CSI: Miami - Der Preis der Freiheit
vorzog. Dennoch hatte sie viel über diesen Sport gelernt und nichts davon vergessen.
Das Blut von der Pfeilspitze wurde mit dem der Leiche verglichen, aber in dieser Hinsicht erwartete Calleigh keine Überraschungen. Sie war viel neugieriger darauf, was der Rest des Pfeils ihr verraten würde.
Der Schaft war aus Holz und dunkelgrün angestrichen. Die Farbe war jedoch rissig, besonders am oberen Ende, wo die Spitze auf dem Schaft saß. Der Pfeil war mit zwölf Zentimeter langen Federn versehen, die von Hand geschnitten waren. Die Federn waren am Schaft mit Zwirn befestigt und an den Enden mit einer Art Klarlack verklebt worden. Calleigh kratzte etwas von dem Lack ab und nahm auch eine Probe des Zwirns. Die Nocke, die am hinteren Teil des Pfeils die Federn zusammenhielt, war aus Plastik und ziemlich verschlissen, und an einer Seite war sogar eine Ecke herausgebrochen.
Calleigh untersuchte die Spitzen der Federn unter dem Mikroskop und machte dann Fotos. In einer Internet-Datenbank fand sie die exakte Bezeichnung für diese Pfeilspitze: Es war eine Magnus Broadhead mit zwei Klingen und einem Gewicht von einhundertfünfundzwanzig Gramm.
Nachdem sie die Proben von Lack und Zwirn zur Analyse weitergegeben hatte, machte sie sich eine Tasse Tee und wartete auf Horatio.
Auf der Rückfahrt von der Vitality-Method-Klinik – hinten im Hummer türmten sich die beschlagnahmten Bogenschützenausrüstungen – sagte Delko zu Horatio: »Ich verstehe das nicht, Horatio.«
»Was denn, Eric?«
»Dieses Sektending. Ich meine, die Leute geben einfach so die Kontrolle über ihr Leben auf? Sie lassen sich vorschreiben, was sie essen und trinken dürfen? Haben diese Typen denn nichts im Kopf?«
Horatio hielt seinen Blick auf die Straße gerichtet. »Hier geht es nicht um Vernunft, Eric. Sekten machen sich emotionale Schwächen zu Nutze, keine intellektuellen. Die meisten Leute, die angeworben werden, sind gebildet und stammen aus der Mittelschicht. Sie alle fühlen sich unglücklich. Sie glauben, ihre Unzufriedenheit habe eine ganz bestimmte Ursache, und es gebe eine ganz bestimmte Lösung dafür … und diese Lösung serviert ihnen die Sekte auf einem goldenen Teller. Sinhurma hat den ganzen Prozess nur modernisiert – das Internet ist ein wunderbares Medium, um verlorene, einsame Leute anzusprechen, die nach Antworten suchen.«
»Und er kann sie weltweit anwerben.«
»Natürlich. Über seine Website findet er mögliche Kandidaten, die von dem Versprechen ewiger Jugend, Schönheit und Berühmtheit angelockt werden. Und dann werden sie in ein Umfeld geholt, in dem Sinhurma alles kontrolliert.«
Delko runzelte die Stirn. »Das kommt mir furchtbar bekannt vor.«
»Allerdings«, entgegnete Horatio leise. »Suchen, verführen, erobern. Drei von sechs Phasen, die Serienkiller durchlaufen.«
»Und welche fehlen? Die erste und die beiden letzten, nicht wahr?«
»Die Aura-Phase ist die erste, aber die gibt es nicht bei jedem Serienkiller. Halluzinationen, gesteigerte Wahrnehmungsfähigkeit, Fantasien sind die Merkmale dafür. Wenn das, was Ruth Carrell mir über Sinhurmas wirres Gerede erzählt hat, stimmt, könnte man das natürlich dieser Phase zurechnen.«
»Nach der Eroberung kommt die Inbesitznahme der Trophäe«, fuhr Delko fort. »Wie passt das ins Bild?«
Horatio schaute kurz zu seinem jungen Kollegen. »Die Trophäe gibt dem Killer die Möglichkeit, die Tat später noch einmal nachzuvollziehen, wenn die Hochstimmung verflogen ist. Sinhurma muss nichts nachvollziehen. Seine Kontrolle hört ja nicht auf, er hat sie vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. In gewisser Hinsicht ist jeder seiner Patienten eine Trophäe …«
»Und so tritt die letzte Phase, die Depression, gar nicht ein, weil er permanent alles unter Kontrolle hat und stets neue Patienten zu ihm kommen. Er lebt in einer immer währenden Hochphase.«
»Hochphasen halten nicht ewig an. Wie Junkies brauchen Serienmörder immer mehr, um den gewohnten Kick zu bekommen. Wenn Sinhurma für den Tod von Phillip Mulrooney und Ruth Carrell verantwortlich ist, hat er zweimal die ultimative Kontrolle ausgeübt. Du weißt, was das bedeutet.«
Delko nickte ernst. »Er ist auf den Geschmack gekommen. Hältst du ihn wirklich für einen Serienmörder?«
»Ich halte ihn für einen Soziopathen. Wahrscheinlich hat er Psychologie studiert, um seine Fähigkeit, Menschen zu manipulieren, zu perfektionieren, und mit Ernährungswissenschaften hat er den ganzen
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