CSI: Miami - Der Preis der Freiheit
hinauswollen. Wie Sie ja sicherlich verstehen, kann ich Ihnen nicht erlauben, mit meinen Anhängern zu reden.«
»Das weiß ich, aber darum möchte ich Sie auch gar nicht bitten. Ich bitte Sie vielmehr … um eine zweite Chance. Um eine zweite Chance für Ihre Leute.«
»Was?«
»Wenn jemand von Ihren Anhängern Zweifel hat – die er vor Ihnen vielleicht nicht zugeben wollte –, dann stirbt er ganz umsonst. Und ich bin davon überzeugt, dass Sie das nicht wollen.« Horatio hielt inne und hoffte, dass er richtig lag.
»Fahren Sie fort«, forderte Sinhurma ihn auf.
»Wenn jemand Zweifel hat, dann ist das Ihr Fehler. Sie haben die Leute angeführt. Sie haben sie unterrichtet. Sie können sie doch nicht zu einem durch Ihr Versagen sinnlos gewordenen Tod verurteilen, nicht wahr?«
»Was schlagen Sie vor?«
»Lassen Sie die Leute entscheiden. Lassen Sie diejenigen gehen, die Zweifel haben.«
»Ich werde meine Schäfchen nicht im Stich lassen …«
»Sie lassen sie doch gar nicht im Stich, Doktor«, sagte Horatio. »Sie geben Ihnen die Chance, erlöst zu werden. Denn heimkehren können sie doch jederzeit, oder? Die Everglades wird es immer geben. Der Garten besteht ewig fort, nicht wahr?«
»Ja, ja, der Garten ist immer während.«
»Vielleicht sind manche Ihrer Anhänger noch nicht bereit. Vielleicht brauchen sie noch Zeit zum Nachdenken – Zeit, um das zu verarbeiten, was Sie ihnen beigebracht haben.«
»Ach? Noch mehr Zeit, um über meine ›New-Age-Glückskeks-Überzeugung‹ nachzudenken?«, entgegnete Sinhurma kalt.
»Tun Sie doch nicht so, als ginge es hier um Sie und mich, Doktor.«
»Aber es geht sehr wohl um Sie und mich! Das wusste ich bereits, als ich zum ersten Mal mit Ihnen sprach. Haben Sie geglaubt, ich erkenne Sie nicht? Aber vielleicht hat es das Karma so bestimmt, dass Sie genauso wenig die Wahl haben wie ich.«
»Doktor, hören Sie mir zu! In diesem Drama, das Sie hier inszenieren wollen, bin ich nicht die Schlange!«
Das Lachen, das an Horatios Ohr drang, klang beinahe hysterisch. »Die Schlange? Versuchen Sie nicht, mich mit Unwesentlichkeiten zu irritieren, Horatio. Ich weiß ganz genau, wer Sie sind, Mr Caine.«
Horatio hörte es knacken, dann war die Verbindung unterbrochen.
»Tja«, bemerkte er trocken, »das hätte ich mir eigentlich denken können.«
»Also ist er noch verrückter, als wir angenommen haben«, sagte Wolfe.
»Wenn das, was Calleigh Horatio berichtet hat, stimmt, dann ja«, antwortete Delko. »Ein Freund von mir, der nach Afrika reiste, musste einmal ein Mittel gegen Malaria nehmen und erzählte mir, dass er noch Monate danach von Albträumen heimgesucht wurde.«
»Es gibt einen Unterschied zwischen Albträumen und religiösem Wahn«, bemerkte Wolfe. »Und wenn Horatio Kain ist, wer ist dann Abel?«
Delko seufzte. »Das darfst du mich nicht fragen. Sinhurma hat in dieser Hinsicht ganz eigene Vorstellungen, soweit ich weiß. Adam und Eva sind Pornostars, und der Apfel ist … was weiß ich … eine Banane.«
Wolfe und Delko saßen in einer Ecke des Zelts auf Klappstühlen und schenkten sich Kaffee aus einer Thermoskanne ein, während die Reservisten der Küstenwache ihre Ausrüstung aufbauten. Horatio stand ein paar Meter von ihnen entfernt und hatte sein Handy am Ohr.
»Aber wie verdreht seine Logik auch ist, man kann ihm trotzdem beikommen«, sagte Wolfe. »Bei Verhandlungen mit einem Geiselnehmer geht es immer darum, in seinen Kopf einzudringen. Wenn wir herausfinden, wie und was er denkt, finden wir vielleicht einen Weg, ihm das zu geben, was er will, ohne dabei Tote zu riskieren.«
Delko pustete über seinen Kaffee. »Ja, aber das funktioniert nur, wenn der Geiselnehmer etwas haben will, das du ihm auch tatsächlich geben kannst – oder wenn du ihn zumindest glauben machen kannst, dass es in deiner Macht steht. Bei einem Spinner wie Sinhurma ist das nicht so einfach. Bislang ist das Einzige, was er haben wollte, Horatio.«
»Glaubst du, H. lässt sich darauf ein?«
»Er wird es so lange hinauszögern, wie er kann, damit wir Zeit gewinnen. Aber wenn ihm nichts anderes mehr übrig bleibt … ja, dann wird er es tun, das weiß ich.«
»Aber das ist doch verrückt! In dem Moment, in dem Horatio dieses Haus betritt, wird Sinhurma es in die Luft jagen.«
Delko schüttelte den Kopf. »Das weiß Horatio auch. Und wenn er glaubt, dass er den Geiseln dadurch auch nur eine Minute mehr Zeit verschafft, wird er es trotzdem tun.«
Horatio, der immer noch
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