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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Milliken-Brüdern?«
    Brett sah sie nur an.
    »Das ist vielleicht keine besonders gute Idee«, mußte sie zugeben. Im vergangenen Winter hatten Joe Camber und John Müliken sich fürchterlich gestritten. Es ging um die Kosten für Reparaturarbeiten, die Joe an dem alten Chevrolet Bei Air der Milliken-Brüder ausgeführt hatte. Seitdem hatten Joe und die Millikens wenig miteinander geredet. Einmal hatte Charity versucht, mit Kim Müliken, Freddys Tochter, ein freundliches Wort zu reden, aber Kim hatte sich wortlos abgewandt und war mit erhobenem Kopf weggegangen, als ob sie nicht mit der Hälfte der Jungs ihrer Schule in Castle Rock schon was gehabt hätte.
    Sie mußte daran denken, wie isoliert sie doch dort oben an der Straße Nummer 3 waren. Plötzlich fühlte sie sich einsam, und ihr wurde ganz kalt. Sie wußte wirklich nicht, wem sie zumuten konnte, mit einer Taschenlampe zu ihrem Grundstück zu gehen und Cujo aufzustöbern, um zu sehen, ob alles mit ihm in Ordnung war.
    »Macht nichts«, sagte Brett gleichgültig. »Wahrscheinlich ist das Ganze sowieso albern. Er hat wahrscheinlich nur Kletten gefressen oder so was.«
    »Hör zu«, sagte Charity und legte einen Arm um ihn. »Dumm bist du nun wirklich nicht, Brett. Ich werde morgen früh Alva selbst anrufen und ihn bitten hinaufzugehen. Sobald wir aufgestanden sind. Okay?«
    »Tust du das, Mom?«
    »Ja.«
    »Das wäre fein. Es tut mir so leid, daß ich dich damit belästige, aber ich muß immerfort daran denken.«
    Jim steckte seinen Kopf zur Tür herein. »Ich habe das Scrabble-spiel herausgeholt. Hat jemand Lust zu einem Spiel?«
    »Ich«, sagte Brett und stand auf, »wenn du mir zeigst, wie es geht.«
    »Und du, Charity?«
    Charity lächelte. »Im Augenblick nicht. Ich werde noch ein wenig Popcorn essen.«
    Brett ging mit seinem Onkel hinaus. Sie saß auf dem Sofa und starrte das Telefon an. Sie dachte daran, wie ihr Sohn Brett im Schlaf in der modernen Küche ihrer Schwester einen Phantomhund mit Phantomfutter gefüttert hatte.
    Cujo ist nicht mehr hungrig, nein, nicht mehr.
    Sie gab sich einen Ruck. Wir wollen uns morgen um die Sache kümmern, gelobte sie sich. So oder so. Oder wir fahren selbst nach Hause.

    Vic rief um zehn noch einmal zu Hause an. Niemand nahm ab. Er versuchte es noch einmal um elf. Auch jetzt wurde nicht abgenommen, obwohl er es sehr lange klingeln ließ. Um zehn fing er an, sich zu ängstigen. Um elf packte ihn nackte Angst -wovor, war ihm nicht klar.
    Roger schlief. Vic wählte die Nummer im Dunkeln, horchte im Dunkeln auf das Rufzeichen, legte den Hörer im Dunkeln auf. Er fühlte sich alleingelassen, hilflos wie ein verlassenes Kind. Er wußte nicht, was er tun sollte. Er wußte nicht, was er denken sollte. In seinem Kopf immer wieder dieselbe Litanei: Sie ist mit Kemp abgehauen, mit Kemp abgehauen, mit Kemp abgehauen.
    Vernunft und Logik sprachen dagegen. Er rief sich ihre Gespräche ins Gedächtnis zurück - spulte sie immer wieder ab, vergegenwärtigte sich die Worte, die sie gesagt hatten, und den Ton, in dem sie gesprochen wurden. Sie und Kemp hatten sich zerstritten, und sie hatte ihn zum Teufel gejagt. Das hatte Kemp veranlaßt, seinen rachsüchtigen kleinen Liebesbrief zu schreiben. Das war doch nicht die Situation, in der ein Liebespaar miteinander durchbrannte.
    Ein Streit schließt doch eine spätere Versöhnung mchtaus, widersprach sein Verstand ernst und unerbittlich.
    Und Tad? Sie konnte Tad doch nicht mitgenommen haben. Nach ihrer Beschreibung kam Kemp ihm .wie eine Art Wüstling vor, und obwohl Donna nichts Derartiges erwähnt hatte, wurde Vic das Gefühl nicht los, daß Kemp auf den Rausschmiß ziemlich brutal reagiert haben mußte.
    Liebende tun seltsame Dinge.
    Dieser fremde und eifersüchtige Teil seines Verstandes, von dem er bis zu jenem Nachmittag in Deering Oaks keine Ahnung gehabt hatte, wußte auf alles eine Antwort, und in der Finsternis, in der er saß, fiel es nicht auf, daß die meisten Antworten irrational waren.
    Seine Gedanken bewegten sich zwischen zwei scharf geschliffenen Speerspitzen hin und her: auf der einen Seite Kemp (HABEN SIE IRGENDWELCHE FRAGEN?), auf der anderen die Vision ihres leeren Hauses in Castle Rock, in dem unaufhörlich das Telefon klingelt. Vielleicht hatte sie einen Unfall gehabt. Vielleicht waren sie und Tad im Krankenhaus. Vielleicht hatte jemand eingebrochen. Vielleicht lagen sie ermordet in ihren Schlafzimmern. Allerdings - wenn sie einen Unfall gebaut hätte, wäre er

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