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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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gedeiht. Dieser Trümmerhaufen ist alles, was von Makkes Burg übrig ist. Ihr müßt wissen, sie war fünfeckig, genau wie das Amulett.«
    Cugel ging auf die Trümmer zu, weil er einen Hauch von einer Dunstschwade daraus aufsteigen zu sehen glaubte. Kniend räumte er ein paar Steine zur Seite. Er vernahm eine Stimme, dann eine zweite, offenbar in angeregtem Gespräch. Doch so schwach waren diese Stimmen, daß nicht ein Wort zu verstehen war, und als Cugel Nisbet herbeirief, hörte dieser nicht den geringsten Laut.
    Cugel zog sich von den Trümmern zurück. Die Steine abzutragen, mochte zwar magische Schätze zum Vorschein bringen, wahrscheinlicher jedoch unvorstellbare Gefahren. Nisbet war derselben Ansicht, so legten sie einen noch etwas größeren Abstand zwischen sich und die Ruine und setzten sich auf einen moosüberwucherten Stein. Dann holten sie Brot, Käse, gut gewürzte Wurst und Zwiebeln aus dem Beutel und tranken zu dieser Stärkung Bier, das in Tustvold gebraut wurde.
    Der Ossipbaum in der Nähe streckte die schwerenÄste von seinem knorrigen silbergrauen Stamm aus, der gut fünf Fuß im Durchmesser hatte. In dichten Trauben hingen von jedem Zweigende silbergrüne Beeren, jede Beere eine wächserne Kugel von einem halben Zoll.
    Nachdem Cugel und Nisbet gegessen hatten, pflückten sie vier Säcke voll Beeren, denen Nisbet ebenfalls die Schwerkraft entzog. Mit ihrer Ernte hinter ihnen herschwebend, kehrten sie zum Steinbruch zurück.
    Nisbet schleppte einen riesigen Kessel herbei, stellte Wasser auf und fügte die Beeren hinzu, als es kochte. Bald schon bildete sich eine dicke Schaumschicht. »Das ist das Wachs«, erklärte er Cugel und schöpfte es in eine Wanne. Viermal mußte er alles wiederholen, bis sämtliche Beeren gekocht waren und die Wanne voll war.
    »Das war eine gute Tagesleistung«, stellte Nisbet zufrieden fest. »Ich sehe keinen Grund, weshalb wir uns nicht ein feines Mahl gönnen sollten. In der Speisekammer sind zwei große Filets, die Dame Petish, die Fleischerin, geschickt hat. Wenn Ihr das Feuer machen würdet, hole ich dazu passenden Wein.«
    Wieder einmal ließen Cugel und Nisbet sich zu einem reichlichen, herzhaften Mahl nieder. Als Nisbet die zweite Flasche Wein öffnete, klang der Knall einer zuschlagenden Tür und schwere Schritte an die Ohren der beiden Männer.
    Einen Augenblick später trat eine Frau in den Salon. Sie war groß und kräftig, mit muskulösen Armen und Beinen, schweren Backenknochen, einer gebrochenen Nase und dickem roten Haar.
    Nisbet stand auf. »Dame Sequorce! Ich bin überrascht, Euch zu einer so späten Stunde zu sehen.«
    Mißfällig betrachtete Dame Sequorce die üppige Tafel. »Wieso arbeitet Ihr nicht an meinen Säulenstücken, die längst überfällig sind?«
    Kühl und ein wenig von oben herab entgegnete Nisbet: »Heute hatten Cugel und ich wichtige Dinge zu erledigen, und nun, wie es unsere Gewohnheit ist, nehmen wir unser Abendmahl zu uns. Ihr dürft morgen wiederkommen.«
    Dame Sequorce achtete überhaupt nicht darauf. »Ihr nehmt Euer Frühstück zu spät und Euer Abendessen zu früh ein. Außerdem trinkt Ihr zuviel Wein! Und mein armer Gatte muß tief unterhalb von den Männern von Dame Petish, Dame Haxel, Dame Croulsx und anderen kauern. Da Güte offenbar bei Euch nichts ausrichtet, habe ich eine neue Taktik beschlossen: Furcht soll Euch Beine machen! Kurz gesagt, wenn Ihr nicht umgehend meinen Antrag ausführt, werde ich mit meinen Schwestern zurückkommen – und dann könnt Ihr etwas sehr Unerfreuliches erleben!«
    Nisbet bediente sich der sanften Stimme der Vernunft: »Gäbe ich Eurer Bitte …«
    »Keine Bitte, sondern eine Drohung!«
    »… nach, dann würden auch andere Frauen mich einzuschüchtern versuchen, und das wäre dem geordneten Verlauf der Geschäfte abträglich.«
    »Was interessiert das mich? Ich verlange, daß Ihr meine Säulenstücke sofort fertigstellt!«
    Cugel stand auf. »Dame Sequorce, Euer Benehmen ist ausgesprochen unfein! Ein für allemal, Nisbet läßt sich nicht zwingen! Ihr werdet Eure Säulenstücke bekommen, sowie es seine Arbeitseinteilung erlaubt. Und nun verlangt er, daß Ihr sein Haus verlaßt, aber ruhig!«
    »Ah, Nisbet ›verlangt‹ nun, eh?« Sie kam näher und faßte den Steinhauer am Bart. »Ich bin nicht hierhergekommen, um mir Euer Gerede anzuhören.« Heftig zupfte sie am Bart, dann ließ sie Nisbet in Ruhe. »Ich gehe jetzt, doch nur, weil ich meine Botschaft übermittelt habe – und ich warne

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