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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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sich durch das Glas als die plumpe kleine Kogge herausstellte, der er vor mehreren Tagen ausgewichen war. Selbst ohne Würmer müßte er mit kluger Taktik einem so schwerfälligen Schiff entgehen können!
    Mittschiffs richtete er das Segel scharf nach Steuerbord, dann sprang er erneut zum Achterdeck und drehte das Ruder, bis das Schiff sich nach Backbord wendete, und steuerte so dicht nordwärts wie nur möglich.
    Die Besatzung der Kogge durchschaute seine Taktik. Sie bog ab, um ihm den Weg abzuschneiden und ihn in die Mündung zu treiben, doch Cugel ließ sich nicht einschüchtern und behielt seinen Kurs bei.
    Rechts wurde nun die Küste von Gador Porrada sichtbar. Links plagte die Kogge sich wichtigtuerisch durchs Wasser.
    Durch das Glas erkannte Cugel die hagere Gestalt Drofos am Bug, der durch Zeichen Befehl für Dreifachköder gab.
    Madame Soldinck und die drei Mädchen kamen aus der Kombüse und spähten über das Meer zur Kogge. Madame Soldinck brüllte Cugel Befehle zu, die der Wind mit sich trug.
    Die Galante , deren Rumpfform mehr für Würmer-als Segelantrieb gedacht war, driftete nach Lee ab. Um soviel wie möglich aus ihr herauszuholen, bog Cugel mehrere Grad nach Osten ab und räumte dabei durch den Wind näher an die niedrige Küste, während die Kogge unerbittlich auf ihn zukam. Verzweifelt schwang Cugel das Rad, in der Hoffnung, dadurch eine Drehung vor dem Wind zu schaffen, der den Leuten auf der Kogge die Pläne durchkreuzen würde, ganz zu schweigen von Madame Soldincks.
    Um die Wirkung zu verstärken, sprang er auf Deck hinunter, um die Schoten zu stellen, doch ehe er zum Ruder zurückkehren konnte, riß der Wind das Schiff mit sich.
    Hastig kletterte Cugel zum Achterdeck und drehte das Rad nach Steuerbord. Bei einem Blick auf die nahe Küste von Gador Porrada sah Cugel etwas Seltsames: Eine Schar Seevögel spazierte auf der Wasseroberfläche, zumindest hatte es den Anschein. Staunend schaute er ihnen zu, während sie dahin und dorthin wanderten und hin und wieder die Köpfe senkten, um mit den Schnäbeln an der Oberfläche zu picken.
    Die Galante begann langsam gleitend anzuhalten. Offenbar war sie auf die Tustvold-Schlammbank aufgelaufen.
    Daher also der Eindruck, die Vögel liefen auf dem Wasser!
    Eine Viertelmeile seewärts warf die Kogge Anker und ließ ein Boot hinab. Madame Soldinck und die Mädchen winkten aufgeregt. Cugel vergeudete keine Zeit mit einem Lebewohl. Er schwang sich über die Reling und watete an Land.
    Der Schlamm war tief, zäh und stank abscheulich. Ein dicker gerippter Stengel, der an einem Kugelauge endete, hob sich aus dem Schlamm und stierte ihn an, und zweimal griffen ihn Scherenechsen an, denen er glücklicherweise dank seiner größeren Flinkheit entgehen konnte.
    Endlich erreichte er festes Land. Als er sich aufrichtete, sah er, daß das Boot von der Kogge bereits an der Galante angelegt hatte und mehrere Leute an Bord gestiegen waren. Er erkannte Soldinck, der die Faust schüttelnd auf ihn deutete. In diesem Moment wurde Cugel bewußt, daß er sein ganzes Geld an Bord der Galante zurückgelassen hatte, einschließlich der sechs goldenen Zentums, für die er Fuscules Wurm an Soldinck verkauft hatte.
    Das war ein schwerer Schlag! Nun gesellte sich Madame Soldinck zu ihrem Gatten an der Reling und machte ihrerseits beleidigende Gesten, die für Cugel gedacht waren.
    Cugel erachtete es als unter seiner Würde, sie zu erwidern. Er machte sich auf den Weg an der Küste entlang.

3 . Von Tustvold nach Port Perdus z
    Die Säulen
    Im bitteren Wind fröstelnd, stapfte Cugel am Ufer dahin. Die Landschaft war öde und trostlos. Links spülten dunkle Wellen über die Schlammbank; rechts versperrte eine niedrige Hügelkette den Weg land einwärts.
    Cugels Stimmung paßte zu der Gegend. Er besaß weder eine Terce noch auch nur einen scharfen Stock, mit dem er sich gegen Straßenräuber verteidigen könnte. Schlamm quatschte in seinen Stiefeln, und seine durchweichte Kleidung stank nach verwesenden Meerestieren und verrottendem Tang. An einem von der Flut zurückgebliebenen Tümpel wusch Cugel sich die Stiefel aus, wonach ihm das Gehen etwas leichter fiel. Allerdings raubte der Schlamm seiner Kleidung die übliche Würde und Erhabenheit. So, wie Cugel sich dahinschleppte, erinnerte er an einen großen Vogel, der sich aus dem Sumpf gerettet hatte.
    Wo ein träger Fluß ins Meer mündete, gelangte Cugel zu einer alten Straße, die möglicherweise nach Tustvold und zu Essen und

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