt, soll ich helfen, wo ich nur kann …«
»Wirklich? Das ist sehr freundlich von Ihnen, Mark. Hat Dr. Sinhurma gesagt, wo er ist?«
»Äh, nein.«
Sie gingen knirschenden Schrittes weiter, und als Delko den Pool sah, fielen ihm beinahe die Augen aus dem Kopf.
»Kein Problem, Mark. Ich bin sowieso nicht gekommen, um mit Dr. Sinhurma zu sprechen.« Horatio blieb vor einem kleineren Nebengebäude stehen, an das auf einer Seite eine überdachte Fläche anschloss, die gut fünfmal länger war als das Gebäude selbst. Gestützt wurde das Dach von Pfosten, die im Abstand von je zwei Metern in den Boden eingelassenen waren. In fünfzig Meter Entfernung waren Strohballen als Zielscheiben auf dem Rasen aufgestellt.
»Wird in diesem Haus hier die Ausrüstung fürs Bogenschießen aufbewahrt?«, fragte Horatio.
»Ja, aber ich habe keinen Schlüssel.«
»Dann besorgen Sie sich einen«, antwortete Horatio freundlich und überreichte Mark ein zusammengefaltetes Stück Papier. »Das ist ein Gerichtsbeschluss, mit dem wir alles durchsuchen und beschlagnahmen können, was mit Bogenschießen zu tun hat.«
Mark zog los, um den Schlüssel aus dem Haupthaus zu holen.
»Ich will wirklich nicht rumkritteln, H.«, sagte Delko und zog sich ein Paar Latexhandschuhe über, »aber selbst wenn wir den Bogen finden, wie wollen wir nachweisen, dass der Pfeil mit ihm abgeschossen wurde?«
»Das, mein Freund, überlassen wir ganz unserer kompetenten Kollegin Ms Duquesne.«
Als Erstes nahm Calleigh sich den Pfeil vor, der eine breite Zwei-Klingen-Spitze besaß. In Calleighs Verwandtschaft gab es einen Onkel, der leidenschaftlich gern mit Pfeil und Bogen auf die Jagd ging, und sie in ihrer Jugend manchmal auf einen Ausflug mitgenommen hatte. Doch schon bald hatte sie gewusst, dass sie den Rückschlag einer Schusswaffe dem Schnappen einer Bogensehne
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