Cugel der Schlaue
dann machte er sich schwankend auf den Weg zu seinen Würmern.
Etwas später hörte Cugel zufällig ein Gespräch zwischen Drofo und Kapitän Baunt mit. »Morgen nachmittag«, sagte Drofo, »werden wir etwas Wind bekommen. Das ist gut für die Würmer. Sie haben ihre volle Kraft noch nicht erreicht, und ich sehe keinen Grund, sie anzutreiben.«
»Natürlich, natürlich«, pflichtete der Kapitän ihm bei. »Und wie findet Ihr Eure Wurminger?«
»Nun, augenblicklich lassen beide noch zu wünschen übrig«, antwortete Drofo. »Lankwiler ist beschränkt und faul. Cugel fehlt die nötige Erfahrung, und er vergeudet Kraft, indem er sich vor den Mädchen brüstet. Er arbeitet nur soviel, wie unbedingt sein muß, und er ist so wasserscheu wie eine Katze.«
»Aber seine Würmer sehen gesund und munter aus.«
Drofo schüttelte abfällig den Kopf. »Cugel tut das Richtige aus den falschen Gründen. Durch Bequemlichkeit überfüttert er seine Würmer genausowenig wie er sie überködert, sie leiden auch kaum unter Schmarotzern. Er verabscheut die Entfernung von Saugstechern, Flossenmilben und auch Wasserstein so sehr, daß er gleich beim ersten Anzeichen dagegen vorgeht.«
»Nun, dann würde ich doch sagen, daß seine Arbeit zufriedenstellend ist.«
»Nur für den Laien! Für einen Wurminger sind innere Einstellung und Einklang mit der Arbeit alles!«
»So habt Ihr Eure Probleme, genau wie ich meine.«
»Oh? Ich dachte, alles wäre in bester Ordnung.«
»Bis zu einem gewissen Grad. Wie Euch vielleicht auffiel, ist Madame Soldinck von starkem und unbeugsamen Willen.«
»Das dachte ich mir fast.«
»Heute beim Mittagsmahl erwähnte ich, daß Lausicaa etwa eine Dreitagereise von unserer Position entfernt sei und wir uns nordöstlich davon befänden.«
»Das wäre auch meine Schätzung gewesen«, sagte Drofo. »Es ist eine interessante Insel. Pulk, der Wurminger, wohnt in Pompodouros.«
»Kennt Ihr die Paphnissischen Bäder?«
»Nicht aus eigener Erfahrung. Wenn ich mich nicht täusche, baden Frauen in diesen Quellen, in der Hoffnung, Jugend und Schönheit zurückzugewinnen.«
»Genau. Madame Soldinck, dessen sind wir uns gewiß einig, ist eine achtunggebietende Frau.«
»In jeder Hinsicht. Sie ist streng in ihren Prinzipien, unnachgiebig in ihrer Haltung, und sie duldet keine Ungerechtigkeit.«
»Stimmt. Bork nannte sie starrsinnig, voreingenommen und streitsüchtig, aber das ist natürlich nicht dasselbe.«
»Borks Sprache ist zumindest direkt«, meinte Drofo.
»Jedenfalls ist Madame Soldinck weder jung noch schön. Tatsächlich ist sie dick und rund. Sie hat ein vorspringendes Kinn und einen Anflug von schwarzem Bart. Sie ist vornehmer Abstammung, und ihr Wille ist eisern, so daß Soldinck sich ihren Vorschlägen beugt. Und nun, da Madame Soldinck in den Paphnissischen Quellen baden will, müssen wir einen Umweg nach Lausicaa machen.«
»Das kommt mir sehr gelegen«, gestand Drofo. »In Pompodouros werde ich den Wurminger Pulk anheuern und dafür entweder Cugel oder Lankwiler entlassen. Sie müssen dann schon selbst zusehen, wie sie auf das Festland zurückkommen.«
»Keine schlechte Idee, falls Pulk immer noch in Pompodouros lebt.«
»Ganz sicher, und er wird nur zu gern auf See zurückkehren.«
»In diesem Fall sind Eure Probleme bereits zur Hälfte behoben. Wen werdet Ihr auf der Insel zurücklassen: Cugel oder Lankwiler?«
»Ich habe mich noch nicht entschieden. Es wird von den Würmern abhängen.«
Die beiden Männer schlenderten davon. Cugel blieb hinter seiner Deckung zurück und dachte über das Gespräch nach. Es würde ihm demnach nichts übrigbleiben, als mit größtem Eifer weiterzuarbeiten und Soldincks Töchtern weniger Beachtung zu schenken, zumindest bis die Galante Lausicaa wieder verließ.
Sofort holte er seine Schaber und entfernte alle Spuren von Wasserstein an seinen Würmern, dann putzte er die Kiemen, bis sie silberrosa glänzten.
Lankwiler hatte sich inzwischen den fortschreitenden Befall von Saugstechern an seinem Außenwurm angesehen. Des Nachts bemalte er die Lenkknoten dieses Wurmes blau und schwamm ihn, während Cugel schlief, um das Schiff herum und tauschte ihn gegen Cugels mustergültigen Außenwurm aus. Dann spannte er ihn an seiner Seite ein, bemalte die Knoten gelb und freute sich, daß er auf diese Weise um eine anstrengende Arbeit herumkam.
Am Morgen erschrak Cugel zutiefst, als er den entsetzlichen Zustand seines Außenwurms bemerkte.
In diesem Moment trat Drofo
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